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Der Strand aus dem Homeoffice


Autor: Günter Flegel

Bamberg, Mittwoch, 27. Mai 2020

Die Reise fällt wegen Corona ins Wasser? Mit ein bisschen Phantasie kann man aus der Not eine Tugend machen und auch Zuhause eine erholsame und spannende Zeit gestalten. Vier Tipps für den Abschied vom Alltag @home ...
Immer mehr Privatleute lassen sich einen Schwimmteich in ihren Garten bauen. Und es ist längst nicht nur eine wohlhabende Klientel, die sich den Wunsch nach einem eigenen Naturbadeteich erfüllt. Foto: dpa/lni


Günter Flegel Zugegeben: Der Baggersee ersetzt nicht das Mittelmeer, und Sandstrand ist nicht gleich Sandstrand. Aber in der Corona-Krise stehen Phantasie und Kreativität hoch im Kurs: ob in der Küche wegen der lange geschlossenen Wirtshäuser oder im Alltag mit Kindern, die nicht in Schule und Kindergarten gehen können. Aber auch für einen gestrichenen Urlaub kann man Alternativen finden!

Wer es noch nicht gemacht hat, kann den Sommerurlaub natürlich nutzen, um statt Malle das Talent als Maler zu entdecken. Frischzellenkur für die eigenen vier Wände, alte Tapeten runter, neue Farben rein, Holzfußboden statt Laminat, das Esszimmer zieht ins Wohnzimmer und das Wohnzimmer ins Esszimmer ... so richtig nach Urlaub fühlt sich das aber nicht an, schon gar nicht mit Kindern, die spätestens im dritten Baumarkt ebenso genervt sind wie Vater oder Mutter, weil auch da die Wunschfarbe ausverkauft ist. Wie wäre es damit:

Der Gartenteich

Wenn der Urlauber nicht ans Wasser kommt, warum dann nicht das Wasser zum Urlauber holen? Selbst im kleinsten Reihenhaus-Garten lässt sich mit ein bisschen Improvisationstalent eine plätschernde Oase schaffen, die das Auge und den Naturfreund erfreut.

Die einfachste Variante des Gartenteichs ist die Regentonne aus dem Baumarkt. Hinreichend groß und tief und an einem sonnigen Platz aufgestellt, kann sie zur Heimat einer Zwergseerose werden. Näher an der Natur ist man mit einem bodengleich angelegten Teich. Es gibt vorgefertigte Becken aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), die kein Vermögen kosten. Freier in der Gestaltung ist man mit Teichfolie - der Aufwand ist da allerdings recht groß.

Wichtig ist, dass der Teich wenigstens einen halben Quadratmeter groß und an der tiefsten Stelle 40 Zentimeter tief ist. Dann gedeihen Wasserpflanzen, und das Wasser "kippt" nicht so leicht um. Nützlich ist eine künstliche Belüftung etwa durch einen kleinen Bachlauf oder Wasserfall, der durch eine Pumpe (Solarantrieb) gespeist wird.

Ein Teich ist ein Anziehungspunkt für viele Tiere. Libellen schwirren herum, Vögel kommen zum Trinken. Kinder können hier stundenlang beobachten. Wer Wasser im Garten nicht haben will, erreicht den gleichen Effekt mit einer "wilden" Ecke, wo "Unkraut" wachsen darf oder mit speziellen Samenmischungen eine Bienenweide geschaffen werden kann.

Die Holzterrasse

Planen, graben, sägen, schrauben: Der Bau einer Holzterrasse als Wohnzimmer im Freien ist eine Herausforderung für den begabten Selbermacher - und für größere Kinder eine prima Gelegenheit, handwerkliche Fähigkeiten zu testen.

Die Terrasse sollte groß genug sein, um Platz für Tisch und Stühle oder zwei Liegestühle zu bieten. Also irgendwas zwischen zehn und 15 Quadratmetern. Ist das Projekt nicht zu groß und der Boden nicht zu schwer oder zu steinig, kann man die Grundfläche in Handarbeit einebnen; Kraftsport! Andernfalls braucht man schon einen Minibagger.

Für die Kanthölzer als Unterbau der Terrasse werden Punktfundamente aus Beton gegossen. Die Alternative ist ein Untergrund aus Mineralbeton (verdichtet), auf den man Betonplatten legt. Das beste Material für Unterbau und Dielen ist heimische Lärche oder Douglasie. Je stärker die Dielen, desto größer kann der Abstand zwischen den Kanthölzern sein. Empfehlung: drei Zentimeter starke Dielen, 50 Zentimeter Abstand.

Die Dielen werden mit speziellen Terrassenschrauben (Vorbohren ist da nicht nötig) auf den Hölzern befestigt. Wegen der Haltbarkeit empfehlen sich Edelstahl-Schrauben. Prost auf das gelungene Werk!

Die Outdoor-Küche

Für einen guten Grill mit Markennamen kann man ein kleines Vermögen ausgeben. Muss man aber nicht. Mit ein wenig Geschick (und wenig Geld) kann man eine Outdoor-Küche selber bauen, im besten Fall nahe an der selbstgebauten Terrasse.

Bereits optisch ein Genuss ist eine Grillstation auf einem Fundament aus Natursteinen. Die kriegt man oft geschenkt, bei der Verarbeitung braucht man freilich viel Zeit und Geduld. Auf die Natursteinmauer setzt man eine Lage aus massiven Backsteinen, mit feuerfestem Zement vermauert. Die dienen dann als Feuerstelle. Aus weiteren Backsteinen mauert man die Umfassung für den Grill, sie dienen als Auflage für den Rost. Plant man großzügig, kann man links und rechts vom Grill Ablagemöglichkeiten vorsehen.

Wer es im eigenen Garten zur Meisterschaft bringen will, baut auf dem Naturstein-Fundament einen Lehmbackofen, der mit Holz befeuert wird und bei Temperaturen bis zu 500 Grad das einzig wahre Pizza-Erlebnis garantiert. Zahlreiche Anleitungen findet man im Internet.

Die Nacht unterm Himmelszelt

Jeder kennt die Geschichte von Robinson Crusoe - aber man braucht weder Freitag noch eine einsame Insel für das große Abenteuer, das nicht nur für Kinder zum unvergesslichen Erlebnis werden kann. In der Light-Version greift man zum Trekking-Zelt und fragt den Bauern am Ort, ob man eine Nacht auf seiner Wiese verbringen kann. Schon das verspricht Abschied vom Alltag bei all den Nachtgeräuschen, die man unter der Bettdecke niemals hört.

Übernachten unter dem Himmelszelt ist aber auch möglich und im Wald sogar erlaubt - Ausnahme sind Naturschutzgebiete oder Sperrungen wegen Forstarbeiten oder Sturmschäden. Ein Zelt oder eine andere Behausung, und sei sie noch so primitiv, darf man nicht errichten. Isomatte, Schlafsack, Biwaksack oder Schutzplane/Moskitonetz müssen genügen. Andernfalls muss man für das "wilde" Campen die Genehmigung des Waldbesitzers einholen. Den Lagerplatz muss man so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Feuermachen ist im Wald verboten, Abfälle nimmt man selbstverständlich mit. Ein Hinweis darf nicht fehlen: Ganz Franken gilt als Zecken-Risikogebiet. Ganz ungefährlich ist die Robinsonade also nicht!