"Die Kirche ist nicht unfehlbar"
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Freitag, 03. Dezember 2021
Glaube Seit November leisten Jacqueline Barraud-Volk und Thomas Volk Seelsorge in Bad Kissingen. Für die beiden ist Kirche mehr, als nur der Gottesdienst. So denken die beiden über eine moderne Kirche.
Johannes Schlereth
Freiheit, Demokratie und Glauben - Begriffe, die in zahlreichen Diskussionen rund um die Pandemie stets fallen. Und: Wörter, die für Jacqueline Barraud-Volk und Thomas Volk ebenfalls eine Schlagkraft haben. Die beiden sind die neuen evangelischen Pfarrleute der Kissinger Gemeinde. Die beiden Theologen haben klare Vorstellungen davon, was Kirche heutzutage leisten muss.
"Die Kirche muss ins Leben der Leute. Es geht um die Begegnung", sagt Jacqueline Barraud-Volk. Das ist derzeit allerdings mit Hürden verbunden. Aber die beiden haben einen Weg gefunden, um das zu realisieren. "Besuche und Seelsorgegespräche sind schwer. Aber es ist viel möglich. Man kann dafür nach draußen gehen oder telefonieren." Ihr Mann fügt an: "E-Mails oder Whatsapp - das ist ja heute alles keine große Sache mehr." Jacqueline Barraud-Volk scherzt: "Mit Gott lässt sich ja auch nur schwer Face-to-Face sprechen."
Kommunikation - nicht nur mit Gott - ist der Theologin aus dem Schwarzwald wichtig und für sie fester Teil einer funktionierenden Gesellschaft. "Gott hat uns einen Verstand gegeben, den wir nutzen dürfen. Demokratie ist für mich immer mit einem gegenseitigen Ringen und Auseinandersetzungen verbunden. Es muss eine Bereitschaft zum Dialog geben." Dabei sei gegenseitige Rücksichtnahme wichtig. Ein Beispiel ist die Corona-Pandemie: "Freiheit bedeutet nicht, dass ich alles machen darf. Freiheit heißt, dass ich auch eine Verantwortung für andere Menschen habe. Niemand kann sagen 'ich nehme mich hier raus'."
Zusammenstehen
"Mich wundert es, wie man die Wissenschaft verneinen kann, das muss ich als Theologin ganz klar sagen", macht sie deutlich. Einen Widerspruch zwischen Glauben und Forschung sieht sie nicht. "Die Theologie bleibt ja auch nicht stehen und entwickelt sich weiter. Ich hatte zu Beginn der Pandemie auch Angst." Linderung brachte die Wissenschaft: "Ich war dankbar, als ich gesehen habe, dass Menschen aus der ganzen Welt gemeinsam einen Impfstoff entwickelt haben. Wir können was - nicht nur zerstören."