Die Grippewelle hat den Raum Bamberg auffallend früh erreicht
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Donnerstag, 02. Februar 2017
Medizinaldirektor Dr. Winfried Strauch leitet die Abteilung Gesundheit am Landratsamt Bamberg. Wir sprachen mit ihm über die grassierende Grippewelle und di...
Medizinaldirektor Dr. Winfried Strauch leitet die Abteilung Gesundheit am Landratsamt Bamberg. Wir sprachen mit ihm über die grassierende Grippewelle und die aktuelle Lage in der Region.
Herr Strauch, nach den Zahlen des bayerischen Landesamts für Gesundheit ist Oberfranken bisher weitgehend von der Grippewelle verschont geblieben. Können Sie das für den Raum Bamberg bestätigen?
Winfried Strauch: Nein. Wie das Landesamt auf nur 78 Fälle bis 27. Januar kommt, kann ich mir nicht erklären. Uns liegen ganz andere Zahlen vor, die wir auch so weitergegeben haben.
Wie sieht Ihre Statistik aus?
Vom 1. Januar bis heute wurden uns 364 Fälle aus Stadt und Landkreis bekannt. Insgesamt wurden in dieser Saison, also seit 1. November 2016, 449 Krankheitsfälle gemeldet.
Worauf basieren diese Zahlen?
Es handelt sich ausschließlich um labordiagnostisch gesicherte Fälle von Influenza, die durch einen Abstrich belegt sind. Sie dokumentieren erfahrungsgemäß aber bloß die "Spitze des Eisbergs". In der Praxis ist es so: Wenn ein Mitglied einer Familie an Grippe erkrankt ist und das durch einen Abstrich belegt ist, wird der behandelnde Arzt bei den anderen Familienmitgliedern, die dieselben Symptome aufweisen, auf eine Laboruntersuchung verzichten. Ähnlich ist es, wenn in einem Altenheim mehrere Bewohner erkranken und bei einer Person die Grippe nachgewiesen ist. Die tatsächliche Zahl der Erkrankten liegt also immer deutlich höher als die amtlich gemeldete.
Bereitet Ihnen der regionale Verlauf der Grippesaison 2016/2017 Sorgen?
Nein, das nicht. Aber auffällig ist, dass die Grippewelle uns diesmal um vier bis sechs Wochen früher als sonst erreicht hat. Und wir verzeichnen deutlich mehr Kranke als im vergangenen Jahr. In der ganzen Saison 2015/2016 gab es 644 Fälle. Jetzt sind wir schon bei 364, obwohl die Grippezeit noch eine Weile dauern wird.
Was raten Sie Gesunden, um sich nicht noch anzustecken?
Wichtig wäre es, den engen Kontakt zu anderen Menschen zu meiden. Das sagt sich freilich leichter, als es getan ist, etwa wenn jemand oft Bus fährt. Man sollte sich jedenfalls immer gründlich die Hände waschen. Solange man gesund ist, kann ich nur raten, viel spazieren zu gehen. Bei diesen Temperaturen sind Viren nach zehn Minuten an der frischen Luft tot.
Würden Sie noch zur Grippeschutzimpfung raten?
Schaden wird sie nicht, aber ob sie jetzt noch wirksam ist ...
Die Fragen stellte
Jutta Behr-Groh.