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Die Geheimnisse von Leitästen, Wasserschossen und der Saftwaage


Autor: Monika Schütz

Stublang, Sonntag, 17. März 2019

Kreisfachberater Michael Stromer konnte trotz des nasskalten Wetters mehr als ein Dutzend Gäste zum Schnittkurs am Spielplatz begrüßen. Er befasste sich heuer mit dem Erhaltungs- und dem Erziehungssch...
Die Hecken und Sträucher am Stublanger Spielplatz wurden im Rahmen des Kurses unter Anleitung des Kreisfachberaters zurückgeschnitten. Fotos: Monika Schütz


Kreisfachberater Michael Stromer konnte trotz des nasskalten Wetters mehr als ein Dutzend Gäste zum Schnittkurs am Spielplatz begrüßen. Er befasste sich heuer mit dem Erhaltungs- und dem Erziehungsschnitt.

Die klassische Obstbaumkrone bestehe aus einem durchgehenden Mitteltrieb (Stamm) und drei bis vier seitlichen Hauptästen, den sogenannten Leitästen. "Es ist wie in einer Firma, es gibt einen Chef und mehrere Abteilungsleiter. Konkurrenz wird nicht zugelassen", kommentierte der Kreisfachberater dieses Prinzip und verdeutlichte seine Erklärung anhand bildlicher Darstellungen zum richtigen Schnitt.

Bei der Erziehung dieser Kronenform komme es vor allem darauf an, die Saftwaage einzuhalten. Das bedeute, dass alle Leitäste ungefähr auf derselben Höhe enden müssen, damit sie sich gleichmäßig entwickeln. Der Mitteltrieb sollte diese um rund 20 Zentimeter überragen.

Dabei werde so vorgegangen: Man entferne zunächst alle Konkurrenztriebe. Das seien Zweige, die die Spitze des Mitteltriebs und der Leitäste zu überwachsen drohen. Dann würden alle senkrecht hochwachsenden Triebe, die sogenannten Wasserschosse, entfernt. Zum Verjüngen des Fruchtholzes schneide man alle herabhängenden, abgetragenen Zweige auf einen jüngeren Austrieb zurück. Als Erhaltungsschnitt werde der jährliche Winterschnitt bei älteren Obstbäumen bezeichnet.

Steile Triebe tragen nicht: "Was senkrecht ist: treibt. Was waagrecht ist: trägt. Was nach unten steht: stirbt",  fasste der Kreisfachberater zusammen. Je steiler ein Trieb stehe, desto stärker wachse er. Gleichzeitig reduziere das starke Wachstum die Fruchtbarkeit. Statt solche Triebe einfach abzuschneiden, könne man sie auch in eine flachere Position bringen - durch Herunterbinden oder durch Beschweren mit kleinen Gewichten. So beruhige sich das Wachstum und anstelle von Triebknospen würden Blütenknospen gebildet.

Nach stärkeren Schnittmaßnahmen bildeten sich im Lauf des Sommers auf der Oberseite der Triebe viele Wasserschosse. Michael Stromer: "Diese sollten Sie möglichst schon im Frühsommer entfernen, bevor sie ausgewachsen und vollständig verholzt sind."

Am Stublanger Spielplatz und am angrenzenden Grundstück ist die Sortenvielfalt groß: Apfel, Birne, Holunder, roter Hartriegel, Sträucher wie das gelb blühende Fünf-Fingerkraut und die heimische Rosmarinweide wurden dort ebenso geschnitten, wie Apfelbeere (auch bekannt als Aronia), Mirabelle oder Pflaume.

"Pflegerische Maßnahmen im Hausgarten kann man immer machen", erklärte Stromer, "beim Walnussbaum und bei der Kirsche darf jetzt kein Schnitt erfolgen, auch Hecken und Sträucher in der freien Landschaft haben Pflegeruhe."