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Die letzte große Fahrt der Flößer


Autor: Gerd Fleischmann

Kronach, Donnerstag, 06. Sept. 2018

Vor zehn Jahren wurde den Frankenwaldflößern auf dem "Hallstadter Stück" ein begeisterter Empfang in Kemmern, Hallstadt und Bischberg bereitet. Heute ist eine solche Floßfahrt nicht mehr möglich.
Die Attraktion zum "Tag des offenen Denkmals" im Jahr 2008 war im Bamberger Umland die Floßfahrt eines 70 Meter langen "Hallstadter Stücks" auf dem Main von Kemmern nach Bischberg durch die Frankenwaldflößer. Bereits eine Woche zuvor wurden die ersten vier Flöße in Unnersdorf bei Lichtenfels gestartet. Auftraggeber war der Verein "Flussparadies Franken".  Foto: Gerd Fleischmann


Vor zehn Jahren, im September 2008, erlebten die Bewohner am Main zwischen Kemmern, Hallstadt und Bischberg ein außergewöhnliches Spektakel: Ein fast 70 Meter langes und 5,30 Meter breites Riesenfloß mit 30 einsatzfreudigen Flößern aus dem Frankenwald besetzt, war die Attraktion zum "Tag des offenen Denkmals" schlechthin. Mehrere Tausend Menschen jubelten den Flößern zu. Der Empfang in Kemmern, Hallstadt und Bischberg war überwältigend.

Doch nach zehn Jahren hat sich die Welt am Main verändert. Durch umfangreiche Renaturierung ist nun solch eine Floßfahrt nicht mehr möglich. Aber auch monatelange Trockenheit, wie dies heuer der Fall ist, hinterlässt vor allem bei der touristischen Flößerei in Wallenfels tiefe Spuren.

Und so war es im Jahr 2008: Die tatendurstigen Männer aus dem Frankenwald hatten nichts verlernt. Souverän gingen sie beim Zusammenbau mit dem Breitbeil, dann später bei der Fahrt mit Floßbaum und Floßhaken um und erreichten kurz nach 15 Uhr sicher den Fischerhafen Bischberg.

Diese zeitaufwendige Aktion erwies sich vor allem für die älteren Semester als wahrer Jungbrunnen. Erinnerungen an die Jugendzeit wurden wieder wachgerufen, als man noch mit dem Vater das harte Flößerdasein kosten durfte.

Das "60-Tonnen-Gefährt", am Samstag, 13. September 2008, von den Flößern aus Wallenfels, Unterrodach, Friesen und Neuses in Kemmern unter der Regie von Floßmeister Andreas Müller, genannt Siegmund, aus Wallenfels im Achterverbund zusammengebaut, wurde von zahlreichen Menschen entlang des Mains bejubelt. Die Älteren im Bamberger Umland erinnerten sich noch an die alten Zeiten vor 40 Jahren. Damals endete diese umweltfreundliche Transportmöglichkeit auf dem Wasserweg.

Für den Verein Flussparadies Franken, der in Kooperation mit den Frankenwaldflößern, mit dem Wissenschaftler Thomas Gunzelmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, mit Diplom-Ingenieurin Christine Dorn sowie mit den Flößervorständen Gerhard Wich-Heiter (Unterrodach), Edgar Dunst (Neuses), Heinz Ring (Wallenfels) und Georg Geiger (Friesen) die Floßfahrt mit dem sogenannten "Hallstadter Stück" organisierte, war dieses Gemeinschaftsunternehmen eine großartige Werbung für den alten Berufsstand. Unter anderem hatten das Wasserwirtschaftsamt, das Landratsamt Kronach, die DLRG und das Technische Hilfswerk das werbewirksame Vorhaben unterstützt. Insgesamt wurden acht Floßböden mit jeweils acht 16 Meter langen Fichtenstämmen zusammengebaut.