Die Nachfolge zeitig regeln
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LKR Haßberge, Freitag, 05. Mai 2017
Die Wirtschaftsförderung im Landkreis Haßberge nimmt sich bei einem Informationsabend der Zukunft der Firmen an. IHK und Handwerkskammer mischen mit.
Die frühzeitige und umfassende Regelung der Unternehmensnachfolge ist eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben eines Unternehmens. Um Hilfestellung zu geben, hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HwK) Unterfranken zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.
Neben allgemeinrechtlichen sowie steuerrechtlichen Tipps erfuhren rund 50 Teilnehmer Teilnehmer aus erster Hand, wie Unternehmer ihren Wechsel vollzogen haben. Über die Veranstaltung im Sitzungssaal des Landratsamtes berichtet die Pressestelle der Behörde.
Stellvertretender Landrat Oskar Ebert (FW) und die Referenten des Abends freuten sich unisono, dass im Landkreis Haßberge quasi Vollbeschäftigung herrsche. Allerdings habe diese Vollbeschäftigung mittlerweile dazu geführt, dass zum Beispiel Existenzgründungen so gut wie gar nicht mehr stattfänden. "Damit reduziert sich natürlich das Potenzial möglicher Unternehmensnachfolger", erklärte Oskar Ebert.
Die an der IHK Würzburg-Schweinfurt für Unternehmensrecht zuständige Cornelia Becker-Folk verdeutlichte die Herausforderungen, vor denen die Betriebe auf der Suche nach Nachfolgern im Kammerbezirk momentan stehen. Betroffen seien nicht nur die Unternehmer selbst, sondern stets auch deren Belegschaft. In Zeiten des demografischen Wandels und des anhaltenden Bedarfs an Fachkräften sei es ungemein wichtig, auch die Mitarbeiter rechtzeitig mit ins Boot zu holen und auf die Veränderungen einzustellen. Die IHK habe eine Workshop-Reihe "Herausforderung Generationenwechsel" aufgelegt.
"Kein Notfallhandbuch"
Laut HwK-Unternehmensberater Wolfgang Stumpf sind allein im Kammerbezirk rund 30 Prozent der Betriebsinhaber älter als 55 Jahre. Oft sei festzustellen, dass die Inhaber "kein Notfallhandbuch im Gepäck" hätten. Dieses sei jedoch "ein absolutes Muss".Als typische Fehler bei der Betriebsübergabe wurde benannt, dass der Übergangsprozess nicht rechtzeitig geplant und der Zeitaufwand schlichtweg unterschätzt werde. "Meist wird das Thema Nachfolge ganz einfach verdrängt", so Stumpf.
Der Haßfurter Steuerberater Hubert Frey veranschaulichte anhand einiger Fallkonstella-
tionen die Möglichkeiten und Einsparpotenziale, die durch frühzeitige und geplante Be-triebsübergaben bei der Steuer möglich sind. Auch sein Appell lautete, die Betriebsübergabe möglichst bald anzugehen.
In seinem Vortrag plauderte Otto Kirchner, IHK-Präsident und Inhaber der Königsberger Fränkischen Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, aus dem Nähkästchen. Der Blick in die Firmenhistorie veranschaulichte recht deutlich, welche Probleme und Schwierigkeiten bei und durch Nachfolgeregelungen entstehen können. Aus seiner Sicht ist es unablässig, die Entscheidungsbefugnis auf eine Person zu konzentrieren. Er selbst, so Kirchner, habe daher über Jahre hinweg die komplexe Zusammensetzung und Eignerstruktur aufgelöst, indem er die Gesellschafteranteile peu à peu von seinen Verwandten übernommen habe.
Franz-Josef Göller, Brauereiinhaber in Zeil, unterstrich, dass man klar regeln müsse, wer für welche Entscheidungen im Betrieb zuständig sei. Die unternehmerische Entscheidungsgewalt seiner Brauerei liege bei seinen Söhnen Max, Fritz und Felix - "ausschließlich und endgültig". Göller gab unumwunden zu, dass auch der Zeiler Brauerei Fehler bei der Umfirmierung unterlaufen seien. So habe beispielsweise die viel zu späte Beantragung der neuen Steuernummer und der Arbeitgeber-Betriebsnummer dazu geführt, dass von den Krankenkassen Beiträge doppelt abgebucht wurden, was zu einem Liquiditätsengpass geführt habe.
Michael Brehm, Wirtschaftsförderer des Landratsamtes, warb für die Teilnahme an der demnächst endenden Unternehmensbefragung. Präsentationen der einzelnen Vorträge sind im Portal www.wirtschaftsraum-hassberge.de abrufbar. red