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Die Kirche lädt zum stillen Gebet


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Freitag, 13. März 2020

Vor allem in Zeiten der Krise sei das Gotteshaus ein Ort der Ruhe, sagt Pfarrer Helmut Hetzel. Schulen und Kindergärten haben die nächsten Wochen geschlossen. Über eine mögliche Kinder-Betreuung wird noch beraten.
Die Stadtpfarrkirche St. Magdalena ist offen für Menschen, die in der Krise Ruhe suchen.  Foto: Bernhard Panzer


Bernhard Panzer Nicht nur an den Schulen war gestern telefonisch kaum ein Durchkommen. Was wohl viele schon vermutet hatten, wurde von Ministerpräsident Markus Söder um 9 Uhr bekannt gegeben: "Alle Schulen und Kindergärten in Bayern haben ab Montag wegen des Corona-Virus geschlossen.

Es waren Besprechungen angesagt, Lehrer und Personal stimmten sich über das weitere Vorgehen ab. Das galt auch für die Kirchen als Träger der Kindertagesstätten. Drei Wochen Corona-Auszeit, dann zwei Wochen Osterferien - das will organisiert sein.

Sehr schnell reagierte die Realschule. Auf der Homepage wurde umgehend veröffentlicht, dass die Schule zum einen ab kommenden Montag, 16. März, bis einschließlich 19. April geschlossen bleibt. Zum anderen werden die Eltern informiert, dass über das Betreuungsangebot von Schülern der fünften und sechsten Klassen zeitnah informiert werde. Das gleiche gelte "für sonstige Maßnahmen".

Auch die Mittelschule hatte schon bald Hinweise im Netz. Die Praktika für die achten und neunten Klassen entfallen demnach ersatzlos. Der Elternsprechabend am 26. März entfalle vorerst auch, soll aber nachgeholt werden.

Pfarrer Helmut Hetzel hat ein Dutzend Kindertagesstätten in seinem Seelsorgebereich, der auch Weisendorf und Hannberg umfasst, unter seiner Obhut. Rund 1300 Kinder müssen ab Montag zuhause bleiben. Zu den Einrichtungen unter Trägerschaft der katholischen Kirche zählen auch die beiden Kinderhorte an der Carl-Platz-Schule.

Eine Betreuung von Kindern, nur weil beide Elternteile berufstätig sind, könne man nicht anbieten, sagt Hetzel. Da gibt es eine klare Anordnung von der Regierung, die übrigens auch die Schulen betrifft. Es gelte ein grundsätzliches Betretungsverbot. Ausnahmen könne man nur in ganz bestimmten Fällen machen. Das heißt, eine Betreuung sei möglicherweise für Kinder möglich, deren Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind. Dazu zählen medizinische Berufe, also beispielsweise Ärzte oder Pflegepersonal, sowie Menschen, die sicherheitsrelevante Aufgaben haben, wie Polizisten. Bei einer "selbsternannten Not" greife das jedoch nicht.

Abgesagt werden, erst einmal gültig bis Ostern, von der katholischen Kirche alle Veranstaltungen. Das gelte auch für die Treffen von Kommunion- oder Firmgruppen, ebenso für Konzerte. Die Gottesdienste hingegen wolle man beibehalten. Bereits vor zwei Wochen habe man besondere Hygienevorschriften erlassen, beispielsweise für die Kommunionhelfer, die sich desinfizieren. Auch könne man den Friedensgruß, bei dem sich die Kirchenbesucher die Hand geben, anders ausgestalten.

Abgesagt wurden bis Ostern die Gottesdienste in den Altenheimen. Und auch die 9-Uhr-Messe im Liebfrauenhaus erfährt eine Veränderung: Sie wird bis auf weiteres in St. Magdalena gefeiert. Denn die Stadtpfarrkirche sei groß genug, dass die Gläubigen einen entsprechenden Abstand halten können.

Auch deshalb möchte man die Gottesdienste nicht nur an diesem Wochenende beibehalten. Das sei der momentane Stand und der könne sich freilich ändern.

Wichtig ist für Stadtpfarrer Helmut Hetzel, dass das Gotteshaus tagsüber geöffnet ist - für das stille Gebet, für den Beistand in der Krise. So sieht es auch ein besonderes Angebot der offenen Kirche. "Bitten und Beten in der Kirche" spricht die Menschen an, wenn sie sich in das Gotteshaus zurückziehen möchten. Zusätzlich sei an den Mittwochabenden ein gemeinsames kurzes Gebet zum Thema, und gegen die Angst, möglich.

"Das ist auch eine seelsorgerische Aufgabe", sagt Pfarrer Hetzel, "dass die Kirche in Notsituationen ansprechbar ist." Und: "Wir wollen erreichbar sein." Das betreffe auch den Besuch kranker Menschen zuhause, die erforderlichen Schutzmaßnahmen freilich beachtend.