Der Kren belebt Körper und Geist
Autor: Pauline Lindner
Baiersdorf, Sonntag, 21. Sept. 2014
Eröffnung Die Baiersdorfer sagen den scharfen Stangen beinahe sagenhafte Effekte nach. Nach dem Besuch des Markts ist man gewillt, das für keine Übertreibung, sondern die reine Wahrheit zu nehmen.
von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner
Baiersdorf — Die Schärfe des Krens soll sich, so sagen es zumindest viele Baiersdorfer, direkt auf die Schärfe des Verstandes auswirken. Einmal angenommen, dass die Baiersdorfer damit Recht haben, kann man an seiner Schlagfertigkeit einen besonders eifrigen Kren-Esser erkennen.
Dann würde Baiersdorfs Bürgermeister Andreas Galster (CSU) tatsächlich - wie von ihm selbst regelmäßig behauptet - jeden Tag sein Löffelchen Kren zu sich nehmen. Seine Fähigkeit zur verbalen Improvisation und Schlagfertigkeit war bei der Eröffnung des Baiersdorfer Krenmarkts ziemlich gefragt.
Zum einen machte schon das Wetter nicht mit und dann bockte auch noch das Mikrofon. "So ein Regen gehört zum Krenmarkt, denn der Kree braucht Wasser zum Wachsen", schaffte es Galster aber, das Positive im Misslichen zu erkennen.
Die Bayerische Meerrettichkönigin Isabella I. spannte ihrerseits aber lieber den Schirm auf. Die zweite Hoheit, die sich auf dem Krenmarkt tummelte, tat es ihr nach. Glasprinzessin Laura vertrat die Stadt Lauscha in Thüringen auf der Tourismusmeile um die Kirche.
Botschafterin in Sachen Kren
Die Gäste wurden von Galster entsprechend ihres Rangs begrüßt: Da standen vorndran die Bundespolitiker: Staatssekretär Stefan Müller (CSU) und Martina Stamm-Fibich (SPD).
Mit einer großen freundlichen Geste wies Galster nach links ins Publikum, wo er die beiden vermutete. Doch Stamm-Fibich hatte da schon ihren roten Schirm gepackt und ihn über die Baiersdorfer Krenweiber gehalten. Die Krenweiber sind so etwas wie der Hofstaat der Meerrettichkönigin. "Ach, Sie haben sich schon bei den Krenweibern beworben", frotzelte Galster in Richtung Stamm-Fibichs.
Den leisen Wink, die Abgeordnete möge doch in Berlin das scharfe Gewürz - eben wie es ein richtiges Krenweib als ihre Aufgabe sieht - bekannter machen, darf man aus Galster Spruch schon herauslesen. Als Berliner hat sich auf dem Markt niemand geoutet, aber vom Inn waren Feuerwehrleute da. Löschen mussten sie an diesem Tag aber ausnahmsweise keinen Brand, sondern lediglich ihren Durst. Man probierte ein Häppchen mit Apfel-Kren, ein Löffelchen mit Krensenf und noch ein Häppchen dort mit einem Kren-Pfirsich-Chutney. Vielleicht eine Bratwurst dazwischen, aber die gab es natürlich auch mit Kren. Das machte durstig - und ja, schlagfertig.