Druckartikel: Die Nacht der offenen Kirchen

Die Nacht der offenen Kirchen


Autor: Günther Geiling

Knetzgau, Sonntag, 12. Oktober 2014

Glaube  In Haßfurt öffneten am Freitagabend die Kirchen ihre Pforten. Sechs verschiedene Lokalitäten boten den Besuchern Raum, auf ganz unterschiedliche Weise mit der Institution Kirche in Kontakt zu treten.
Gudrun Greich (links) und Martina Reiß (rechts) spitzen zur Tür der kleinen Stadthalle hinein. Sie sind gespannt, was die Gruppe "five4one" zu bieten hat.


von unserer Mitarbeiterin Sina Mattheus

Haßfurt — Es herrschte Feierabendstimmung in der Kreisstadt. Die letzten Türen der Innenstadtgeschäfte wurden geschlossen und Ruhe kehrte ein. In der Dämmerung führte der Haßfurter Nachtwächter eine Gruppe durch die Stadt, als die Glocken der Stadtpfarrkirche ertönten. Und noch mehr: In ganz Haßfurt läuteten um 19.20 Uhr die Kirchenglocken und luden damit zur "Nacht der offenen Kirchen" ein.
Die Katholische Pfarrei St. Kilian, die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde aus Haßfurt schlossen sich für dieses Projekt zusammen. In Stadtpfarrkirche, städtischer Tiefgarage, kleiner Stadthalle, Kupsch-Keller, Ritter-kappelle und Christuskirche fanden Veranstaltungen statt, die Zugänge zu Kirche und Gott schaffen sollten.

Mut fürs Leben

Thorsten Hueller, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Katholischen Pfarrei St. Kilian tätig ist, machte bei Eröffnungsfeier in der Stadtpfarrkirche besonders deutlich, dass mit Kirchen Orte zur Verfügung gestellt werden, an denen Geborgenheit erfahren und Mut fürs Leben gefunden werden kann. Hierzu lud die Nacht der offenen Kirchen insbesondere ein. "Da werden vielleicht wieder Menschen begeistert von unseren Kirchen und lassen sich vielleicht auch wieder von Gott begeistern", meinte er. Wer wollte, konnte gleich sitzen bleiben, denn ab 20 Uhr zeigte Markus Grimm sein historisch-poetisches Solotheater "Riemenschneider".

"U-Church" für die Jungen

Dass sich auch junge Menschen heutzutage durchaus noch von Kirche faszinieren lassen können, konnte man in der "U-Church, der Jugendkirche in der Tiefgarage" feststellen. Hier spielte unter anderem die Band "Lost in the moment" um Frontfrau Judith Reitelbach. Aktuelle Lieder wie der James Bond Titelsong "Skyfall" oder Ushers "Without you" begeisterten die Zuhörer. Eingeschobene Video-Clips und Geschichten über das Leben ließen Zeit, über Ängste und Sorgen zu reflektieren und Gemeinschaft hautnah zu spüren. Dazu gab es alkoholfreie Cocktails namens "Sunset" oder "Beach Sun".
Wurden Durst und Hunger größer, konnte man sich am Stand der Haßfurter Ministranten oder im Evangelischen Gemeindehaus stärken, um dann beispielsweise den Weg zur Christuskirche einzuschlagen. Dort standen ab 21 Uhr Pastor Viktor Dürsen, Pfarrer Urs Espeel und Studiendirektor Bernd Edrich zum Thema "Was ich der Kirche schon immer einmal sagen wollte" Rede und Antwort. Moderiert wurde die Talkrunde von Oberkirchenrat i. R. Gotthart Preiser. Auch kontrovers diskutierte Themen wie die Theodizee-Frage oder die Stellung der Frau in der Kirche wurden nicht gescheut.
Die Besucherinnen Gudrun Greich und Martina Reiß entschieden sich dafür, bei der Veranstaltung "BeziehungsWa(e)ise" in der kleinen Stadthalle zu verweilen. Die beiden Freundinnen freuten sich, dass in dieser Nacht die Kirchen ihre Türen öffneten und einmal etwas anderes boten. Positiv beeindruckt zeigten sie sich von der Acappella-Band "Five4one", die gleich zum Mitsingen einlud. Und damit war der Abend noch lange nicht vorbei: "Jetzt schlagen wir uns die Nacht um die Ohren", lachte Martina Reiß. Denn die beiden Frauen waren noch nicht im Kupsch-Keller angelangt, in dem ein Filmmitschnitt des ökumenischen Kindermusicals "Auf der Spur von Jesus" zu sehen war. Außerdem konnte in der Ritterkappelle eine Ausstellung zum Thema "Häusliche Gewalt" besucht werden, die spirituell von Pfarrer Stephan Eschenbacher geführt und von Pastoralreferent Johannes Eirich musikalisch begleitet wurde.
Hier fand auch um 23 Uhr das Taizé-Gebet statt, mit dem ein Abend zu Ende ging, der Begegnungen möglich machte. Mit anderen Menschen - und mit Gott.