Die Bandprobe
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Freitag, 06. Dezember 2019
Neulich war ich wieder, soweit ich mich erinnere, mit den Jungs zusammen. Unten im Keller. Es war traumhaft. Diese ausgelassene Stimmung, diese lausbubenhaften Frotzeleien und erst der Alkohol. Der Ro...
Neulich war ich wieder, soweit ich mich erinnere, mit den Jungs zusammen. Unten im Keller. Es war traumhaft. Diese ausgelassene Stimmung, diese lausbubenhaften Frotzeleien und erst der Alkohol.
Der Rock 'n' Roll ist halt ein Zirkus, wie die Rolling Stones schon so treffend anmerkten, und vor Zeiten bin ich da eben in so eine Combo geraten. Jetzt kommt es mir selber komisch vor, weil ich ja gar kein Instrument spiele. Ich sollte mal eines zu spielen erlernen, aber welches, das wurde von meiner Oma bestimmt und nicht von mir.
Ich wollte ja Gitarre lernen, aber sie wollte nur für Schifferklavier bezahlen. Die Absicht dahinter war perfide, denn ich sollte den dicken Tanten der Verwandtschaft Lieder aus schlesischen Heimaten oder gar den Schneewalzer vorspielen. Noch heute komme ich in die Nähe eines Schlaganfalls, wenn ich nur daran denke. Also jedenfalls war Bandprobe anberaumt, und da bestand für mich auch Anwesenheitspflicht.
Diesmal aber fand die Bandprobe im kleinen Rahmen statt, und ich erinnere mich daran, wie die Rede darauf kam, dass ja die ganze Kulisse samt Bühnentechnik derzeit noch verstaut in einem Anhänger läge. So saßen wir da, in einem kahlen Probenraum und bei ziemlich reduzierter Instrumentierung.
Unser Schlagzeuger, nennen wir ihn Ginger, trommelte nur auf einer Trommel statt auf seiner gesamten Schießbude. Schießbude ist Musikersprache und heißt Schlagzeug. Ach, es ist herrlich, so in die Welt der Musiker einzutauchen. Jeder von ihnen hat ja so seine Vorbilder, Idole und Verspieltheiten.
Nehmen wir beispielsweise mal unseren Gitarristen. Nennen wir ihn Eric und setzen uns mal kurz neben ihn. Er spielt der Form nach eine Gibson Les Paul und koppelte sie an einen Verstärker an. Weil der große ja noch verstaut ist, hatte er so ein Mini-Teil dabei, ein Verstärkerchen quasi. Aber bei Gott, es war eine Marshall-Box. Jedenfalls stand das auf ihr drauf und ich wette, genau das war Eric beim Kauf dieser Kiste, die kleiner als ein Fußball, aber größer als ein Bleistiftspitzer ist, das Allerwichtigste.
Unser Bassist ist auch nicht ohne. Ich nenne ihn hier jetzt mal Jack, frei nach Jack Bruce. Ob ihm das schmeichelt, das weiß ich nicht. Der gute Jack Bruce jedenfalls wird gegen eine Verbindung mit unserem Bassisten wohl nichts einzuwenden haben - er ist tot. Ich sehe uns heute noch während einer Konzertpause gemeinsam beim Schnaps sitzen und einen wehmütigen Moment erwischen.