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Die Mühlen liegen romantisch


Autor: Reinhard Löwisch

Wiesenttal, Dienstag, 27. August 2019

Zahlreiche Mühlen gibt es im Wiesent- und Trubachtal. Ihre Geschichte als Einkehrziel beginnt im 19. Jahrhundert mit den Konzessionen zum Betrieb einer Gastwirtschaft und dem Ausschank von Bier.
Die Stempfermühle wird seit 1866 als Gasthof bewirtschaftet und war ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut.  Foto: Reinhard Löwisch


"Die Fränkische Schweiz - das Land der Höhlen, Burgen und Mühlen" - so lautete jahrzehntelang der Werbespruch der Tourismuszentrale, der meist in Verbindung mit dem Logo, in der Werbung und auf Prospekten verwendet worden ist. Die zahlreichen Mühlen, die es vor allem im Wiesenttal und im Trubachtal gab, wurden oftmals zu beliebten Ausflugsgaststätten, weil sie romantisch lagen.

Seit dem Jahr 1869 gibt es in der Schottersmühle, in der es neben Strom auch eine Gastwirtschaft gab, die in der touristischen Hochzeit des vergangenen Jahrhunderts sehr gut besucht und sogar die Exkneipe einer Erlanger Studentenschaft war. 1599 erstmals schriftlich als "Schädermül" erwähnt, erhielt die Mühle am 27. Februar 1869 vom Königlichen Bezirksamt Ebermannstadt eine "Conceßionsurkunde", die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft.

1896 wurde dem Wirtshaus auch eine Pension angegliedert. Im gleichen Jahr erkor die Studentenverbindung Fridericana aus Erlangen (eine akademische Gesangsverbindung) die Schottersmühle zu ihrer Exkneipe. 1963 kam ein moderner Speisesaal dazu. Seit 1968 aufgrund des Ablebens von Müller Bergeat steht die Mühle still, eigener Strom wird bis heute erzeugt. 1981 wurden neun Fremdenzimmer neu gebaut, so dass in der Mühle 18 Doppelzimmer zur Verfügung stehen, die vor allem von Kletterern und Naturliebhabern gemietet werden.

"Keine der unzähligen Mühlen in den felsgeschmückten Flußtälern der romantischen Fränkischen Schweiz war so bekannt, so beliebt, so berühmt und so sehr viel besungen und gepriesen als die Stempfermühle." So beginnt die Beschreibung des Reiseschriftstellers August Sieghardt. Er schreibt weiter: "Wer behauptete, in der Fränkischen Schweiz gewesen zu sein, der musste in der Stempfermühle gesessen sein, denn sie war der landschaftliche Glanzpunkt der Fränkischen Schweiz, ihre romantische Lage war unübertroffen."

Die Geschichte als Einkehrziel beginnt 1866 mit der Konzession zum Ausschank von Flaschenbier. 1881 erschienen die ersten Studenten der Uttenreuther Verbindung, die die Mühle zu ihrer Exkneipe erhoben. Um 1890 baute der Mühlenbsitzer Johann Popp neben seiner Mühle ein erstes Gästehaus, das er fortan an Sommerfrischler vermietete.

Hoher Besuch

1933 zogen die letzten Mitglieder der Familie Popp aus der Stempfermühle weg, hinauf nach Gößweinstein, wo sie mit Thomas Kirchner den Stempferhof bauten - heute eines der wenigen Vier-Sterne-Hotels der Fränkischen Schweiz. 1859 - also noch einige Jahre, bevor man in der Stempfermühle Bier ausschenken durfte - war hoher Besuch hier: Victor von Scheffel besah sich die romantische Lage der Mühle, vermisste aber ein kühles Bier und dichtete darüber: "Dem Fels entsprudeln stark und kühl / drei nah vereinte Quellen / Und tragen bei der Stempfermühl / zur Wiesent ihre Wellen / Wo Wiesent einst und Elch und Ur / vreislich zur Tränke trabte / Doch wars gottlob doch einmal nur / das Wasser uns erlabte."

Mindestens ebenso schön liegt die Neumühle im Ahorntal, in einem mäandernden Tal, das die Sophienhöhle beherbergt und 60 Meter über sich majestätisch thronend die Burg Rabenstein hat, die im vergangenen Jahrhundert zu einem Hotel umgebaut worden ist. In der Neumühle herrschte der "Höschn-Hans" eine Institution und sehr geschätzter Studentenvater, "der mit den jungen Musensöhnen sehr gut umzugehen wusste", berichtete August Sieghardt.

Ausgrabungen locken

Seine Familie betrieb seit 1829 das Gasthaus, das er mit seiner Frau Kunigunde, geborene Schneider aus Ringau bei Plankenfels, bewirtschaftete. Der Hans war bei allen Ausgrabungen in der Sophienhöhle dabei, die 1833 entdeckt worden war. Als Höhlenforscher hat er eine große Sammlung von Ausgrabungsgegenständen angelegt, die sogar bei der im Jahr 1880 in Berlin stattgefundenen Ausstellung "prähistorischer Funde aus Deutschland" im Abgeordnetenhaus gezeigt wurde.

Den Gasthof besitzt die Familie Hösch schon seit mehr als 250 Jahren. Er hat sich zu einem sehr beliebten Ausflugsziel entwickelt. Von ihm führt ein direkter Wanderweg zur Sophienhöhle und zur Burg Rabenstein mit Falknerei.