Die dunklen Seiten des Welterbes
Autor: Andreas Thamm
Bamberg, Sonntag, 02. Sept. 2018
Friedrich Hager zeigt Bambergern weniger bekannte Ecken und Geschichten, dabei lernt er auch selbst dazu.
Der alte Kanal war nur ein kleiner Kanal, von hier, Schleuse 100, bis hinunter nach Kelheim. "Rentabel war er irgendwann nur noch wegen des
Äpfelverkaufs vom Ufer aus", sagt Friedrich Hager. Der neue Kanal, ins Leben gerufen von Franz Josef Strauß, fertig gestellt 1992, konnte die wirtschaftlichen Erwartungen auch nicht erfüllen. "Aufschwung erfährt er jetzt durch die Flusskreuzfahrt", so Hager. Und davon profitiert er wiederum selbst, denn Friedrich Hager ist Stadtführer.
Normalerweise zeigt er Gästen, vor allem US-Amerikanern, das, wie er sagt, "Bermuda-Dreieck": Schlenkerla, Altes Rathaus, Dom. Heute Abend hingegen möchte er einen Rundgang durch das weniger bekannte Welterbe geben. Die Führung gehört zum Ferienprogramm der GAL.
Auf Facebook war die Veranstaltung erschienen und hatte schnell viele Interessenten. Hager ist trotzdem überrascht, dass rund 30 Menschen gekommen sind. Es sind keine Amerikaner, sondern Einheimische. Sie wollen herausfinden, was sie noch nicht wissen über ihre Heimat. Und ein bisschen auch zeigen, was sie schon wissen. Sie widersprechen mal und ergänzen den
Vortrag.
Bloß nicht den Eindruck erwecken, man wäre hier Tourist.
Hager lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er will auch gerne noch was dazulernen, sagt er. Die zweite Station seines kleinen Rundgangs ist gegenüber der Villa Concordia, dem Zweitwohnsitz des Ignaz Tobias Böttinger. Im eigentlichen "Böttingerhaus" sei es ihm zu kalt geworden. Wo hatte Böttinger, ein Beamter des Hochstifts, das Geld für zwei derartige Villen her?