Der Rassismus kommt oft harmlos daher
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Kulmbach, Mittwoch, 22. Dezember 2021
55 Schüler der Q11 des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums trafen sich im Cineplex Kulmbach, um zusammen den Dokumentarfilm "Becoming Black" von Regisseurin Ines Johnson-Spain anzusehen und anschließe...
55 Schüler der Q11 des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums trafen sich im Cineplex Kulmbach, um zusammen den Dokumentarfilm "Becoming Black" von Regisseurin Ines Johnson-Spain anzusehen und anschließend mit ihr gemeinsam darüber zu diskutieren.
Unter Beachtung der geltenden Corona-Bestimmungen und mit Masken ausgerüstet saßen die Schüler am Vormittag im Kinosaal und warteten aufgeregt auf den angekündigten Film. Initiiert und organisiert wurde das Film-Event von der Universität Bayreuth unter Federführung der Didaktik der Geographie in Kooperation mit dem Africa Multiple Excellence Cluster und Plura, das die Veranstaltung finanzierte.
Ines Johnson-Spain präsentierte ihren Film zum ersten Mal vor einem so jungen Publikum. Sie erklärt, dass Rassismus oft sehr subtil ist und sich hinter scheinbar harmlosen Formulierungen versteckt. Die Schüler hatten sich mit dem Thema Rassismus bereits in den letzten Tagen im Unterricht intensiv auseinandergesetzt.
Der autobiografische Dokumentarfilm thematisiert auf eine sehr persönliche und emotionale Art das Aufwachsen eines schwarzen Mädchens in einer weißen DDR-Familie. Angesichts der damals herrschenden Kultur des Schweigens und der Verleugnung wird deutlich, was passiert, wenn das Nichtpassende in einem normierten Umfeld plötzlich sichtbar wird.
Der ebenfalls anwesende Schulleiter des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums Horst Pfadenhauer beschreibt die Stimmung während des Films anschließend als ausgezeichnet. Er vergleicht die vorherrschende Ruhe und Spannung mit dem Fallenlassen einer Stecknadel, welches hörbar gewesen wäre, wenn im Kinosaal kein Teppichboden wäre. "Becoming Black" reflektiert über Zugehörigkeit, soziale Normen, Familienkonzepte und die Internalisierung von Rassismus. Themen, welche die Schüler, aber auch alle anderen Anwesenden, sichtlich interessierte, was sich vor allem während der anschließenden offenen Diskussion deutlich zeigte. So wurden Fragen über die Hintergrundgeschichte und Folgen des Filmes, über die Persönlichkeit der Regisseurin und ihre zukünftigen Projekte gestellt. Ines Johnson-Spain nahm sich viel Zeit für die zahlreichen Fragen und antwortete auf eine verständliche, empathische und persönliche Weise. Eine Schülerin erklärte im Namen aller am Ende des Filmgesprächs, dass die Veranstaltung ein Geschenk für sie war, das zum Nachdenken anregt und den Wunsch erweckt, mutig wie Ines zu sein.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde folgte noch ein weiteres Highlight: Das MGF-Gymnasium durfte die Plakette "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" in Empfang nehmen, welche von Katrin Müller vom Bezirksjugendring überreicht wurde.
Bezirkstagspräsident Henry Schramm (CSU) würdigte durch seine Anwesenheit bei dieser Veranstaltung die Aufnahme des MGF in den Reigen der "Schulen ohne Rassismus" und lobte das Engagement der SMV, indem er sagte: "Es ist sehr erfreulich, dass junge Menschen für dieses Thema so großen Einsatz zeigen und sich neben den Anforderungen der Schule dafür stark machen, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat." red