Der "Kellergassen-Feger"
Autor: Helmut Will
Ebern, Freitag, 20. November 2020
Der 85-jährige Alfred Hofmann reinigt seit über 60 Jahren "seine" Straße in Ebern.
Bürgerliche Eigeninitiative wird immer wieder lobend erwähnt. Als ein Vorbild dafür steht der 85-jährige Alfred Hofmann aus Ebern, und das seit mehr als 60 Jahren. Der Rentner wohnt in der Kellergasse in Ebern, die beidseitig von Bäumen und mehreren Felsenkellern gesäumt ist - und er kümmert sich um "seine" Straße.
Fährt oder geht man von der Andreas-Humann-Straße kommend die Kellergasse hoch, so fällt sofort auf, dass sie, wie man so schön sagt, auf etwa 100 Metern "wie geleckt" aussieht. Das ist das Verdienst von Alfred Hofmann, der dort mit seiner Frau Christine wohnt.
Er ist in Rentweinsdorf geboren, wohnt aber seit 1959 in Ebern. Seit diesem Tag ist er der "Kellergassen-Feger", wie Ehefrau Christine lachend schildert.
"Für mich gehört es dazu, dass man die Straße vor seinem Anwesen sauber hält", sagt der rüstige Rentner. Dass er dabei auch die Straße vor Anwesen von Nachbarn kehrt, ist für ihn kein Problem. "Als ich angefangen habe, mich um die Reinhaltung der Kellergasse zu kümmern, war sie noch gar nicht geteert", sagt Hofmann.
Eigentlich wäre es Aufgabe der Stadt, für die Reinhaltung der Straßen zu sorgen. Aber das stellt der rüstige Rentner nicht in den Vordergrund. "Die Leute vom Bauhof fahren mit ihrer Kehrmaschine ab und zu schon mal durch, aber selbst dann mache ich im Anschluss die Eingänge der Keller noch sauber, dort kommt die Kehrmaschine nicht hin."
Im letzten Jahr, so glaubt er sich zu erinnern, waren die Bauhofleute sieben Monate nicht in der Kellergasse. Hofmann grinst und sagt: "Warum auch, ich bin ja fast jeden Tag oder zumindest zweimal die Woche in der Kellergasse, um diese von Laub und Schmutz zu befreien."
Da vor allem im Herbst die Blätter auch an den beiden steilen Böschungen der Kellergasse liegen, recht Alfred Hofmann das Laub herunter. Immer dabei ist ein alter Mörteltrog, an dem er Schnüre befestig hat, um diesen ziehen zu können. In den Behälter gibt er das Laub, um es dann, verstaut in Säcken und Eimern, zum Wertstoffhof nach Ruppach zu fahren. "Das mache ich mit meinem Mercedes, bei dem ich die Rückbank umlege." Zweimal pro Woche fährt der Rentner nach Ruppach.
Ehefrau Christine, die ihn dabei begleitet, erzählt, dass ein Stadtarbeiter einmal zu ihr sagte, dass der Bauhof die Kellergasse nicht kehren müsse, weil: "Das macht schon dein Alter."
Lob hat Alfred Hofmann auch von zwei ehemaligen Bankern, die den Weg täglich zur Arbeit gingen, erhalten. "Der Albert Kuhn und der Jürgen Lohm haben öfters mitbekommen, dass ich häufig die Kellergasse sauber halte, was sie anerkennend würdigten", erinnert sich Hofmann.
An seinen "Hauptkehrtagen" verbringt der Rentner drei bis vier Stunden täglich mit seiner Arbeit. Er lacht und sagt: "Na, etwas Ratschen gehört dazu, ich kenne ja fast alle Leute."