Deutschkurs für Asylbewerber
Autor: Sonny Adam
Untersteinach, Dienstag, 08. Dezember 2015
integration Das Verkehrsinstitut Kulmbach engagiert sich neuerdings bei der Betreuung von Flüchtlingen. Täglich gibt es Deutschunterricht in der Untersteinacher Schule. Einmal in der Woche gehen die Flüchtlinge zum Praxistag.
von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam
Untersteinach/Kulmbach — Normalerweise büffeln im Verkehrsinstitut angehende Berufskraftfahrer, doch neuerdings engagiert sich das Verkehrsinstitut auch in der Flüchtlingshilfe. Zustande kam dies durch Kathrin Mösch, die selbst aus Untersteinach ist. "Als ich erfahren habe, dass neue Flüchtlinge aus Syrien nach Untersteinach kommen, habe ich gleich den Kontakt gesucht - auch mit der Kirche." Und Thilo Holthaus, Geschäftsführer des Verkehrsinstituts Kulmbach, war sofort dabei. "Man muss ehrlich sagen, dass ein bisschen Goldgräberstimmung in Deutschland herrscht, was das Thema Flüchtlinge angeht", so Holthaus. "Jeder engagiert sich, jeder macht irgendetwas. Wir wollen auch etwas machen - aber etwas, das auch etwas bringt", sagt Holthaus.
So hat das Verkehrsinstitut Clemens Weiß, einen Berufsschullehrer, der schon zwei syrische Familien in Kulmbach betreut, für sich gewinnen können. Unter den Syrern wurde ein Dolmetscher gefunden. Es ist der "Hausmeister", der die Flüchtlinge auch betreut. Nebenbei studiert er übrigens Geografie.
Holpriger Anfang
Doch gleich am ersten Tag erlebte das Verkehrsinstitut eine kleine Enttäuschung. Denn obwohl der Deutschkurs ganz normal über die Agentur für Arbeit läuft, kamen von den 25 Syrern aus Untersteinach nur die Hälfte - und das, obwohl die Deutschstunde in der Untersteinacher Schule stattfinden sollte. Ein Transportproblem gab es also nicht. "Wir haben dann den Flüchtlingen klargemacht, dass es schon wichtig ist, dass sie die Sprache lernen und an dem Kurs teilnehmen", so Holthaus. Bei der zweiten Stunde kamen schon mehr. Und bei der dritten Stunde - am Praxistag - hatten die Syrer bereits verinnerlicht, was deutsche Pünktlichkeit und Verlässlichkeit heißt: 22 Syrer nahmen am Praxistag teil (drei waren krank und haben sich entschuldigt). Am Praxistag wurden die syrischen Flüchtlinge mit einem Bus ins Verkehrsinstitut Kulmbach gebracht. "In der ersten Phase geht es jetzt erst einmal darum, dass sie sich verständigen können", sagt Holthaus.
"Doch was uns von anderen Kursen unterscheidet ist, dass wir einen Tag pro Woche Praxistag anbieten. Wir machen Behördengänge, wir zeigen den Flüchtlingen, wie man Bankgeschäfte erledigt, wo das Landratsamt ist oder wie man sich im Verkehr benimmt", sagt Kathrin Mösch.
Zuerst kommt die Sprache
"Für mich ist der Weg ganz klar: Erst kommen die Sprache und die Verständigung, dann kommt die Mobilität und erst dann kommt die Integration in die
Wirtschaft", sagt Holthaus. Der Kurs für die Flüchtlinge findet bis April täglich von 13 bis 16 Uhr statt. Außerdem soll es Ausflüge und Exkursionen in Betriebe geben.In der Verkehrsakademie hat sich Günther Möschel das Thema Verkehr vorgenommen. Mit Piktogrammen verständigt er sich - und die Aufgabe macht ihm sichtlich Freude. Er bringt den Flüchtlingen Begriffe wie Fahrrad, Motorrad, Auto, Lkw bei. Und die Flüchtlinge sprechen ihm laut nach. Manche haben einen Zettel, auf dem die deutschen Buchstaben aufgeschrieben sind, neben sich liegen, malen die Worte ab.
Natürlich werden die Untersteinacher Flüchtlinge, die erst seit wenigen Wochen in Deutschland sind und noch keinerlei Sprachkenntnisse mitbringen, noch eine Weile büffeln müssen, ehe sie sich wirklich integrieren können. "Aber es gibt viele Möglichkeiten, auch wenn sie noch keinen Führerschein haben: Sie können als Lagerarbeiter oder als Gabelstaplerfahrer arbeiten", ist Holthaus zuversichtlich. "Dass jetzt so viele Flüchtlinge kommen, ist auch wirklich eine Chance", ist er überzeugt.