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DGB-Sekretär Zirnsak kritisiert steigende Zahl von Teilzeitstellen, Leiharbeit und Minijobs


Autor: Redaktion

Sand am Main, Sonntag, 27. November 2016

DGB-Sekretär Norbert Zirnsak sprach beim Treffen des "Linken Bündnisses Haßberge" in Sand über die Arbeitsmarktlage in Bayern, insbesondere über die Entwick...
Norbert Zirnsak


DGB-Sekretär Norbert Zirnsak sprach beim Treffen des "Linken Bündnisses Haßberge" in Sand über die Arbeitsmarktlage in Bayern, insbesondere über die Entwicklung im Landkreis Haßberge. So gebe es für 38 Prozent aller Beschäftigten in Bayern atypische Beschäftigungsver-hältnisse (rund 2,3 Mio.), wobei besonders Frauen betroffen seien. Dabei gehe es um Teilzeit, Minijobs und Leiharbeit.
Was die Situation im Landkreis betrifft, sei ein leichter Rückgang der offiziellen Arbeitslosigkeit festzustellen; in Zahlen waren hier zum Beispiel im Oktober 1356 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Quote von 2,7 Prozent, führte Zirnsak aus. Schwierig sei die Situation vor allem für Langzeitarbeitslose und Menschen im Alter von 50 Jahren und darüber. Ein besonderes Problem sei auch die Unterbeschäftigung.
Widersprüchlich ist laut Zirnsak auf den ersten Blick die Lage auf dem bayerischen Ausbildungsstellenmarkt. So seien 1129 Ausbildungsinteressierte in Bayern im Oktober ohne Ausbildungsplatz, obwohl Ausbildungsplätze unbesetzt seien. Der Grund sei in mangelnder Ausbildungsqualität in einzelnen Branchen zu finden. Außerdem würden immer häufiger Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Schulabschluss oder Abitur gesucht. Unbesetzte Ausbildungsplätze fänden sich vor allem im Lebensmittelhandwerk, im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Einzelhandel. Hier merkte Sabine Schmidt an, dass schlechte Ausbildungsbedingungen und unattraktive be-rufliche Perspektiven der Grund seien, wenn Auszubildende andere Branchen bevorzugten oder andere Wege wählten. Es müsse für junge Menschen eine gute Ausbildungsqualität und eine berufliche Perspektive in ihrem erlernten Beruf nach der Ausbildung geben. Auch im Haßbergkreis gebe es atypische Beschäftigung, wie Norbert Zirnsak erklärte.
Trotz positiver Trends am Arbeitsmarkt und leicht gestiegener Erwerbstätigenzahlen seien die Chancen auf eine dauerhafte Beschäftigung für Langzeitarbeitslose schlecht. Hier merkte Bündnis-Vorsitzender Thomas Dietzel an, dass die Hartz IV Gesetze die Eingliederungschancen nicht verbessert hätten, denn im Vergleich zu anderen OECD-Ländern läge Deutschland hier über dem Durchschnitt bei ar-beitssuchenden Langzeitarbeitslosen. Die leicht steigende Zahl sozialversicherter Jobs betreffe diese Gruppe kaum.
Als Fehlentwicklung auf dem Arbeitsmarkt bezeichnete Norbert Zirnsak die steigende Zahl von Teilzeitstellen, Leiharbeit und Minijobs. Auch gelte für immer weniger Beschäftigte und Betriebe ein Tarifvertrag. Daher müsse die Tarifbindung gestärkt werden. Ein Fortschritt sei hier der gesetzliche Mindestlohn, auch wenn er in seiner Höhe nicht den Vorstellungen des DGB entspräche.
Die arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die der DGB vorschlage, fänden auch Zustimmung beim Linksbündnis. So sei man sich einig darüber, dass es nicht nur Arbeitsförderung mit dem Ziel existenzsichernder Arbeit geben müsse, sondern auch eine Bekämpfung von Armutslöhnen wichtig sei. red