Die Kelten haben das Plateau auf dem Staffelberg "besenrein" verlassen
Autor: Monika Schütz
Loffeld, Dienstag, 26. November 2019
Das CHW und der Landkreis Lichtenfels hatten zu einem Vortrag in den Brauereisaal eingeladen. Thema vor den mehr als 100 Gästen war das Zangentor vom Staffelberg. "Sozusagen Endbilanz der Grabung", me...
Das CHW und der Landkreis Lichtenfels hatten zu einem Vortrag in den Brauereisaal eingeladen. Thema vor den mehr als 100 Gästen war das Zangentor vom Staffelberg. "Sozusagen Endbilanz der Grabung", meinte Landrat Christian Meißner eingangs.
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold stellte noch kurz den Leiter der Ausgrabungen vor: Markus Schußmann aus Aub (Kreis Würzburg). "Der war wirklich im Schweiße seines Angesichts bei der Grabung mit dabei - von Anfang bis Ende."
Spektakuläre Funde
Dann nahm der Wissenschaftler seine Zuhörer mit auf eine 80-minütige Reise in die Vergangenheit des Staffelberges, in die Zeit der Besiedlung durch die Kelten. Die im Jahr 2018 begonnenen Ausgrabungen seien nun beendet. Viele spektakuläre Funde seien gemacht worden, Menschenopfer in einem Kindergrab entdeckt, aber auch metallene Gewandspangen (sogenannte Fibeln), silberne Münzen, Schmuck aus Eisen und Bronze, Keramik, Wetzsteine und Messerklingen, Feuerstellen, Reste von verkohlten Pflanzen und Hölzern, und ein Fußabdruck in einer weichen Schicht: gut erhalten und durchaus nicht klein. "Ich schätze , der hatte Schuhgröße 43", so Schußmann. Von wesentlicher Bedeutung für die Kelten war natürlich der Schutz ihrer Stadt. Eine acht Kilometer lange Steinmauer umgab ein Gebiet von rund 49 Hektar Innenfläche, an pädestinierten Stellen waren Tore. (Es gab neben den Toren zum Schutz auch eines zu den Wasserquellen im Löwental). Das Zangentor etwa hatte enorme Ausmaße: Anhand einer graphischen Rekonstruktion konnten sich die Zuschauer ein Bild machen von dem zwölfeinhalb Meter hohen Bauwerk: massive Eichen, stabile Längs- und Querbindungen, Trockenmauern, Pfostenschlitzmauern mit Erdaufschüttungen im Fundament, um das Gefälle des Berghangs auszugleichen. "Das war keine primitive Baustelle, da brauchte man schon leichte Baumaschinen", so der Referent.
Gepflasterte Wege angelegt
Dazu haben die Kelten gepflasterte Wege angelegt: Nicht nur im Torbereich und in der Torgasse, sondern auch auf Wegen, die hoch zum Plateau führten. Hier seien sogar Rad-Spuren gesichert worden. Immer wieder seien Mauern und Wege ausgebessert worden, Erde und verschiedenes Gestein eingefügt oder ausgewechselt worden. Aber nicht nur Überbleibsel der Bauphase, sondern auch aus dem täglichen Leben fanden die Archäologen: Spangen, mit denen die Menschen ihre Kleidung zusammensteckten, Schmuck, blaue Glasscherben und Reste von Feuerstellen, Keramik und Messerklingen.
Schußmann ging kurz auf das Kindergrab ein, das leer, also ohne Leichnam und Grabbeigaben entdeckt wurde. Möglicherweise nahmen die Kelten bei ihrem Weg-Zug alle ihnen wichtigen Dinge mit. Vielleicht zündeten sie auch selbst das mächtige Tor an, von dem die Forscher nur noch eiserne Beschlag-Bänder, Nägel und viel Brandschutt fanden. Das Räumen ihrer Gräber, so Schußmann, spricht für ein planmäßiges Verlassen des Plateaus: "Die haben das mehr oder weniger besenrein hinterlassen" und seien weiter gezogen. Die Zeit mit den Kelten (die sehr wahrscheinlich aus Böhmen eingewandert waren) währte von etwa 260 vor Christus bis um 400 nach Christus.
Gefunden haben die Archäologen außerdem Reste von menschlichen Schädeln, die wahrscheinlich Trophäen oder kultische Objekte gewesen sind. 37 Fragmente, die von bis zu 30 Personen stammen könnten. Vielleicht, so Schußmann, sind sie aber auch zur Abschreckung der Feinde am Tor angebracht worden. Das lasse sich derzeit noch nicht mit Gewissheit sagen.