Druckartikel: Der Kleinste ist der Größte

Der Kleinste ist der Größte


Autor: Michael Busch

Erlangen, Mittwoch, 11. Juni 2014

Bergarbeiter (6)  Es gibt ein gutes Dutzend an Kellern auf dem Berg. Die meisten beeindrucken durch ihre Größe. Grund genug für den Bergreporter, mal beim "kleinsten Keller am Berg" anzuheuern, um sich als Kellergeist zu versuchen.



von unserem Redaktionsmitglied 
Michael Busch

Berg — Zapfen ist gar nicht so einfach, wie es immer aussieht. Die erste Erkenntnis im Goldmann-Keller, dem neuen Einsatzort des Bergreporters. Das liegt nicht an dem Vorgang an sich. Zapfhahn auf, Zapfhahn zu, kassieren. Es liegt eher daran, dass es sich bei diesem Keller um einen besonderen Keller am Berg handelt.
Es ist zum einen der kleinste Keller am Berg. "Das, was die anderen großen Keller an einem Tag ausgeben, reicht bei mir für die zwölf Tage Berg." Thomas Goldmann, Pächter des Kellers, ist aber nicht unzufrieden deswegen. Beim Arbeiten heißt das für das Personal Bauch einziehen, was dem Bergreporter von Natur aus nicht ganz einfach fällt. Hier muss Platz sparend gearbeitet werden.

Sechs Sorten Bier

Zum anderen ist das Zapfen nicht ganz so einfach, weil es der einzige Keller ist, der mit sechs verschiedenen Bieren an den Start geht. Gibt es in der Regel Festbier und Weizen, wird im Goldmann-Keller die Palette mit den Sorten Rauchbier, Urstöffla, Lager und Kellerbier ergänzt.
Zu guter Letzt kommt hinzu, dass der Steinkrug es dem Zapfer nicht ganz einfach macht, die Menge einzuhalten, die gesetzlich vorgeschrieben in den Krug gehört. "Lieber ein wenig mehr als zu wenig", sagt der Chef und offeriert damit seine Grundeinstellung zu "seinem" Keller.
Seit 2008 betreibt er die Schänke und fühlt sich wohl am Berg. "Das war für mich immer ein Traum, mal hier einen Keller zu bewirtschaften", erklärt der Bamberger. Er hatte den Berg immer als Gast genossen, aber da er auch auf anderen Volks- und Straßenfesten mit einem Stand unterwegs ist, nahm er die Herausforderung an, als sich unerwartet die Chance bot.
"Es ist kompliziert", setzt Goldmann an. "Von einer Freundin die Freundin, deren Mann hatte einen Arbeitskollegen, der wusste, dass dieser Keller hier neu verpachtet werden sollte." Und schon war es passiert. "Seitdem bin ich am Berg, auch wenn am Anfang die Großen mich belächelten."
Nach sieben Jahren lächeln diese aber nicht mehr so breit. Nicht, weil der "Kleinbetrieb" ihnen die Kundschaft wegnimmt. Goldmann hat sich in der Berg-Gilde etabliert. "Man hilft sich gegenseitig, und da springen Schausteller und Wirte zusammen, wenn es etwas zu tun gibt."

Kühle Keller

Seine Stammgäste hat er ebenfalls. Das liegt natürlich an der freundlichen Bedienung, den Baguettes, die es sonst in dieser Art nicht auf dem Berg gibt, das liegt an der geringen Größe, bei der Gemütlichkeit zählt und nicht der Massentrubel. Es liegt aber auch daran, dass er Weiherer Bier verkauft. "Es ist halt mal was anderes zu den üblichen Biersorten hier oben", sagt Goldmann. Und den Offerten, mal ein anderes Bier zu verkaufen, sei er nicht erlegen.
Der Bergreporter ist am ehesten überrascht, dass sich die Arbeitskräfte an und in dem Keller keinen Schnupfen holen. Klar, gerade bei den heißen Temperaturen um Pfingsten war es angenehm in der leicht kühleren Umgebung solch eines Kellers zu stehen. Wer dann aber in die hinteren Kellerräume muss, um Getränkenachschub zu holen, erliegt einem Temperatursturz auf etwa zwölf Grad.
Faszinierend jenseits des Trubels sind die Keller dann aber doch. Der gesamte Burgberg ist von dem Tunnelsystem durchzogen. In diesen Kellergewölben wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein Bier zum Reifen gelagert, da dort das ganze Jahr über konstant kühle Temperaturen herrschten. Einzelne Gewölbe erstrecken sich bis zu 500 Meter in den Berg hinein und hindurch, so dass von Teichen auf der gegenüberliegenden Seite des Berges Eis zum Kühlen des Bieres gebrochen werden konnte. Diese Stollen sind jedoch teilweise eingestürzt und nicht mehr durchgängig.
Der Goldmann-Keller beweist allerdings eines ganz klar: "Nicht auf die Größe kommt es an - vielleicht aber auf den Zapfer."