Die Ökomodellregion nimmt Fahrt auf
Autor: Thomas Weichert
Gößweinstein, Freitag, 02. August 2019
Wie die Fränkische Schweiz zum Vorbild für eine umweltgerechtere Gesellschaft werden soll.
Aufbruchstimmung herrschte im voll besetzten Pfarrheim, um die inzwischen staatlich anerkannte Ökomodellregion Fränkische Schweiz voranzubringen und mit Leben zu erfüllen. Zu dieser Auftaktveranstaltung eingeladen hatte der Verein "Zukunft Gößweinstein". Dessen Vorsitzender Klaus-Dieter Preis war fasziniert, dass so viele Interessenten aus den beiden Integrierten Ländlichen Entwicklungsgemeinschaften (ILE) "Wirtschaftsband A 9 - Fränkische Schweiz" und "Fränkische Schweiz aktiv" gefolgt waren.
Als Sprecher der beiden ILEs machte der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab deutlich, dass ihm angst und bang sei, nachdem er kürzlich die Vorträge der deutschen Klimaforscher Harald Lesch und Hans Joachim Schnellhuber gehört hatte. Denn systematisch zerstöre der Mensch die globalen Lebensgrundlagen. Kommunen auch in Deutschland hätten bereits den Klimanotstand ausgerufen. Deshalb habe man sich seitens der beiden ILEs entschlossen, sich für die Fränkische Schweiz als Ökomodellregion zu bewerben.
Nach dem Erfolg dieser Bewerbung wolle man nun erreichen, dass landwirtschaftliche Betriebe in der Fränkischen Schweiz vermehrt auf ökologische Bewirtschaftung umstellen. Dies soll laut Raab durch eine bessere Vernetzung von Erzeugern, Verarbeitern, Verbrauchern sowie den Großküchen der Region erreicht werden. Dazu kündigte er die Gründung einer Steuerungsgruppe an, die in enger Verzahnung mit den politisch Verantwortlichen aus den Mitgliedsgemeinden zusammenarbeiten soll. Das Projektmanagement dazu müsse jetzt installiert werden. Dafür haben die beiden ILEs vorerst ein jährliches Budget von 100 000 Euro, das zu 75 Prozent vom Freistaat gefördert wird.
Aufgebaut werden soll bis 1. November von einem externen Projektmanager ein Netzwerk mit Akteuren aus verschiedenen Organisationen, Institutionen, Behörden, Gruppierungen, Verbänden, Kommunen, Verwaltung und Politik. Als erste Projekte der Ökomodellregion Fränkische Schweiz kündigte Raab ein ökologisches Getreidelager, die Gründung von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, Bioprodukte für Gemeinschaftsverpflegungen, eine Streuobst-Allianz, die Anpflanzung der Sylphie-Becherpflanze anstatt der Vermaisung und eine Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Theatersommer zum Thema "Warum bio?" an. Auch gehe es darum, bei den Bürgern der 29 Fränkische-Schweiz-Gemeinden für gesunde Ernährung mit vor Ort erzeugten Bioprodukten zu werben.
"Das ist ein Witz"
Für den Pottensteiner Ruhestandslehrer Dieter Hoch, einen der Initiatoren der Ökomodellregion, sind die 100 000 Euro lächerlich wenig. "Das ist ein Witz für 29 Gemeinden, denn wir bräuchten für jeden Betrieb, der auf bio umstellen will, eine Anschubfinanzierung von 50 000 Euro", so Hoch. "Da muss ein Aufschrei nach München gehen, sonst sind die Ökomodellregionen nichts weiter als ein ökologisches Feigenblatt."
Raab betonte dazu, dass er sehr wohl wisse, dass es manchen nicht schnell genug gehe und sich viele eine höhere Bezuschussung wünschen. Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann betonte, dass man heute nicht hier wäre, hätte man diese Förderung des Freistaats nicht bekommen. "Mit 29 Gemeinden können wir ein Vielfaches aus den 100 000 Euro herausholen", betonte er.
Dies sieht auch Preis so. Dazu müssten die Kommunen etwas drauflegen und dann der Freistaat auch. "Es wäre eine Katastrophe, wenn die Ökomodellregion nur ein Papiertiger wird", betonte er. Schon im Herbst will Preis zu einer Nachfolgeveranstaltung einladen, um zu sehen, was sich bis dahin getan hat.