Druckartikel: Die große Angst vor nassen Füßen

Die große Angst vor nassen Füßen


Autor: Werner Baier

Pettstadt, Samstag, 21. Juni 2014

Bauleitplanung  Niederschlagswasser aus Pettstadts künftigem Neubaugebiet "Am Zwieseler Weg" wird nun doch gesammelt und zentral versickert.



von unserem Mitarbeiter Werner Baier

Pettstadt — Der Sturmlauf der Anlieger der Blumenstraße gegen den Bebauungsplan "Am Zwieseler Weg" hat sich gelohnt: Ihrem Anliegen wurde Rechnung getragen; einigermaßen beruhigt verließen sie die Gemeinderatssitzung, in der eine neue Variante des Entwässerungskonzeptes gebilligt worden ist. Niederschlagswasser von Dächern, befestigten Flächen und Straßen des künftigen Neubaugebietes wird nun durch separate Kanäle einem noch zu erstellenden Spielplatz zugeführt. Dort wird es bis zu 0,50 Meter aufgestaut und soll dann versickern.
Bürgermeister Jochen Hack (SPD) äußerte Verständnis, dass sich die Anwohner der Blumenstraße gegen den Bauleitplan erhoben hatten: Ursprünglich war vorgesehen, den Bauherrn die Versickerung des Oberflächenwassers auf ihren Grundstücken vorzuschreiben. Und für die Straßenentwässerung war ein Versickerungssystem mit Hilfe von Rigolen konzipiert.

Feuchte Kellerwände

Da einzelne Anlieger aber schon bisher immer wieder einmal wegen des in geringer Tiefe anstehenden Grundwassers feuchte Kellerwände bekommen haben, fürchteten sie eine Verschlechterung: Wenn das Niederschlagswasser nicht mehr auf der gesamten angrenzenden Fläche versickert, sondern gezielt an einzelnen Punkten und es dann zu Wassereinflüssen in die Keller kommen würde, dann wollten sie auf die Barrikaden gehen. Anlieger Ernst Chrappek machte dem Gemeinderat klar, dass er sich dann auf einiges gefasst machen müsse. Chrappek verlangte die schriftliche Garantie, dass durch das Neubaugebiet keine Gefahr für den Häuserbestand entstehen werde. Vor 40 Jahren sei den Siedlern an der Blumenstraße versichert worden, dass am Ortsrand keine weitere Bebauung erfolgen werde und dementsprechend sei der Schmutzwasserkanal dimensioniert worden: Zu schwach, um jetzt auch noch Abwässer aus einem Siedlungsgebiet mit 30 Baurechten aufzunehmen, monierte Chrappek.
Die Gemeinde verlässt sich nunmehr auf ein eigens eingeholtes Fachgutachten. Die Geo- und Umwelttechniker Gartiser, German & Piewak räumten ein, dass im südlichen Bereich des Neubaugebietes wegen der Lehmschichten in geringer Tiefe eine Versickerung auf den Grundstücken vermutlich nicht stattfinden könne. Wegen des schwankenden Grundwasserstandes wären erhöhte Anforderungen an Planung und Überwachung der etwaigen privaten Versickerungsanlagen notwendig.
Zur Gleichbehandlung aller Bauherren empfahlen die Gutachter daher ein Trennsystem mit einer zentralen Versickerungsanlage auf dem künftigen Spielplatzgrundstück in der Nordwestecke des Baugebietes. Das dorthin geleitete Oberflächenwasser wird in Rigolenkästen zwischengespeichert und kann nach und nach versickern. Eine vorgelagerte Sedi-Pipe dient der Absonderung von Sedimenten und Schadstoffen, zum Beispiel Öl.

Zisternen sind erlaubt

Auf Vorschlag von Alexander Hummel (CSU) beschloss der Gemeinderat schließlich einstimmig, im Neubaugebiet die Versickerung von Oberflächenwasser zu untersagen. Der Bau und die Nutzung von Zisternen soll aber erlaubt werden. Den Bauherrn wird aufgrund der hydrogeologischen Gegebenheiten dringend geraten, die Keller der geplanten Häuser gegen drückendes Wasser abzudichten. Die Ingenieure hatten ermittelt, dass bei einem 100-jährigen Hochwasser der Rauhen Ebrach bis zur Blumenstraße mit einem Anstieg des Grundwassers über die Kellerböden zu rechnen ist. Das letzte derartige Hochwasser liegt schon über 100 Jahre zurück.
In den Bebauungsplan wurde außerdem noch ein neuer Anwandweg aufgenommen, den das Amt für Landwirtschaft gefordert hatte, um die südlich angrenzenden Ackerflächen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen erreichen zu können. Der Bebauungsplan und die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans werden demnächst öffentlich zur Einsicht- und Stellungnahme im Rathaus ausgelegt.