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Desinfektion für die Seele


Autor: Petra Malbrich

Stöckach, Dienstag, 01. Dezember 2020

Zwei Desinfektionsmittelspender hat der Seelsorgebereich Neubau in Stöckach und Forth erhalten: einen als Vorbeugungsmaßnahme gegen Covid-19 und einen für die Seele. Ein neu entwickelter Weihwasserspender gibt den Gläubigen zugleich ein Stück Alltag zurück.
Pfarrer Andreas Hornung freut sich über diese beiden gespendeten ansprechenden Desinfektionsständer. Fotos: privat


Die Hände zu desinfizieren ist inzwischen Alltag geworden. Ob vor und nach dem Einkauf oder beim Arztbesuch - überall sind Desinfektionsmittelspender, um die Hygienevorschriften einzuhalten und somit auf die eigene Gesundheit zu achten.

Doch es gibt mehr als die körperliche Gesundheit. Auch für die Seele will gesorgt sein! So war es für Christen selbstverständlich, sich beim Betreten der Kirche mit Weihwasser zu bekreuzigen. Dann wurde alles anders.

"Seit einem halben Jahr sind unsere Weihwasserkessel leer. Jetzt ist Platz für die Spinnen. Wie treten wir in die Kirche ein? Dieser alte Ritus, der uns reinigen soll, erinnert uns an die Taufe", sagte Pfarrer Martin.

Im Frühjahr wurden alle Menschen vom Coronavirus mehr oder weniger überrascht und zwei Dinge rar: Desinfektionsmittel und Weihwasser. Das erste war vergriffen, kaum dass es in die Regale geschlichtet war, und das Weihwasser, das für Gläubige ein wesentliches Zeichen für das Begrüßungsritual in der Kirche ist, war völlig verschwunden.

"Welt aus den Fugen geraten"

Eine Frau, die oft einfach nur zum Beten in die Kirche geht, vermisst dieses Weihwasser sehr. "Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mich beim Betreten einer Kirche mit Weihwasser bekreuzige und so den Erstkontakt zu Gott herstelle! Das geht jetzt leider nicht mehr", meinte die Gläubige.

Ein Mann ergänzte: "Die Welt scheint mit Covid-19 erheblich aus den Fugen geraten zu sein. Was bisher als selbstverständlich galt, ist tabu geworden. Ich vermisse das Weihwasser sehr."

Mesner Ihle organisiert Sponsoren

Der Wunsch vieler Gläubigen, wieder Weihwasser zu erhalten, wurde zum ersten Advent erfüllt: In der Kirche Kreuzerhöhung (Forth) des Seelsorgebereichs Neubau gibt es nun zwei Desinfektionsmittelspender: einen für die Hände, so wie es der Hygieneschutzplan vorsieht, und die zweite neue Errungenschaft ist ein Weihwasserspender. Im übertragenen Sinne kann er auch als ein Desinfektionsmittelspender für die Seele bezeichnet werden.

Normalerweise könnte sich die Kirchenstiftung diese beiden für einen Kirchenraum würdevollen Desinfektionsständer nicht leisten. Mesner Michael Ihle kannte aber die Wünsche der Gläubigen und handelte. Er sprach zwei Firmen an, die sich in der Corona-Krise solidarisch zeigten und je einen Desinfektionsständer, der berührungsfrei die Desinfektionsmitteldosis in die Hand sprüht, für die Kirche und für das Pfarrzentrum spendeten. Diese Spender sind eine Hygienemaßnahme gegen Corona.

Blieb noch die Frage, wie die Gläubigen wieder Weihwasser bekommen könnten. Von einem neu entwickelten Weihwasserspender wurde berichtet. Mit diesem könne das Weihwasser berührungsfrei in die Handflächen tropfen. Nur ein Fußpedal müsse gedrückt werden, damit das Weihwasser aus dem Hahn tropft. Um das anzuschaffen, fehlte ebenfalls das Geld.

"Doch Mesner Michael Ihle fand auch hier edle Spender", freuen sich Pfarrer Andreas Hornung und Kirchenpflegerin Renate Siebenkäs. "Wie schön, dass es in dieser schweren Zeit Menschen gibt, die mit großen finanziellen Spenden Gesundheit von Leben und Geist möglich machen", sagt Siebenkäs.

Von aller Schuld reingewaschen

Doch warum ist das Weihwasser so wichtig und wird als Desinfektionsmittel für die Seele bezeichnet? In der Taufe werden die Christen durch das Taufwasser von aller Schuld reingewaschen. Kein einziger "Schuldkeim" bleibt bei diesem Sakrament übrig. Völlig ausgeliefert ist die Seele, die im Laufe der Zeit diese "Keimfreiheit" oder diesen Schutz verliert. Mit diesem geweihten Wasser erhalten die Christen im Bereich Stöckach-Forth und Eckenhaid neben der Seelenhygiene wieder ein Stück Normalität zurück.