Für sie und ihren Mann ist ein solcher Moment eine Kernkomponente des Glaubens: Menschen, die zusammenstehen und das Bündel gemeinsam tragen. "Glaube ist kein Automatismus, um sich alles schön zu reden." Thomas Volk bestätigt das. Er meint: "Bei der Vorbereitung für die Konfirmation hat mir ein Mädchen gesagt, dass es für sie beim Beten nicht darum geht, um zu bitten und plötzlich ist das Ergebnis da. Wenn ich meine Anliegen ausgesprochen habe, geht es mir schon besser." Der Glaube, jemanden an der Seite zu haben, helfe enorm. "Jesus ist jemand, mit dem man reden kann", meint seine Frau.
Offen für jede Konfession
Aber auch Gespräche mit Menschen helfen. Welchen Glauben die Gesprächspartner haben, ist für das Ehepaar unwichtig."Wir gehen mit jedem einen Kaffee trinken und trennen nicht zwischen unterschiedlichen Konfessionen", stellt Jacqueline Barraud-Volk fest. In der Vergangenheit habe es bei der Kirche durchaus Defizite gegeben. "Die Kirche ist nicht unfehlbar. Wir versuchen unseren Weg zu gehen."
Das ist wichtig, denn: "Die Welt und die Gesellschaft ändert sich. Ich denke dabei beispielsweise an die künstliche Intelligenz. Auf so etwas müssen wir uns als Kirche einstellen. Wir leben nicht im Mittelalter, nicht in der Reformation oder im Barock - wir haben das Jahr 2021."
Das merkt Thomas Volk, der sich um Jugendliche kümmert immer wieder. Sorgen, die sie beschäftigen, befassen sich mit ihren Lebensumständen. "Die Jugendlichen suchen ihren Weg, haben aber dabei auch ihre Grenzen - beispielsweise im Bereich der sozialen Medien." Etwa die Follower- oder Likezahl eines Beitrags verglichen mit anderen Nutzern der Plattformen. "Ich twittere selbst und habe nur 230 Follower. Aber: Ich gehe da meinen eigenen Weg. Wichtig ist, den Jugendlichen mitzugeben, dass sie dort nicht wegen der Follower oder Likes präsent sind, sondern weil sie etwas weitergeben wollen", erklärt Thomas Volk.
Kirche als Impulsgeber
Welchen Kurs die Kirche für die Gegenwart einschlagen sollte, ist für Jacqueline Barraud-Volk klar. "Die Zeiten, in der die Kirche die Ansagen gemacht hat, sind längst vorbei. Wir sind nicht mehr in den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Wir können aber durchaus Impulse geben."
Das wollen die beiden in Bad Kissingen etwa über Lesungen und Ausstellungen angehen. "Es braucht Formate, wo die Menschen miteinander nachdenken. Nur wenn Menschen zusammenkommen, kann etwas entstehen."
Sie konkretisiert ihre Aussage: "Wir müssen uns vom bleiernen Weg, bei dem nicht nach rechts und links geschaut wird, verabschieden."
In ihrem 92 Quadratkilometer großen Seelsorgegebiet wollen die beiden das mit diversen Aktionen schaffen. Die Orte mit Randlage sollen dabei nicht außen vor bleiben. "Es braucht dort Akzente mit Strahlkraft. Besondere Gottesdienste, Wanderungen - wir müssen sehen, was vor Ort möglich ist."
Der Wunsch der beiden Theologen steht fest: Maßgeschneiderte Konzepte für jeden Ort.
Thomas Volk und Jacqueline Barraud-Volk sind sich allerdings klar darüber, dass es sich hierbei um "ein dickes Brett" handelt.