Die Menschenrechte vor Gericht
Autor: Niklas Schmitt
Bamberg, Freitag, 07. Juni 2019
Das WildWuchs-Theater hat sich mit dem dokumentarischen Stück "Srebrenica. Nie wieder!?" dem Völkermord an den bosnischen Muslimen gewidmet - der größte Völkermord in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Wie gehen wir damit um?
Niklas Schmitt Nach einer Deutung des Philosophen Srecko Horvat ist der Balkan das Unterbewusstsein Europas. Auf dem Balkan wurde der erste Weltkrieg ausgelöst. Und während sich in Deutschland alle über die Wiedervereinigung gefreut haben, gab es auf dem Balkan einen Krieg, in dem die serbisch-bosnische Armee 1995 einen Völkermord an den bosnischen Muslimen begangen hat, dem über 8000 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Weder Versorgung, noch Hygiene
Männer wurden reihenweise hingerichtet, Frauen vergewaltigt, auch jene, die sich in einer Schutzzone der Vereinten Nationen unter der Leitung des niederländischen Offiziers Thomas Karremans befanden.
Srebrenica war umstellt, Versorgung und Hygiene konnten kaum gewährleistet werden, der Niederländer hatte zu wenige Kräfte, um sich gegen die Offensive der serbischen Armee zu wehren. Der angeforderte Luftschlag fiel zu gering aus, um helfen zu können.
Darstellung und Anklage
Man weiß recht wenig über die Staaten Ex-Jugoslawiens. Warum ist der Vielvölkerstaat zusammengebrochen, was hat zu den Bosnien-Kriegen in den 1990er Jahren geführt? Wo kam der Hass her, mit dem sich die serbischen Soldaten an den bosnischen Muslimen vergangen haben?
Das WildWuchs-Theater hat nun den Völkermord mit einem Stück nach dem englischen Dramatiker Nicolas Kent thematisiert: "Srebrenica. Nie wieder!?" Regisseurin Christine Renker versucht, den Spagat zwischen Darstellung der schrecklichen Ereignisse und der Anklage des mitteleuropäischen Versagens in Einklang zu bringen.
Das Stück selbst erzeugt in seiner Nüchternheit, die durch den engen Raum in der Gaststätte "Drei Linden" unterstützt wird, einen großen Schrecken. Denn der Text ist nichts anderes als ein übertragener Ausschnitt aus dem Den Haager UN-Tribunal, das 24 Jahre nach dem Massaker versucht hat, die Schuldfrage zu klären.
Dabei werden nicht die Hauptverantwortlichen - Ratko Mladic, Slobodan Miloševic oder Radovan Karadzic - in den Fokus gerückt, sondern auf serbischer Seite jemand, der an den Erschießungskommandos teilgenommen hat.