2014 schauten Motorradfahrer aus Main-Spessart samt ihrer Gäste aus den Mainfränkischen Werkstätten schon mal bei Elke Bohn in Rupboden vorbei. Jetzt gab es einen erneuten Besuch. Der war noch ein Stück weit größer.
Steffen Standke Elke Bohn blickt aufgeregt die Straße nach Weißenbach hinauf. "Eigentlich müssten sie seit ein paar Minuten da sein", sagt die Seniorchefin der gleichnamigen Spedition in Rupboden. "Sie" - das ist eine Gruppe von Motorradfahrern aus dem Nachbarlandkreis Main-Spessart, die jedes Jahr Menschen mit Behinderung aus den Mainfränkischen Werkstätten auf große Tagestour durch die Region mitnehmen. Zum zehnten Jubiläum der Ausfahrt schauten sie wieder bei den Bohns vorbei.
Auf dem Betriebshof der Spedition ist alles für den Empfang bereitet. Würste und Fleischküchle bruzzeln auf dem Grill; Pommes brodeln im Hitzebad. Die Getränke sind kaltgestellt, der Eiswagen aus Schondra in Betrieb genommen. Lange müssen Elke Bohn und ihre elf, zwölf Helfer nicht mehr warten, da ertönt von Weißenbach her ein Hupen und Brummen. Dann rollt die Karawane heran: 40 bis 50 Motorräder mit und ohne Beiwagen, Trikes (dreirädrige Fahrzeuge), (vierrädrige) Quads, dazu Motorradsanitäter und hinten ein Begleitfahrzeug. Die Helme der meist schwarz gekleideten Fahrer blitzen in der Sonne.
Auf dem Hof verwandeln sich die vorher kaum zu unterscheidenden Gestalten in Menschen. Runter die Helme und weg die schützenden, aber jetzt zu warmen Kombis. Einige offenbaren sich als wettergegerbte Biker; andere, meist jüngere, als ihre Beifahrer aus den Werkstätten. Insgesamt rund 80 Personen, 24 davon geistig oder mehrfach Behinderte.
Fünf Jahre lang nicht gesehen
Elke Bohn steuert auf einen Fahrer zu, begrüßt ihn mit großem "Hallo". Es ist Jürgen Meyer, einer der Hauptorganisatoren der 180 Kilometer langen Ausfahrt. Die beiden haben sich vor fünf Jahren an selber Stelle schon einmal getroffen, als die Gruppe das erste Mal zu Besuch war.
Damals suchte ein Bekannter Bohns Plätze, wo die Ausflügler Rast machen könnten. Elke Bohn war sofort dabei. "Ich wollte Menschen mit Behinderung etwas Gutes tun", sagt die Frau, die ursprünglich aus Burgsinn (Main-Spessart) stammt. Diese Einstellung vielleicht auch deswegen, weil es einen Rollstuhlfahrer in der Familie gibt und ein anderes Mitglied, das vor Jahren tödlich verunglückte.
Wiederholung erwünscht
Nachdem Bohn vor fünf Jahren einen Imbiss organisierte, sagte sie vergangenes Jahr zur Ehefrau des Bekannten: "Ich tät's wieder mal machen." Die Beteiligten einigten sich, dass es zum zehnjährigen Jubiläum der Ausfahrt passen würde. Diesmal waren es - dem Gefühl nach - einige mehr Teilnehmer als vor fünf Jahren. Und auch der Imbiss fiel größer aus.
Als einer von zwei Betreuern der Behinderten ist Roland Franz mitgefahren. Der Gruppenleiter bei den Mainfränkischen Werkstätten berichtet, dass sich seine Schützlinge stets auf ihre Ausfahrt freuen. "Es macht einen Rieseneindruck, im Pulk durch die Gegend zu fahren. Dazu haben sie sonst eher selten die Gelegenheit."