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Die Ironie in dem Alltäglichen


Autor: Gerda Völk

Bad Staffelstein, Sonntag, 01. November 2015

Gastspiel  Stefan Eichner alias "Das Eich" unterhielt in der Alten Darre mit treffenden Beobachtungen zu den Widrigkeiten des Alltags.
Als "Das Eich" begeisterte Stefan Eichner in der ausverkauften Alten Darre in Bad Staffelstein. Foto: Gerda Völk


von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk

Bad Staffelstein — "Jetzt Eicht´s" hat Stefan Eichner, wie "Das Eich" im wirklichen Leben heißt, sein Programm genannt. Und der Titel passte wie die berühmte Faust aufs Auge. Knapp drei Stunden lang nahm der Kulmbacher Künstler in der Alten Darre in Bad Staffelstein kein Blatt vor dem Mund und unterhielt sein Publikum mit treffenden Beobachtungen zu den Widrigkeiten des Alltags.
Und da gab es einiges zu berichten, was offenbar nicht ganz rund läuft. Beispiel Himalayasalz. Millionen von Jahren alt, aber im Supermarkt nur noch bis 2016 haltbar. "Die haben es halt noch rechtzeitig gefunden", ulkt Stefan Eichner. Ob sich die Tinnitus-Selbsthilfegruppe bewusst war, Hilfesuchende am Anrufbeantworter aufzufordern nach dem Pfeifton zu sprechen, bleibt dahingestellt.


Selbsterlebtes

Und der Versuch, früh um 5 Uhr bei den Zeugen Jehovas zu klingeln, um mit ihnen ein Gespräch über den Satan zu führen, dürfte auch nicht besonders gut ankommen. Ein interessantes Additionsbeispiel liefert Stefan Eichner zum Thema Schmerztabletten. Wirkt die eineinhalbfache Menge eines niedrigdosierten, aber rezeptfreien Medikaments genauso wie die höherdosierte und damit rezeptpflichtige Variante? "Ich brauche kein Programm zu schreiben, ich erlebe alles selber", sagt Stefan Eichner selbstbewusst. Allerdings dürften nur wenige über sein Talent verfügen, den Alltagswahnsinn so gekonnt auf den Punkt zu bringen. Rein biologisch betrachtet wurde der Kulmbacher heuer 40 Jahre alt. Das sei ihm aber sch...egal, sagt er. Das Alter im Kopf sei wichtig. Da es aber jedoch mehr Zeitgenossen gibt, die angesichts eines runden Geburtstags in Depressionen verfallen, hat Eichner das Trauma in einem Mitmach-Lied verarbeitet. "Pfeift drauf, ich bin 40", heißt es da treffenderweise.
Der Kulmbacher Künstler wird gerne von der Kultur-Initiative Bad Staffelstein (KIS) eingeladen. Am Samstagabend hätten die Veranstalter noch deutlich mehr Karten verkaufen können, wenn entsprechende Plätze vorhanden gewesen waren. "Das Eich" begeistert das Publikum quer durch alle Altersschichten. Auffallend sind sein Lausbubenlachen und sein mitunter etwas schräger Humor.
Wer einmal seinen Arbeitskollegen auf den sprichwörtlichen Arm nehmen möchte, bekommt eine detailgenaue Anleitung dafür. Ihr Fett bekommen auch diejenigen Zeitgenossen weg, die nicht sicher im Umgang mit Fremdwörtern sind ("mit deinem Gelaber kannst du niemand imprägnieren").
Ins Visier des Comedian geraten auch die Profilbilder auf Facebook, die nicht den Nutzer zeigen sondern dessen Katze, Hund, Auto oder sonst was. "Tauscht die Autos oder die Katze gegen ein Profilbild von euch aus", lautet die Bitte von Stefan Eichner. Im Verlauf des Abends greift der 40-Jährige immer wieder zur Gitarre. Als fränkischer Jamaikaner nimmt er seine Zuhörer mit an den "Baggaweiha". Das Tempo ist hoch, die Themen sprechen jeden an. Beispielsweise die nicht immer ganz einleuchtenden Gebrauchsanweisungen. Da sollte ein Föhn tunlichst nicht im Schlaf benutzt werden, und ein Schnuller richtet sich an Babys im Alter von minus drei Monaten bis zu sechs Monaten. Für Stefan Eichner stellte sich die Frage, wie man einem Baby mit minus drei Monaten den Schnuller gibt.
Ein Lied hat Eichner all den Dingen gewidmet, die man abschaffen könnte. Wie das Fernsehen, weil es den Bildungsauftrag nicht mehr erfüllt. Abgeschafft gehörten auch die Nazis, Brüssel, die Medien und Smartphones. Letztere zumindest für einen Tag. Eine Mutter, die ihrem übergewichtigen Kind den Namen Herakles gibt, tue weder dem Kind noch den Griechen einen Gefallen.Nach drei Stunden war Stefan Eichner der Meinung, "Jetzt Eicht´s".
Dem Applaus nach zu urteilen, war das Bad Staffelsteiner Publikum mit dem Abend mehr als zufrieden.