Druckartikel: "Die gute alte Zeit"

"Die gute alte Zeit"


Autor: Günther Geiling

Neubrunn, Freitag, 14. Dezember 2018

In Neubrunn wurde "70 Jahre Landfrauen" gefeiert. Kreisbäuerin Cäcilia Werner blickte zurück in eine Zeit, als die Menschen noch genügsam waren und es noch keine ausufernde Bürokratie gab.
Der Landfrauenchor unter der Leitung von Kirsten Snater umrahmte die Jubiläumsfeier. Foto: Günther Geiling


"Seit dem Jahre 1948 gestalten die Landfrauen das Leben auf dem Land. Ob in Kirche, Gesellschaft oder auch in der Politik ist ihr Engagement weitreichend. Zuerst ging es darum, die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Heute geht es in erster Linie um den Dialog mit den Verbrauchern, um ihnen Wissen um Lebensmittel und deren Erzeugung zu vermitteln." Dies betonte Kreisbäuerin Cäcilia Werner bei der festlichen Veranstaltung "70 Jahre Landfrauen" vor den Ortsbäuerinnen aus dem gesamten Landkreis Haßberge in der weihnachtlich geschmückten Heilig-Länder-Halle in Neubrunn.

Kreisbäuerin Werner stellte in ihrer Rede heraus, dass sich im Laufe der Zeit viel verändert habe. Die Höfe seien früher auf Selbstversorgung ausgerichtet gewesen. Von Kühen, Schweinen, Gänsen, Enten bis hin zu Hühnern sei dort alles vorhanden gewesen. Die Bäuerinnen hätten es dabei nicht einfach gehabt und körperlich schwere Arbeiten verrichten müssen, aber sie seien zufrieden gewesen. Später hätten sich die Betriebe spezialisiert, und in den letzten Jahren hätten Mechanisierung und auch die Digitalisierung Einzug gehalten. Außerdem seien die Betriebe gewachsen, und die Devise habe damit geheißen: "Wachsen oder weichen!"

Auch das Bild der Bäuerin habe sich verändert. Viele junge Frauen seien heute beruflich auch außerhalb ihres Betriebes tätig und trügen ihren Teil zum Einkommen bei, betonte die Kreisbäuerin. "Es müssen zwar kaum noch körperliche Arbeiten von den Bäuerinnen verrichtet werden, dennoch lastet ein enormer Druck auf den bäuerlichen Familien durch die wachsende Bürokratie, durch Vorschriften und ständig neue Anforderungen." Die öffentliche Kritik sowie die unsachgemäße Darstellung der Landwirtschaft in den Medien tue ein Übriges.

Wenn Bäuerinnen und Landwirte es ihren Kindern nicht mehr zumuten wollen, den Betrieb zu übernehmen, dann laufe etwas falsch. "Manchmal denke ich, man wünscht sich in manchen Bereichen die gute alte Zeit zurück." Wie Cäcilie Werner darlegte, hat es damals im Landkreis Haßfurt noch 4210 landwirtschaftliche Betriebe mit 22 709 Hektar Nutzfläche gegeben. Die Menschen seien genügsam gewesen. Wasser sei noch vom Brunnen geholt und das Regenwasser fürs Wäschewaschen aufgefangen worden. Auch sei im Winter oft nur in einem Raum geheizt worden. Zu den Lehrfahrten habe man noch seine eigene Brotzeit mitgenommen und sei nicht eingekehrt.

Die ehemaligen Kreisbäuerinnen traten dann als "Zeitzeugen" auf. Die Ehrenkreisbäuerin Rosl Stahl aus Prölsdorf (1972 bis 1987) gab dabei zu bedenken, dass viele Frauen noch gar keinen Führerschein hatten und es für sie gar nicht so einfach war, zu den Veranstaltungen auf Landkreisebene zu kommen.

Die Ehrenkreisbäuerin Herta Merkel aus Mariaburghausen (1987 bis 1997) hatte die drei Landfrauentage in den Altlandkreisen zu einem gemacht.

Mit Astrid Baum aus Maroldsweisach war dann eine verhältnismäßig junge Frau zur Kreisbäuerin gewählt worden. Sie sprach von einer Gesundheitsoffensive und der Forcierung der Öffentlichkeitsarbeit, "um die Mitbürger davon zu überzeugen, dass hochwertige Lebensmittel ihren Preis haben müssen".

Die Hauswirtschaftsdirektorin Klaudia Schwarz vom Amt für Landwirtschaft und Forsten wies noch auf den Lehrgang "Qualifizierung in der Hauswirtschaft hin". Weitere Informationen gebe es unter der Telefonnummer 09721/8087210, wie sie erklärte.