Druckartikel: Der Kampf gegen die Windmühlen geht weiter

Der Kampf gegen die Windmühlen geht weiter


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Samstag, 03. Oktober 2015

von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger Wachenroth — Es war eine Marathonsitzung: Nach der Anhörung zur Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans für die ...


von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger

Wachenroth — Es war eine Marathonsitzung: Nach der Anhörung zur Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans für die Bürgerwindräder mussten im Wachenrother Sitzungssaal 150 Beschlüsse gefasst werden.
Allein 91 Stellungnahmen waren von der Initiative "Pro und contra Windpark Wachenroth" eingegangen. Weitere Stellungnahmen kamen aus der Bürgerschaft und von den Trägern öffentlicher Belange. All diese Einwände werden die drei Bürgerwindräder wohl nicht verhindern können. Stefan Paulus von der Projektgesellschaft "Wind, Wust und Sonne" rechnet damit, dass sich die Windräder nächstes Jahr um diese Zeit drehen. Mitte dieses Monats könne der Billigungsbeschluss gefasst werden. Dann folge eine weitere vierwöchige Auslegung.


Argumente gesammelt

Die Einwände und Argumente waren zum Teil in vorgefertigten Formblättern vorgelegt worden. Um sie sowohl inhaltlich vollständig als auch formal übersichtlich würdigen zu können, hatte Planer Markus Fleckenstein empfohlen, Argumente und Einwände, die sich wiederholen, zu sammeln und im Block anzuführen. Den Bebauungsplan sah Fleckenstein als "abwägerelevant" an.
Die Gegner des Windparks hatten nahezu alle Möglichkeiten ausgeschöpft: Von der grundsätzlichen Ablehnung wegen Nichteinhaltung der 10-H-Regelung über die unterschiedlichsten Belästigungen wie Infraschall, Schattenwurf und Lichtzeichen bis hin zur Gefahr für die Autobahn durch Eiswurf und die Beeinträchtigung der Ansicht des Schlossensembles von Weingartsgreuth reichten die Stellungnahmen.
Für Wolfgang Knorr (UWWeingartsgreuth), der den Kritikern seine Stimme lieh, wie für seinen Kollegen Norbert Amann (Horbacher Wählergruppe), war die Abwägung der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen. Unterstützung fanden die beiden Marktgemeinderäte noch in Andreas Pohle (SPD).
Wie bereits beim ersten, in dem es um die neue Abstandsregelung H 10 ging, wurden die Bedenken in nahezu allen Beschlüssen abgewiesen. So auch Knorrs Einwände, der Abstand zur nächsten Bebauung betrage nur 750 Meter oder Infraschall werde von manchen Menschen als "Folter" empfunden. Die Auswirkungen seien noch längst nicht erforscht, betonte Knorr.
Die Wertminderung der Immobilien, ein weiterer Punkt, den die Gegner vorbrachten, wurde ebenso abgewiesen wie der Einwand, die Lebensqualität werde drastisch eingeschränkt. Genau das Gegenteil, so wurde beschlossen, sei der Fall: Die saubere Erzeugung von Strom ohne klimaschädliches CO2 führe langfristig zu einer höheren Lebensqualität. Darüber hinaus würden die Bürgerwindräder zu einer Wertschöpfung führen und damit einen Beitrag zum Erhalt des ländlich geprägten Lebensraums leisten.
"Wir kriegen eine sechsspurige Autobahn mit nur mäßigem Lärmschutz und haben nur noch Weihnachtsbäume und Maisfelder auf den Fluren", wandte Knorr ein. Jetzt auch noch den Windpark - das war dem Weingartsgreuther Gemeinderat zuviel. Einen Teilerfolg erzielte er in Bezug auf die Lichtbefeuerung der Anlagen. Wegen der Windräder von Mühlhausen habe er bereits sein Schlafzimmer von der Nord- auf die Südseite verlegt, berichtete Knorr. Es gebe die Möglichkeit, eine Sensorik einzubauen, die nur dann blinke, wenn sich Flugzeuge nähern. "Wir sind an dieser Technik selbst sehr interessiert", antwortete Stefan Paulus von der Projektgesellschaft Wust, Wind und Sonne. Diese Neuerung befinde sich allerdings noch in der Entwicklung und sei von der Luftfahrtbehörde bislang nicht freigegeben. "Sobald solche Systeme auf den Markt kommen, würden wir die Anlage nachrüsten."
Einmal brachen die Zuhörer im Saal in unverhohlenes Gelächter aus. Beim Einwand, die Landschaft werde durch die Windanlagen zerstört, hieß es in der Beschlussvorlage, dies werde individuell bewertet. Ältere Bürger würden sich an Windrädern eher stören, jüngeren würde bei Bergen ohne Windräder eher etwas fehlen.
Nach einigen Abwägungen stellte Knorr den Antrag, die nachfolgenden Punkte zu verschieben. Da sie nicht dem Rats informationssystem der Gemeinde zu entnehmen waren, habe er sich nicht vorbereiten können. "Das ist doch nichts Neues", konterte Marion Galster-Schalk (CSU/Bürgerblock). "Du hast Dich doch damit befasst und kennst Deinen Standpunkt."


Abstimmung erfolgt

Wohlwissend, dass es um ein brisantes Thema ging, führte Bürgermeister Friedrich Gleitsmann ein strenges Regiment. Er ließ keine "wilde Diskussion" zu. Wer sich von den Räten nicht zu Wort meldete, wurde nicht zugelassen. Über Knorrs Antrag auf Vertagung ließ Gleitsmann abstimmen: Acht Räte votierten für die weitere Behandlung, fünf waren für eine Zurückstellung.