Der Rentweinsdorfer Ludwig Appelmann schrieb die Jahre seiner Kriegsgefangenschaft auf
Autor: Helmut Will
Rentweinsdorf, Montag, 20. April 2020
Am 8. Mai 1945 ging der Krieg zu Ende, der etwa 60 Millionen Menschenleben kostete. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und ...
Am 8. Mai 1945 ging der Krieg zu Ende, der etwa 60 Millionen Menschenleben kostete. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der Flucht. Ludwig Appelmann aus Rentweinsdorf hat den Krieg überlebt. Er schrieb die Geschichte seiner Kriegsgefangenschaft nieder. Der einstige Soldat machte als Kriegsgefangener unfreiwillig quasi eine Reise durch die USA.
Appelmann wurde 85 Jahre alt. Er ist im Jahr 2011 gestorben. Sein Sohn Berthold hat im Nachlass seines Vaters einen Brief entdeckt, den dieser über seine Gefangenschaft geschrieben hatte und den er unserer Zeitung zur Verfügung stellte.
"Im August 1944 bin ich in Italien nahe Rimini in Kriegsgefangenschaft geraten", schrieb Ludwig Appelmann. Damals war er 17 Jahre alt; im Dezember wurde er 18.
Mit drei anderen Soldaten saß er in einem kleinen Bunker, als eines morgens Amerikaner daran vorbeizogen und sie nicht bemerkten. Sie verließen den Bunker und versteckten sich bis zur Nacht im Wald. Gegen Mitternacht versuchten sie, zu ihrer Einheit zu kommen. "Allerdings wurden wir von polnischen Soldaten gefangengenommen und in eine Ziegelei gebracht", so Appelmann. Dort waren schon 20 andere Soldaten der Wehrmacht gefangen.
Von hier aus ging es mit Lkw über das Abruzzengebirge nach Neapel, wo sich ein großes Gefangenenlager befand. Dort traf er auf deutsche Gefangene, die in Afrika im Kriegseinsatz waren.
Im Oktober 1944 wurden die Gefangenen verschifft. Sie waren der Meinung, dass sie nach Tunesien gebracht werden sollten. "Das wäre nicht gut gewesen, weil wir dort bei den Franzosen gefangen gewesen wären", meint Ludwig Appelmann in seinem Brief. Aber es ging in einem großen Geleitzug mit einigen Hundert Schiffen, die von Schnellbooten eskortiert wurden, nach Norfolk in Virginia in die USA, wo sie am 23. Oktober 1944 ankamen.
Appelmann erinnerte sich, dass sie beim Aussteigen aus den Schiffen alles, was sie am Körper trugen, abgeben mussten. Der gesamte Körper wurde rasiert, um die Verbreitung von Läusen zu verhindern. Nach dem Duschen bekamen sie alle amerikanische Uniformen. "Auf der Hose und dem Rückenteil des Oberteils war "PW" für "Prisoner of war" (Kriegsgefangener) gedruckt. Es gab für jeden einen Seesack, der alles enthalten sollte, was die Gefangenen für ihr zukünftiges Leben brauchen sollten. "Das war meist Unterwäsche und Zahnpasta", schrieb der frühere Soldat.