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"Die Kirche zieht sich zurück"


Autor: Anette Schreiber

Oberhaid, Dienstag, 26. Sept. 2017

Der Domberg baut nichts mehr neu. Auch keine Anbauten. Dabei bräuchte die Oberhaider Kita mehr Raum. Die Gemeinde ist derzeit ratlos, Bürgermeister Carsten Joneitis richtig sauer.
Wie geht es nun weiter mit der kirchlichen Kita Maria Hilf in Oberhaid. Sie bräuchte eigentlich einen Krippen-Anbau. Foto: Anette Schreiber


Anette Schreiber

Das Oberhaider Problem könnte sich zu einem für alle Landkreisgemeinden mit kirchlichen Kindertagesstätten auswachsen: Der Domberg baut nicht mehr neu.
Oberhaid wächst weiter. Das zieht entsprechenden Betreuungsbedarf in den Kindertagesstätten nach sich. In der Gemeinde gibt es in Oberhaid eine Kindertagesstätte - Maria Hilf - die unter kirchlicher Trägerschaft steht, sowie eine unter gemeindlicher Trägerschaft, den Kindergarten Regenbogen. Dazu gesellt sich im Gemeindeteil Staffelbach eine weitere Kita, die gleichfalls unter kirchlicher Trägerschaft steht.
Um dem ermittelten Bedarf im Krippenbereich gerecht zu werden, müsste an der Kita Maria Hilf angebaut werden. Doch dem steht ein Grundsatzbeschluss der Erzdiözese entgegen. Der besagt, dass keine zusätzlichen Neubauten mehr errichtet werden. Darunter fällt auch der Anbau an die Kita Maria Hilf.
Was tun? Wie Erster Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) dem Gemeinderat berichtete, hatte es ein Gespräch mit der Kindergartenbeauftragten der Kirchenstiftung Oberhaid, Kirchenpfleger sowie dem Baudirektor und dem Architekten der Diözese gegeben, in dem genau dieser Sachverhalt besprochen und dabei auch auf die Grundsatzentscheidung verwiesen wurde.


Gutes Verhältnis

Bisher war das Verhältnis der einzelnen Einrichtungen in der Gemeinde gut, arbeitete Joneitis heraus. Im Kindergarten Maria Hilf, so der Bürgermeister im Gespräch mit dem Fränkischen Tag, gibt es eine Krippengruppe, aber auch Bedarf für eine weitere. In Staffelbach gibt es einen eingruppigen Kindergarten und eine Krippengruppe. Der gemeindliche Regenbogen-Kindergarten ist viergruppig, also ohne Krippe; es werden hier aber auch schon Kinder ab zweieinhalb Jahre betreut.
Wie kann Oberhaid nun den weiteren Bedarf an Krippenplätzen decken? Im Gemeinderat wurden Alternativen erörtert, die in dem Fachgespräch angesprochen worden waren.
Für die Gemeinde dabei war neben Bürgermeister Joneitis die in der Gemeindeverwaltung für Kindergartenangelegenheiten zuständige Sachbearbeiterin Nadja Göhl. Sie gab ausführlich Einblick in die Thematik.
Die einzelnen Lösungsmöglichkeiten stellte dann Carsten Joneitis vor. Variante A: Die Gemeinde errichtet am Kindergarten Maria Hilf auf eigene Kosten den erforderlichen Neubau, übernimmt die Baulast dafür und für die anderen bestehenden Gebäude. Träger der Einrichtung bleibt die katholische Kirchenstiftung.
Variante B: Die Gemeinde übernimmt auf Basis einer Erbpacht die gesamten Immobilien auf dem Areal der Kita Maria Hilf, Träger bleibt die Kirchenstiftung. Variante C: Die Gemeinde errichtet unterhalb des gemeindlichen Regenbogen-Kindertagesstätte eine Kinderkrippe, Träger wird die Gemeinde.Variante D: Im Prinzip wie C, nur soll ein anderer Träger und nicht die Gemeinde Oberhaid die Einrichtung betreiben.Variante E: Die Gemeinde Oberhaid baut an der Kita Maria Hilf und an der Kita Regenbogen an.
Wichtig ist dem Gemeinderat eine Kontinuität für die Kleinsten, dass sie also die Möglichkeit haben, nahtlos von der Krippe in den Kindergarten gehen zu können, sie sich hier also nicht umgewöhnen müssen.
Ein anderer Aspekt, den es bei der Entscheidung zu berücksichtigen gilt, sind die Folgekosten nach einem Anbau. Hier gilt es, alles unter dem Aspekt der langfristigen Kosten zu beurteilen.
Ein Krippenneubau könnte aber auch der bestehenden in Staffelbach, die nicht ganz ausgelastet ist schaden. Wie der Bürgermeister ausführte, haben Eltern Wahlfreiheit, wohin sie ihr Kind geben. Aus Oberhaid dürfte es nicht ganz leicht sein, das Kleinkind nach Staffelbach zu bringen. Auch wieder unter dem Aspekt der Kontinuität, also dem Verbleib in ein und derselben Einrichtung.
"Das ist ein dickes Brett, das da auf dem Tisch liegt", kommentierte denn auch Claus Reinhardt (SPD) die Problematik. Herbert Ramer (UBV) merkte an, man müsse bei der Finanzierung in jedem Fall versuchen, die maximale Förderhöhe zu erreichen. Erster Bürgermeister Joneitis äußerte seinen Unmut: "Die Kirche zieht sich bewusst zurück."
Zweiter Bürgermeister Peter Deusel (UBV) betonte, "es geht um die Kinder". Er forderte eine Lösung, bei der alle drei Kindergärten in einem Boot sitzen. Ottmar Schels (CSU) forderte, in jedem Fall etwas "auf lange Sicht" zu machen.
Das Thema diente zunächst, so Joneitis, "zur Kenntnis".