Die Hirse ... gar nicht schlecht!
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Zeil am Main, Mittwoch, 14. August 2019
Der Klimawandel und veränderte Rahmenbedingungen lassen Landwirte auch einmal experimentieren. Klaus und Christoph Schneider haben in Bischofsheim erstmals Hirse gesät. Die Ergebnisse stimmen sie optimistisch.
Brigitte Krause Mit den vielen selbst ernannten "Spezialisten" haben es Vater und Sohn Schneider in dem Zeiler Stadtteil Bischofsheim nicht so sehr. Heute weiß ein jeder in den sozialen Medien, wie die "gute" Landwirtschaft aussehen muss. Das nervt. Was ein gelernter Landwirtschaftsmeister aber tatsächlich alles beachtet und über sein Metier weiß, das ist weder bewusst, noch wird es wertgeschätzt, das ärgert die beiden Landwirte schon. Das Bienen-Volksbegehren haben sie recht skeptisch gesehen. Denn die Wege, wie heute Umweltgifte in die Natur gelangen, sind vielfältig. Bei Weitem nicht an allem ist der Landwirt schuld.
Und wenn man den Blick erst einmal länderübergreifend nach Europa und noch weiter fasst, dann stehen die deutschen Landwirte grundsätzlich sehr viel besser da, als ihnen im Land bescheinigt wird.
Wie auch immer. Das Volksbegehren hat sich ausgewirkt: Der Raps ist als Feldfrucht massiv zurückgegangen, nicht nur, dass die Samen mit Neonikotinoiden ummantelt sind (damit die nicht gefressen werden), der Raps benötigt auch sonst mehr chemische Unterstützung, er hat viele Fraßfeinde.
Ersatz für Raps - wo?
So haben sich Klaus (58) und Christoph (32) Schneider nach Ersatz umgeschaut. Denn der Raps nahm als Bodenverbesserer im Fruchtfolgewechsel auf den Äckern eine wichtige Rolle ein. Christoph Schneider fand Beispiele in Österreich und selbst im benachbarten Landkreis Schweinfurt bei Wetzhausen. Hier machten Landwirte gute Erfahrungen mit der Hirse. So legte Christoph Schneider die erste Hirsefläche im Landkreis Haßberge an: Elf Hektar säte er heuer nahe Bischofsheim aus, gespritzt wurde ("kein Insektizid!") nur einmal im Frühjahr zur Unkrauteindämmung, weil Hirse in dieser Phase einfach sehr empfindlich ist. Sonst aber hat die Hirse hierzulande noch keine Feinde oder Krankheiten, gegen die sie geschützt werden muss.
Hirse hält die Trockenheit aus
"Das hier läuft unter der Rubrik: Versuch macht kluch", schmunzelt Vater Klaus Schneider. Auch er war zu Beginn recht neugierig, wie sich die Hirse in den Haßbergen entwickeln würde. Ihn erinnert das Hirsefeld an die Zeit, als man vor etwa 50 Jahren in Deutschland die ersten Erfahrungen mit dem Mais machte. "Mit der Technik sind wir heute weiter", meint er, das macht es leichter.
"Der Klimawandel geht auch an uns nicht vorbei", ergänzt Christoph Schneider, wichtig war ihm eine trockenheitsresistente Pflanze.
Das ist das Süßgras Hirse. Klaus Schneider betont, Hirse sei unter den fünf meist verbreiteten Getreidearten auf der Welt. In Indien und im Sudan (deswegen der Name Sudangras) liegen die Hauptanbaugebiete. Hirse ist eine C4-Pflanze wie der Mais, sie bindet Kohlenstoffverbindungen vierfach und baut sie um.