Druckartikel: Die Freude am Helfen überwiegt

Die Freude am Helfen überwiegt


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 06. März 2020

Zu einem "Forum Pflege" hat die SPD heute ihren Bundesvorsitzenden Norbert Walter-Borjans nach Forchheim eingeladen. Ein Blick ins Wichernheim zeigt, dass trotz der Nöte im Pflegeberuf der Elan groß sein kann.
Sandra Weiß (links) und Silke Funk kümmern sich um einen Bewohner des Wichernheimes.  Foto: Barbara Herbst


Ekkehard Roepert Seit 28 Jahren arbeitet Stefan Weiß mit pflegebedürftigen Menschen. Auf die Missstände im Pflegeberuf angesprochen, etwa auf die häufig beklagte schlechte Bezahlung oder die fehlende Anerkennung, zögert der 49-Jährige keinen Moment: "Wir hier können uns nicht beklagen."

Stefan Weiß kennt sämtliche Facetten dieses Berufes - die "Arbeit an der Basis" und die Organisation. Aktuell ist er Pflegedienstleiter im Wichernheim in Forchheim. Vorher war er zehn Jahre lang bei einem privaten Träger beschäftigt. Die Unterschiede seien groß: Bei dem privaten Träger standen in der Morgenschicht zwei Pfleger für 36 Pflegebedürftige bereit. "Hier im Wichernheim sind wir dagegen gut besetzt - sechs Pfleger für neun Leute."

Allerdings kennt Stefan Weiß auch die problematischen Seiten des Berufes. "Die Dokumentation ist immer mehr geworden." Und wenn es um die "Einstufung der Pflegegrade" geht, bekommt der Pflegedienstleiter zu spüren: "Man will sparen."

Sandra Weiß, die Frau von Stefan Weiß, arbeitet in der selben Einrichtung. Auch sie verweist auf die "sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen" im Pflegeberuf.

Bevor sie nach Forchheim kam, habe sie bei einem privaten Träger in Höchstadt gearbeitet. Dabei musste sie erfahren, dass sich der Personal-Schlüssel von Jahr zu Jahr verschlechterte. Das heißt: Immer weniger Pfleger mussten sich um immer mehr Bedürftige kümmern. Aber in der Summe könne sie sich nicht beklagen, sagt die 49-Jährige. "Ich bin seit 19 Jahren dabei und ich bin zufrieden, sonst würde ich es nicht so lange machen."

Auch Silke Funk (23) sagt, dass sie sich vor fünf Jahren für eine Ausbildung in der Pflege entschlossen habe, weil ihr das Berufsbild grundsätzlich zusage: "Ich habe verschiedenes ausprobiert, aber ich wollte Leuten helfen."

Wo bleibt die Empathie?

Stefan Weiß betont, dass es schwer sei, genug gutes Personal zu finden. Ein Vorteil hätten dadurch die Arbeitssuchenden: Selbst ohne Ausbildung könnten sie sofort im Pflegeberuf unterkommen. Und dies bei einer, aus Sicht von Stefan Weiß "akzeptablen Bezahlung": Ein Ungelernter könne immerhin mit einem Monatslohn von 1700 Euro (Netto) nach Hause gehen.

Was der Pflegedienstleiter aus dem Wichernheim am deutlichsten kritisiert, das ist die "spürbar" sich verändernde Einstellung zum Pflegeberuf: Tendenziell beobachte er immer mehr Mitarbeiter, die Empathie vermissen ließen. "Um diese Arbeit zu machen, braucht man das Herz am rechten Fleck - das fehlt vielen Leuten. Die sehen das mehr als Job."

Das sei schade, sagt Sandra Weiß. "Wenn man die Arbeit gerne macht, bekommt man sehr viel Anerkennung von den Bewohnern. Eigentlich müsste man hier mal eine Dokusoap drehen, so etwas wie die Lindenstraße. Bei uns wird viel gelacht."