Die Konkurrenz lebt billiger
Autor: Gabi Bertram
Niederndorf, Samstag, 08. Februar 2020
Hans-Peter Friedrich trifft in Niederndorf mit Wolfgang Stammberger auf einen Unternehmer, der in schwierigen Zeiten Mut beweist. Der Bundestagsvizepräsident rät, das Kostenniveau in Deutschland in den Fokus zu rücken.
Die Herausforderungen der Zeit standen im Mittelpunkt des Betriebsbesuchs des ehemaligen Innenministers Hans-Peter Friedrich, heute Bundestagsvizepräsident, beim mittelständischen Unternehmen Stammberger Werkzeugbau. Dort, im Bad Rodacher Stadtteil, wird High Tech praktiziert - mit all den Problemen, vor denen Industrie und Mittelstand derzeit stehen.
Vor 25 Jahren hat sich der Werkzeugmachermeister Wolfgang Stammberger selbstständig gemacht. Er hat eine Firma aufgebaut, die dem einstigen Standort, einem Kuhstall, längst entwachsen und im Zeitalter der Digitalisierung angekommen ist. Rund sechs Millionen Euro hat der Unternehmer in diesen zweieinhalb Jahrzehnten in modernste Technik investiert, täglich um die 14 bis 16 Stunden gearbeitet, kaum an Urlaub gedacht, für 15 Mitarbeiter Arbeitsplätze geschaffen und mit Leidenschaft auch seine beiden Söhne Bastian und Kai für den Werkzeugbau begeistert.
Das Unternehmen unweit der Landesgrenze zu Thüringen ist spezialisiert auf die präzise Fertigung komplexer Einzel- und Serienteile für den Maschinen-, Formen- und Prototypenbau in der Region und deutschlandweit. Erst vor zwei Jahren war erneut in die vernetzte und digitale Fertigung kräftig investiert worden. Inzwischen müssen sich die Stammbergers gegen eine weltweite Konkurrenz behaupten, die mit niedrigeren Belastungen günstiger produzieren kann.
Mit dem Rücken zur Wand
Damit hat das Unternehmen Stammberger hat mit all den Problemen zu kämpfen, die die globale Digitalisierung, der Wettbewerb und die Spezifik der deutschen Wirtschaft mit sich bringen. Grund genug für den CSU-Ortsverband Bad Rodach, den Arbeitsbesuch des Bundestagsvizepräsidenten Dr. Hans-Peter Friedrich um einen Unternehmensbesuch auszuweiten.
Der Standort Deutschland, berichtete Wolfgang Stammberger, sei ein schwieriger. "Wir stehen schon mit dem Rücken an der Wand", sagt er und meint damit das Lohngefüge und den Fachkräftemangel, aber auch steigende Energiepreise und eine Steuerpolitik, die am Ende die Rentabilität in Frage stellt. All das belaste den Mittelstand und schränke den Wettbewerbsfähigkeit ein. Trotzdem ist Stammberger überzeugt, dass sich Innovation und Digitalisierung auch in kleinen Betrieben auszahlt. Vor allem in seiner Branche. Werkzeugbauer, das habe schon sein Meister vor Jahrzehnten gesagt, ist der "König der Metallberufe".
Als Wirtschaftspolitiker, stimmt Friedrich unisono in die Problemdarstellung ein, würde auch er in Berlin oft an seine Grenzen stoßen. "Unsere vermeintliche Wettbewerbsfähigkeit", meint er, "ist gar nicht mehr vorhanden." Die Politik beschäftige sich mit Personaldebatten, Personen und Eitelkeiten und verspiele ihr Image in der Bevölkerung und das Vertrauen der Öffentlichkeit. Vielmehr müsse es darum gehen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen und im Weltmaßstab konkurrenzfähig zu bleiben. Dazu gehöre auch das Kostenniveau - vom Lohn- bis zum Energiebereich bis zu einer dringend notwendigen Unternehmenssteuerreform.
"Es wird höchste Zeit, den Zusammenhang zwischen der Kostenentwicklung und der Erhaltung von Arbeitsplätzen in den Fokus zu rücken." Auf dem Weg in die Welt der Digitalisierung bräuchten Unternehmen finanzielle Spielräume für zukunftsweisende Investitionen und die deutsche Wirtschaft Förderung und Unterstützung bei der Transformation von Forschungsergebnissen in die Praxis. Für Friedrich ist die Digitalisierung das Zukunftsthema Nr. 1. "Nur so kann Deutschland bestehen. Und dass noch mehr den Mut eines Stammbergers haben, ist mein Wunsch."