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Der Mixer aus der Puppenstadt


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Coburg, Mittwoch, 27. Mai 2020

Kai Hofmann (34) hofft, dass er bald wieder Cocktails in seiner Coburger In-Bar "Pure" schütteln darf. Fünf Jahre arbeitete er als Barkeeper auf Kreuzfahrtschiffen. Dort erlebte er nicht nur Lustiges, sondern auch den SARS-Virus.
Der Whiskymixer mixt den Whisky mit dem Whiskymixer. Kai Hofmann, 34-jähriger Neustadter, betreibt in Coburg eine Cocktail-Bar und hofft, dass endlich "Grünes Licht" von der bayerischen Staatsregierung kommt. Schließlich will er seine Gäste wieder verwöhnen. Foto: Christoph Böger


Christoph Böger Der Whiskymixer mixt den Whisky mit dem Whiskymixer. Mit dem Whiskymixer mixt der Whiskymixer den Whisky. Für Kai Hofmann ist dieser Zungenbrecher kein Problem. Wäre ja auch peinlich - schließlich ist der 34-jährige Fast-Glatzkopf auch einer der besten Whiskymixer in der Vestestadt.

Und er kennt auch diesen Ohrwurm: "Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön. Denn da kann man fremde Länder und noch manches andere sehn..." Der beliebte Coburger Barkeeper fuhr fünf Jahre lang auf hoher See.

Schon mein Opa "Loni" war Seefahrer. Der "Klee Loni", wie der waschechte Neustadter von guten Freunden gerufen wird, bereiste Asien, Nord- und Südamerika, war in der Karibik, in Afrika und auf den Malediven oder auch in Arabien. In dieser Zeit hat er so manch Skurriles erlebt - Lesen Sie dazu die Extrabox und schauen Sie mal auf Coburg Stadt, Seite 7...

Seit vier Jahren steht er hinter dem Tresen seiner Bar und mixt Cocktails. Für Kenner der Szene mit die besten in der Vestestadt. Allerdings herrscht im "Pure" derzeit tote Hose - wegen Corona stehen die Stühle und Hocker, wie fast überall, nicht neben, sondern auf den Tischen.

Dafür renoviert Hofmann ein wenig: "Ich mach Dinge, die zuletzt liegengeblieben sind. Ich komm klar mit der Situation. Nur meine Gäste fehlen mir", sagt einer, der fünf Jahre auf allen Kreuzfahrtschiffen der Aida täglich intensiv Kundenkontakt pflegte und dabei für alle Bars an Bord verantwortlich war.

"Pure Einbahnstraßen-Regelung"

Keine Gäste - keine Kohle! Wann er seine Shaker wieder schütteln darf, ist völlig offen: "Wir Barbesitzer wissen noch weniger als unsere Kollegen von den Wirtschaften, Kneipen und Hotels. Keine Ahnung wann ich wieder öffne. Ich bin jedenfalls darauf vorbereitet und würde im Pure eine Einbahnstraßen-Regelung einführen", sagt Hofmann und lacht dabei.

SARS auf der Aida erlebt

Weniger zum Lachen war der Frohnatur 2015 auf der Aida. Damals hatte er schon einmal mit einem Virus zu tun. Mit SARS! Der Neustadter "schifferte" in der Karibik und musste nach eigenen Worten extreme Hygiene-Vorschriften beachten: "Aber das haben wir ja Gott sei Dank auch geschaukelt", so der Berufsoptimist. Wäre die Welt ein Kreuzfahrtschiff", so Hofmann, "gäbe es jedenfalls keinen Rassismus oder Krieg. Dort arbeiten und leben viele Generationen, Kulturen und Nationalitäten auf einem Fleck".

So wie in seiner Gastro. Bereits seit 18 Jahren ist der ausgebildete Barmeister in der Branche tätig. Seine schicke, schmale Kneipe war an den Wochenenden vor der Corona-Pandemie proppenvoll. Oft platzte der Laden aus allen Nähten, jetzt herrscht gähnende Leere. "Bei uns war echt die Hölle los. Ich konnte mich nicht beklagen und habe finanziell auch Rücklagen gebildet". Jetzt fehlen die Einnahmen, auch weil sein bis dahin perfekt organisiertes und gut florierendes Catering wegbrach.

"Zahlen muss ich ja eh"

Das Angebot seines Vermieters, der die Pacht aussetzen würde, lehnt er dankend ab. "Zahlen muss ich ja eh. Das bringt mir nichts. Aber es wird höchste Zeit, dass wir die Sache mit der 19 in Griff bekommen. So wie damals den SARS-Virus". Den hat Hofmann schließlich auch abgeschüttelt... Mehr Gastronomie Mehr zur Situation der Gastronomen heute auf der Seite 7.