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Der Wald hat ein Käferproblem


Autor: Werner Reißaus

Stadtsteinach, Freitag, 13. August 2021

Bilanz  Die Waldbauern haben Ausfälle durch Schädlinge, aber eine solide finanzielle Basis.
Das Klima und die Käfer setzten dem Wald zu. Der Umbau zum Laubwald und die schnelle Beseitigung von Schadholz sind wichtig.


In einer Mammutversammlung wickelte die Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach ihre Jahreshauptversammlung ab, erstmals mit dem Geschäfts- und Kassenbericht für zwei Jahre, 2019 und 2020. Vorsitzende Carmen Hombach stellte als zentrale Aussage in den Raum: "Die Waldbesitzer sind das erste Opfer des Klimawandels."

Hombach rief dazu auf, in der Aufarbeitung des Borkenkäferholzes nicht nachzulassen. Sie räumte ein, dass ein Teil der Probleme hausgemacht sei: "Es sind zu viele Vorräte auf der Fläche und oft wurde nur auf eine Baumart gesetzt. Hinzu kommt die Erschließung, denn es sind oft keine Forstwege im Wald und keine Rückewege am Hang. Man muss zu jeder Zeit überall hinkönnen und das auch bei jedem Wetter."

Die Vorsitzende machte deutlich, dass der gesetzliche Rahmen so verändert werden müsse, dass der Wald mit Funktionen und Gemeinwohlleistungen den gleichen Stellenwert wie zum Beispiel ein Projekt der Hochwasserfreilegung bekommt: "Es darf nicht mehr möglich sein, dass ein Sturkopf mit 0,1 Hektar ein Wegebauprojekt mit mehreren Kilometern Weg verhindern kann. Wir brauchen hauptamtliche Wegebauer am Amt, motiviert und leidenschaftlich, keine Paragraphenverwalter." Auf nicht mehr bestockten Schadflächen forderte die Vorsitzende eine Wegebauförderung von 100 Prozent. Gemeinden, die sich den Tourismus auf die Fahne schreiben, müssten die Erschließung anstoßen. Dabei hält Hombach durch eine intelligente Wegeführung am Hang auch eine Lenkung von Starkregenereignissen im gewissen Umgang für möglich.

Und zur Finanzierung dieser Maßnahmen schlug Carmen Hombach vor, die Borkenkäfer-Förderung umzulenken. Die Vorsitzende verwies auf alarmierende Prognosen des Weltklimarates mit mehr Hitze, mehr Dürre und mehr Starkregen.

Geschäftsführer Theo Kaiser ging auf den Holzmarkt ein. Die Waldbauernvereinigung Kulmbach-Stadtsteinach mit derzeit 1878 Mitgliedern hat eine Mitgliedsfläche von 12 658 Hektar. 2019 und 2020 gab es einen Zuwachs von 43 Mitgliedern. Bei der Forstpflanzenvermittlung gelang für das Geschäftsjahr 2019 mit 55 500 Pflanzen - davon 31 Prozent Laubholz - eine Steigerung um 78 Prozent. 2020 war die Forstpflanzenvermittlung dagegen um 31 Prozent rückläufig, aber den Anteil von Laubholz an 44 100 Pflanzen betrug bereits 60 Prozent.

Die Weißtanne ist mit 20 Prozent die häufigste Baumart, gefolgt von Douglasie (14 Prozent), Buche (14), Ahorn (10) und Sonstige (29). Die Fichte und Kiefer haben mit einem Prozent nur noch einen geringen Anteil.

Die Vermarktungsmengen betrugen 73 500 Festmeter bzw. 150 000 Festmeter. Die Durchschnittserlöse je Festmeter Sägeholz sanken bei der Fichte von 56,4 Euro 2008 auf 30,77 Euro 2020.

Kaiser forderte, bei Käferbefall schnell zu reagieren und den Waldumbau wegen des Klimawandels stärker zu beschleunigen. Der Anteil am Schadholzanfall in der Bundesrepublik bezifferte Kaiser für 2019 auf über 66 Millionen Festmeter.

Steuerberater Christoph Eube machte deutlich, dass die WBV trotz der Verluste 2020 über ein Eigenkapital von rund einer Million Euro verfüge. Genehmigt wurde von der Versammlung der von Rudolf Hafner vorgetragene Haushaltsvoranschlag für 2021 mit knapp 3,2 Millionen Euro.