Druckartikel: Die Hoffnung bleibt zum Schluss

Die Hoffnung bleibt zum Schluss


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Dienstag, 17. März 2020

Viele Krisen sind immer weit weg. Doch das Corona-Virus macht auch vor Herzogenaurach nicht halt. Geschäftsleute, Vereine und auch der Bürger muss sich darauf einstellen. Was bleibt? Unsicherheit - aber auch Hoffnung.
Die evangelische Kirche setzt auf Hoffnung und Solidarität und ruft zu einer gemeinsamen Aktion auf.  Foto: os


Michael Busch und Bernhard Panzer Es ist ein Facebook-Eintrag von vielen. Einer, der auf die nächsten Tage, Wochen, vielleicht Monate vorbereitet. Thomas Kotzer, Inhaber von Schreib- und Spielwaren Ellwanger, schreibt in dem sozialen Netzwerk und auf seiner eigenen Homepage: "Liebe Kunden, wir haben so viele tolle Messeneuheiten für euch, dass es uns sehr traurig macht, euch diese vorzuenthalten.

Wir arbeiten an einer kurzfristigen Lösung, euch unsere Waren zum Verkauf anzubieten, während unser Laden geschlossen sein muss, aus staatlichen Schutzmaßnahmen. Wir sind fit und gesund und sehr dankbar solche treuen und liebevollen Kunden zu haben, die auch in solch schweren Zeiten zu uns stehen und nicht bei online Händler bestellen wollen, die von A bis Z alles anbieten."

Auf Nachfrage erklärt Kotzer, dass momentan die Lieferungen zum Beispiel ein Problem seien. Denn die Waren sind unterwegs und müssen nach Ankunft letztlich bezahlt werden, das aber nach null Einnahmen, die von einem auf den anderen Tag kommen. Doch der Chef des Ladens ist pragmatisch: "Wir werden eine kurze Zeit überbrücken können - aber dann wird es schwierig werden." Um das zu schaffen, werden die beiden Lehrlinge in Urlaub geschickt, die Aushilfen erst einmal nicht beauftragt. Mit den Festangestellten wird über das weitere Vorgehen gesprochen.

Positiv sei, dass eine Mitarbeiterin des Kulturamtes eine Liste mit Ansprechpartnern vorbeigebracht hat, die eine eigene Recherche vereinfacht. "Da stehen die Menschen im Landratsamt drauf, die alles koordinieren, aber eben auch die Organisationen, die Antworten auf die vielen Fragen haben."

Nicht online kaufen, bitte warten

Kotzer hofft auf seine Kunden und deren Solidarität. Eine Kundin hat ihm geschrieben, dass sie das Geld, das sie bei ihm ausgegeben hätte, nun aufhebt, um nach der Krise weiterhin bei ihm einzukaufen. "Ich hoffe, dass diese Solidarität bei vielen besteht und jetzt nicht unbedingt im Onlinehandel bestellt wird. Der Einzelhandel ist auf diese Kunden angewiesen!"

Ebenfalls zugemacht hat die Gaststätte der Brauerei Heller. Am letzten Öffnungstag, vergangenen Montag, war zu erfahren, dass das Familienunternehmen "auf Sicherheit setzt". Viele der Besucher seien älter, manche hätten medizinische Vorgeschichten, die sie allesamt zu Risikopatienten machen würden. Zunächst gilt die Schließung bis zum 30. März. Alles Weitere werde sich in den nächsten Tagen entscheiden.

Das Backhaus-Team reagiert etwas anders. Dort gibt es die Information: "Angepasst an die aktuelle Situation haben wir uns entscheiden, unseren Betrieb vorerst umzustellen." In der Hoffnung, dass "bald wieder Normalität in unser Leben einkehrt", werde man dienstags bis samstags alle Speisen zum Mitnehmen anbieten. Die FC-Heimkantine praktiziert es ebenso: "Essen to go" soll es in den nächsten Monaten geben.

In der Stadt des Sportes gibt es aber auch Auswirkungen auf den Sport. Nicht nur die großen "Global Player", auch die "kleinen Vereine" müssen sich mit dem Thema Corona beschäftigen. So haben die Footballer die Saisonvorbereitung eingestellt. Fan Bernhard Weidner appelliert und bittet daher: "Wie ihr bestimmt gehört habt, musste die Mannschaft die Saisonvorbereitung einstellen. Was sicherlich - und darüber sind wir uns alle einig - eine richtige Entscheidung ist! Dennoch ist die Enttäuschung bei den Spielern und Verantwortlichen groß. Deshalb möchte ich, dass die Fans der Herzo Rhinos zeigen, wie wir uns auf die gemeinsame Saison freuen und appelliere an alle Fans: Kauft euch eine Dauerkarte und setzt dadurch ein starkes Zeichen des Zusammenhaltes."

Den überzeugten Rhino-Fan freut, dass dieser Aufruf auch schon Früchte trägt. Weidner sagt: "Die Resonanz ist sehr gut. Die Kartenreservierungen haben deutlich angezogen." Es seien sogar "Neue" dabei, die trotz der anstehenden Ausfälle die Karten zur Unterstützung gekauft haben. "Da funktioniert die Solidarität hervorragend", lobt Weidner.

Er bekommt die Reaktionen schnell mit, denn in seinem Laden, Optik Buchmann, verkauft er diese Karten. Doch diese Arbeit zeige das andere Gesicht von Corona. "Ich bin als Optiker systemrelevant. Daher kann ich meinen Laden offen." Doch Weidner möchte beobachten wie sich das ganze Geschehen weiterentwickelt. "Wenn es zu mehr Einschränkungen kommt, werde ich vermutlich für Notfälle über das Telefon erreichbar sein", erklärt er - denn es gehe letztlich ja auch um die eigene Gesundheit. Systemrelevante Betriebe und deren Betreiber sind nun mal nicht immun gegen das Virus.

Hygiene ist wichtig

Systemrelevant sind auch die Bäcker. Susann und Christian Polster teilen mit, dass "wir uns freuen, euch auch weiterhin mit unseren leckeren Backwaren versorgen zu dürfen." Sie schränken aber ein: "Möglicherweise werden wir nicht immer unser gesamtes Sortiment anbieten können. Aber ihr müsst definitiv nicht hamstern. Wir haben gut vorgesorgt und der Nachschub unserer regionalen Rohstoffe ist kein Problem." Wichtig sei, dass das Team absolut fit sei und hinsichtlich der Hygiene geschult ist. "Zusätzliche zu unserem selbstverständlichen und regulären Hygienesystem haben wir weitere Maßnahmen ergriffen. Wir nutzen Hilfsmittel und haben zusätzliche Schritte zum Desinfizieren geschaffen."

Persönlich merken die beiden an: "Vielleicht ist es auch eine Chance für unserer Gesellschaft. Wir leben in einer sehr dynamischen Welt mit hohem Tempo. Nutzen wir die Zeit für ein bisschen Entschleunigung und Zeit mit unseren Familien." Christian Polster ist bei einem optimistisch: "Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen." Er sei fasziniert, dass der Ansturm auf Brot ungebrochen sei.

Hoffnung bleibt zum Schluss

Nicht systemrelevant ist der Laden von Detlef Neudecker. Er betreibt einen Computershop an der Bieg. Seinen Laden muss er heute schließen, die Werkstatt wird weiter betrieben. Dort sind nicht nur mehrere Aufträge abzuarbeiten, auch wollen ja Home-Office-Partner betreut und Dienstleistungen unter anderem für Firmen aufrecht erhalten werden. Der Unternehmer hat übrigens schon vor zwei Wochen reagiert und einen - selbst gebastelten - Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt. Außerdem gibt's eine Klingel an der Ladentür und den Hinweis, nur einzeln einzutreten. Das galt, freilich, nur bis gestern. Ab heute ist der Laden vorerst zu.

Und Hoffnung? Die sollte man auch weiterhin haben. Davon ist Pfarrer Oliver Schürrle von der evangelischen Kirchengemeinde Herzogenaurach überzeugt. Er schreibt unter dem Hashtag #hoffnungausdemei: "Ihr könnt was tun! Liebe Singles, Kinder, Frauen, Männer, zuhause herrscht Langeweile? (Be)Malt Ostereier!

Aber nicht nur für euch. Hängt sie an Fenster, Balkon, Haustür. Wir verbreiten sie als Hoffnungszeichen. Macht mit! Das Osterei steht für das Leben. Das ist gerade zwar eingeschränkt, muss aber nicht langweilig werden."