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Die Chancen für Flüchtlinge in Kulmbach optimieren


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Dienstag, 10. Januar 2017

Mit einer Welle der Sympathie sind Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland empfangen worden, doch inzwischen ist die Begeisterung - auch angesichts der Terror...
Maisaa Mamia


Mit einer Welle der Sympathie sind Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland empfangen worden, doch inzwischen ist die Begeisterung - auch angesichts der Terrorwelle - abgeflacht. Nicht immer verlief der Start für die "Neubürger" reibungslos. Jetzt hat Flüchtlings-Koordinator Peter Müller zu einem Koordinations- und Austauschtreffen geladen. Nicht nur ehrenamtlich Engagierte, sondern auch einige Flüchtlinge mischten sich unter die Zuhörer.
Das Wichtigste, das Maisaa Mamia (40) jetzt im Auge hat, ist Arbeit. "Ich hatte ein gutes Leben in Syrien. Wir hatten ein Haus in Damaskus, ganz neu gebaut. Schön. Jetzt ist alles kaputt", erzählt die 40-Jährige. Maisaa Mamia war Direktorin einer großen Grundschule. Jetzt will sie als Zusatzlehrerin in der Max-Hundt-Schule arbeiten. "Ich hatte heute meinen ersten Tag. Es ist wie ein neues Leben", sagt sie und lächelt.
Offen erzählt Maisaa Mamia, dass ihr der Deutschkurs nicht leicht gefallen ist. Denn sie hat anfangs nur ein oder zwei Worte verstanden - vom fünfstündigen Unterricht. "Das hat mir nicht geholfen. Ich habe immer in Englisch geantwortet", erzählt sie. Inzwischen kann sie Sätze in Deutsch formulieren, auch wenn sie selbst noch nicht zufrieden mit ihren Sprachkenntnissen ist. "Die Kinder lernen viel schneller", sagt die 40-jährige Syrerin. Sie hat schon erste ernüchternde Erfahrungen in Deutschland gemacht. So hat sie als Frau mit Kopftuch kaum eine Chance als Lehrerin tätig zu sein. "Ich verstehe das nicht", sagt sie beim Treffen zum Thema "Chancenoptimierung". Und insgeheim würde sie sich eine Akzeptanz des Kopftuches wünschen. Denn natürlich möchte sie in Deutschland Fuß fassen können. "Mein Mann braucht auch Arbeit", erklärte Maisaa Mamia. Sie wünscht sich Kontakt mit den Menschen.
Auch der 20 Jahre alte Syrer Ahmed Esmail, der bislang in Aschaffenburg gelebt und dort auch deutsch gelernt hat, betont, wie wichtig der Kontakt mit Einheimischen sei. "Ich habe deutsch gelernt, weil ich das möchte. Mir gefällt die Sprache", sagt Esmail. Er hat inzwischen gelernt, dass die Menschen in Deutschland Wert auf Pünktlichkeit legen, dass man Termine absagen muss, wenn man sie nicht wahrnehmen kann. Und in seinem Vortrag hielt er ein Plädoyer für den Respekt. Er möchte den Christen mit Respekt begegnen, erhofft sich aber auch selbst Respekt.
Beim Koordinations- und Austauschtreffen stellte Jos Flieser ein Management-Konzept zur besseren Integration von Flüchtlingen vor. Es gehe um Coaching, um Begleitung, nicht um Belehrung. "Coaches sind keine Lehrer, sie geben nicht an, wohin die Reise geht, sie erzwingen keine Ergebnisse und sie sind keine Trainer, die Übungseinheiten planen, anweisen und überwachen", stellte Flieser klar.
Tanja Mudrack, Flüchtlingsbeauftragte der Universität Bayreuth, berichtete von ihren Erfahrungen. Sie hat mit Flüchtlingen, die studieren wollen, zu tun, hilft bei der Beantragung von Bafög. Zudem veranstaltet die Uni Deutschkurse. "Wichtig ist der Kontakt auf Augenhöhe. Wir sind keine allwissenden Helfer", betonte Mudrack.
Zum ersten Koordinations- und Austauschtreffen sind rund 40 Interessierte, ehrenamtliche Betreuer und auch einige Flüchtlinge in den großen Sitzungssaal des Landratsamtes Kulmbach gekommen. "Die Integration von Flüchtlingen ist ein Prozess, der gelingen muss", betonte Flüchtlingskoordinator Peter Müller.