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"Der Klimawandel ist wissenschaftlicher Fakt"


Autor: Dieter Hübner

Himmelkron, Montag, 09. März 2020

Gibt es den heiß diskutierten Klimawandel überhaupt? Ist es wirklich noch Privatsache, wieviel Treibhausgase ein Einzelner durch seinen Lebensstil in der Atmosphäre hinterlässt? Oder haben die Klimawa...


Gibt es den heiß diskutierten Klimawandel überhaupt? Ist es wirklich noch Privatsache, wieviel Treibhausgase ein Einzelner durch seinen Lebensstil in der Atmosphäre hinterlässt? Oder haben die Klimawandel-Leugner Recht, wenn sie behaupten, dass alles nicht so schlimm ist? Antworten auf diese Fragen gab Stefan Holzheu, Diplom-Geoökologe der Universität Bayreuth, bei einem wissenschaftlichen Vortrag im voll besetzten Saal des Gasthofs Opel. Eingeladen hatte die Bürgerliste Zukunft Himmelkron.

Maßnahmen reichen nicht

"Klimawandel: Stand der Wissenschaft - Fakten und Zahlen", so überschrieb Holzheu seine Ausführungen. Er lieferte Informationen, die auf Forschungen mehrerer zehntausend Wissenschaftler basieren. Diese äußerten, dass die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen berechtigt und gut begründet sind.

Aus wissenschaftlicher Sicht reichten die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz bei Weitem nicht aus.

Gleich vorweg sein Schlussstatement: "Der Klimawandel ist wissenschaftlicher Fakt. Genauso wenig ist zu leugnen, dass er von uns Menschen verursacht ist. Was da kommt, wenn wir jetzt nicht beherzt gegensteuern, ist höchst bedrohlich. Wir haben heute die technischen Möglichen für Lösungen in vielen Bereichen. Es ist allerhöchste Zeit, die auch einzusetzen", wurde er deutlich.

Ihm mache es Angst, dass trotz der seit Jahren sichtbaren Erkenntnisse bisher keine Trendwende bei den Emissionen erkennbar sei. Die Auswertungen von Millionen Messwerten und globaler Daten zeigten eindeutig: "Wir haben einen Anstieg der Erderwärmung. Der Temperaturanstieg ist nicht mehr mit Zufall zu erklären."

Doch sind ein paar Grad mehr überhaupt ein Problem? Die Wissenschaftler sehen Holzheu zufolge eine große Gefahr, wenn die Gletscher und der Permafrost schneller ab- oder auftauen. Das Schmelzen der Gletscher führe zum Anstieg des Meeresspiegels um 3,3 Millimeter pro Jahr. "Wenn wir gar nichts tun, könnten das bis zu zwei Meter im Jahr 2100 werden. Das wäre eine Gefahr für die Küstenregionen." Dabei verschwieg der Referent nicht, dass gewisse Regionen durch die etwas besseren klimatischen Bedingungen auch profitieren könnten.

In der Rubrik "Zahlen" beschäftigte sich Holzheu mit dem verbleibenden CO2-Budget. "Wenn wir nichts tun, ist es in neun Jahren aufgebraucht. Der deutsche Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxid liegt bei rund 11,6 Tonnen und damit deutlich über dem Weltdurchschnitt von 4,8 Tonnen. Wir tragen deshalb in Deutschland auch eine besondere Verantwortung, von diesem hohen Wert herunterzukommen.

Tempolimit würde helfen

Als größte Klimakiller gelten laut Holzheu Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge. "Klimabewusst handeln heißt nicht: kein Auto, kein Fleisch, kein Urlaub. Es gibt Millionen Möglichkeiten, in Europa kerosinfrei Urlaub zu machen." Auch ein Tempolimit würde helfen. Je mehr Leute mitmachten, desto eher werde auch die Politik etwas tun. "Die wird nämlich erst tätig, wenn sie sicher ist, dass es keine Wählerstimmen kostet."

Die Atmosphäre sei ein gemeinsames Gut aller Menschen. Eine der bekanntesten Gruppen von Klimawandel-Leugnern firmiert als Europäisches Institut für Klima und Energie. Der Verein sei keine wissenschaftliche Einrichtung und besitze nur einen Briefkasten in Jena. Die wenigen Mitglieder seien medial gut aufgestellt und würden von der Kohleindustrie unterstützt. Angriffsziele seien die Windkraft und die CO2-Bepreisung. "Jedes Windrad, das verhindert wird, ist ein Gewinn für die Kohle. Da geht es um verdammt viel Geld. Diese Leute haben kein Interesse an wissenschaftlicher Diskussion. Seien Sie vorsichtig mit Informationen aus dem Internet. Als Laie erkennen Sie die Fälschungen nicht", erklärt der Referent.

Weitere Vorträge

Wilhelmine Denk wies noch auf weitere Veranstaltungen hin. Am 1. Mai um 19.30 Uhr gehe es im Gasthof Opel um die Frage "Wie sieht 2030 das Klima in Oberfranken aus?" Referent sei der Mikrometeorologe Professor Christoph Thomas. Am 2. Juli um 19.30 Uhr laute das Motto dann "Kommunen for Future - Visionen der Zukunft".