Die Lebensmittel kamen von außerhalb
Autor: Dr. Manfred Welker
Herzogenaurach, Mittwoch, 17. März 2021
Im Juni 1945 bemühte sich Bürgermeister Adam Hubmann, durch die Amerikaner besetzte Häuser wieder frei zu bekommen. Für die Herzogenauracher wurden von ortsansässigen Speditionen in Igensdorf 70 Zentner Kirschen und in Kitzingen Gemüse abgeholt.
Eine Anordnung des Regierungspräsidenten in Ansbach vom 12. Mai 1945 zum Ladenschluss gab Landrat Valentin Fröhlich am 1. Juni 1945 weiter. Lebens- und Genussmittelgeschäfte einschließlich des Lebensmittelhandwerks waren an Werktagen von 7 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr geöffnet zu halten. Die Belieferung der Milchgeschäfte durch die Molkereien hatte frühzeitig zu erfolgen, so dass ein Verderben der Milch ausgeschlossen war.
Am gleichen Tag forderte Landrat Fröhlich die Landwirte dazu auf, die bei ihnen eingestellten Wehrmachtspferde zu melden. In den nächsten Tagen sollte ein Transport von Pferden aus Süddeutschland ankommen. Landwirte, die ein Zugtier benötigen würden, sollten ihren Bedarf anmelden.
Am 1. Juni 1945 wurde auch die Verlängerung der Ausgehzeit von morgens 5 Uhr bis abends 21.30 Uhr verfügt. Dadurch konnten sich die Herzogenauracher weitere eineinhalb Stunden länger außerhalb ihrer vier Wände bewegen.
Die ehemals eigenständige Sparkasse Herzogenaurach war durch einen geplatzten Kredit an die Firma "Noris" vom 8. April 1924 in Höhe von 2000 Goldmark in finanzielle Schieflage geraten. Der einzige Ausweg während der Inflationszeit bestand darin, dass die Sparkasse Erlangen die städtische Sparkasse am 1. April 1926 übernahm. Diese Tatsache konnten die Herzogenauracher Politiker und Geschäftsleute nie richtig verwinden.
Das Ringen um die Sparkasse
Aus diesem Grund wies Landrat Fröhlich als echter Herzogenauracher am 4. Juni Bürgermeister Adam Hubmann an, den Vertrag zwischen der Stadt- und der Bezirkssparkasse Erlangen zu kündigen. Die Geschäfte sollten ab 1. Juli 1945 von der Kreissparkasse Höchstadt/Aisch übernommen werden. Die Kündigung hatte allerdings nicht den gewünschten Effekt. Auch heute noch ist die Sparkasse Herzogenaurach eine Zweigstelle der Sparkasse Erlangen, die inzwischen mit der Kreissparkasse Höchstadt vereinigt wurde.
Waschmittel aus Schweinfurt
Größere Sorgen bereitete dem Herzogenauracher Bürgermeister Hubmann allerdings die Versorgungslage. In einem Bericht vom 4. Juni 1945 an das Ernährungsamt in Höchstadt stellte er fest, dass in der Stadt nur ein Bestand von 250 Kilogramm Zucker vorrätig wäre, womit die auf den Lebensmittelkarten aufgedruckte Menge nicht ausgeteilt werden könne. Hubmann regte daher den Versuch an, Zucker mit Lastautos in Halle oder in Regensburg abzuholen.
Außerdem ermächtigte er am 9. Juni 1945 Fuhrunternehmer Heinrich Peetz zur Abholung von Kindernährmittel und Reisflocken bei der Firma Weghorn in Schwabach sowie von 5000 Stück Waschpulver, 360 Stück Kinderseife und 5000 Stück Einheitsseife bei der Firma Ribot ebenfalls in Schwabach am 18. Juni. In Schweinfurt sollte er am Freitag, 22. Juni, 5000 Stück Waschmittel abholen. Als Begleiter fuhr Oberinspektor Schramm im Lastwagen mit.