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Der Landkreis ist geimpft


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Donnerstag, 17. August 2017

Seit dem Jahr 2014 gibt es im Landkreis Forchheim keinen einzigen bekannten Masern-Fall mehr. Fachleute führen diesen positiven Umstand vor allem auf die hohe Impfquote zurück.


Das Robert-Koch-Institut in Berlin schlägt Alarm. Bundesweit habe es im ersten Halbjahr mehr Masern-Fälle gegeben als im gesamten Jahr 2016. Die ständigen Impfkommission habe deutschlandweit 500 Betroffene gezählt.
Der Druck auf die Eltern, die eine Impfung ihrer Kinder verweigern, wird verschärft, und gleichzeitig soll die Beratungspflicht ausgeweitet werden. Die Beratungspflicht gibt es bereits seit 2015. Damals wurde durch das Präventionsgesetz im Impfschutzgesetz der entsprechende Absatz aufgenommen.
Bei Kindern, die erstmals eine Kita besuchen, sollte ein altersgemäßer Impfschutz vorliegen. "Es ist davon auszugehen, dass die Eltern jedes Kindes, das ein Impfbuch besitzt oder das kürzlich geimpft wurde, auch beraten wurden. Alle Ärzte sollten generell jeden Kontakt zu ihren Patienten auch zur Überprüfung des Impfschutzes nützen", sagt Elke Friedrich vom Gesundheitsamt Forchheim.


Vorladung nicht möglich

Das gelte besonders für Kinder- und Jugendärzte und für die Hausärzte, die im Rahmen der U-Untersuchungen auf den Impfschutz achten und die Eltern diesbezüglich beraten sollten.
Eine Impfberatung bieten auch die Ärzte des Gesundheitsamts an. Eine Vorladung durch das Gesundheitsamt ist derzeit nicht möglich, weiß Ursula Fischer, Leiterin des Bereichs Kindertageseinrichtungen am Landratsamt Forchheim. Dazu fehlten die Befugnisnormen. Somit dürften keine personenbezogenen Daten weitergegeben werden.
Beim Verstoß gegen die Beratungspflicht kann ein Bußgeld gegen Ärzte fällig werden. "Die Ärzte haben die Aufklärungspflicht. Auch das Kindergartenpersonal ist aufgefordert, auf die Eltern einzuwirken", sagt Fischer. Das findet sie allerdings heikel: "Das Personal sind keine Ärzte. Sie können nicht vollständig aufklären." Das jedoch ist vom Ministerium gewünscht.


Gesundheitliche Komplikationen

Seit 2001 zählen die Masern in Deutschland zu den meldepflichtigen Krankheiten. "Im Landkreis Forchheim ist seit dem Jahr 2014 kein Masernsfall gemeldet worden. Dies führe ich auf die gute Beratungs- und Impftätigkeit unserer niedergelassenen Kollegen und Kolleginnen zurück", sagt Friedrich. Eltern, die ihr Kind nach der Beratung impfen lassen, treffen diese Entscheidung laut Friedrich aus Einsicht. Eine Pflicht zur Impfung gibt es nicht.
Elke Friedrich fände diese Pflicht gegen den Willen weniger Eltern persönlich auch nicht zielführend. "Generell gehören Impfungen zu den besten und nachhaltigsten Schutzmöglichkeiten der modernen Medizin. Die Impfzahlen im Landkreis Forchheim zeigen, dass nur wenige Eltern ihrem Kind diesen Schutz nicht ermöglichen", sagt Friedrich.
Gerade Masern sind ein wichtiges Thema - und keine harmlose Kinderkrankheit, wie oft geglaubt wird. "Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen oder Gehirnentzündungen sind möglich", erklärt Friedrich. Die Impfungen sind hingegen normalerweise gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen können Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle sein, gelegentlich leichtes Fieber und Kopfschmerzen. Noch seltener sind Fieberkrämpfe oder schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen. Wer als Kind die zwei Kombiimpfungen MMR - Masern Mumps und Röteln - erhalten hat, braucht keine Auffrischungen, denn er hat einen Impfschutz fürs ganze Leben. Kinder und Jugendliche, denen ausreichender Impfschutz fehlt, sollten das schnell nachholen. "Oft wird die Masern-Mumps-Röteln-Impfung verspätet durchgeführt", sagt Friedrich.
Bei einmaliger Impfung wird ein Schutz von 91 Prozent erreicht. Die zweite Impfung hebt den Schutz auf 99 Prozent an. Sollte jemand trotz Impfung erkranken, ist der Verlauf der schweren Krankheit jedenfalls milder. Aus den Kindertagesstätten im Landkreis sind dem Landratsamt jedenfalls keine Masernfälle bekannt. Beschwerden gab es jedenfalls keine und von einer Schließung aufgrund einer Masernepidemie war noch nie die Rede.