Desorientierung entgegenwirken
Autor: Carmen Schwind
Forchheim, Montag, 04. März 2019
Die Bamberger Architektin Birgit Dietz hat das Buch "Demenzsensible Architektur" verfasst. Sie zeigt am Beispiel ihrer Schwiegermutter in Forchheim auf, worauf wegen der Einschränkungen von Betroffenen zu achten ist.
"Da liegt ein fremder Mann in meinem Bett!" Diesen Satz hören Birgit Dietz und ihre Studenten immer wieder, wenn sie in Krankenhäusern oder Pflegeheimen unterwegs sind. Immer wieder fanden sie ältere oder an Demenz erkrankte Patienten vor, die ihr Zimmer nicht fanden und desorientiert in den Gängen der Einrichtungen umherirrten.
Birgit Dietz ist eine Bamberger Architektin, die an der Technischen Universität München an der Fakultät Architektur das Fach "Krankenhausbau und Bauten des Gesundheitswesens" lehrt und das Bayerische Institut für alters- und demenzsensible Architektur aufgebaut hat. Eigene Erfahrungen mit dem Thema Demenz hat sie durch ihre Schwiegermutter, die in einem Heim in Forchheim lebt und die sie regelmäßig besucht.
Dietz hat das Buch "Demenzsensible Architektur" verfasst. Damit bezeichnet sie ein Design, das die körperlichen und geistigen Einschränkungen von Menschen berücksichtigt und durch geeignete Maßnahmen so weit wie möglich wie eine Art Prothese kompensiert und hilfreich und unterstützend wirkt.
Gedächtnis wird schlechter
Bei Demenzkranken werden nach und nach Teile des Gehirns von der Krankheit betroffen. Erst wird das Gedächtnis schlechter, dann die Orientierung in Raum und Zeit, dann körperliche Prozesse. Schließlich werden vertraute Personen nicht mehr erkannt.
"Leider ist dies mittlerweile bei meiner Schwiegermama der Fall - doch reagiert sie sehr sensibel auf die Umgebung. Sie erschrickt bei ungewohnten Geräuschen, mag es, wenn es im Raum viel Tageslicht gibt und liebt es, draußen auf der Terrasse zu sein", erzählt die Architektin.
Gute Tagesstruktur
Sie empfiehlt, die zeitliche Orientierung durch eine gute Tagesstruktur zu unterstützen. "Helle Räume mit viel natürlichem Licht, der Blick nach draußen, sichtbar angebrachte Uhren und Kalender können helfen", meint Birgit Dietz und zählt weiter auf: Die selbstständige Nutzung von Toilette und Bad kann durch einige einfache Änderungen verbessert werden.
Rotes Klebeband kann helfen
Um diese Räume finden zu können, kann auch daheim eine Ausschilderung helfen. Ein Lichtschalter wird besser erkannt, wenn man ihn sieht. Einen weißen Drücker auf weißer Wand kann man mit Buntstift oder rotem Klebeband markieren. Das gilt auch für Haltegriffe, Toilette und Waschbecken. "Nur das, was ich sehe und verstehe, kann ich benutzen", erklärt Birgit Dietz. Stühle und Sitzgelegenheiten sollten so gestaltet sein, dass man problemlos aufstehen und sich wieder hinsetzen kann.