Druckartikel: Der erste Schritt ist getan - er soll aber nicht der letzte bleiben

Der erste Schritt ist getan - er soll aber nicht der letzte bleiben


Autor: Marco Meißner

Kronach, Samstag, 18. April 2015

Kreis Kronach — Die Ludwigsstädter Mutter Astrid Vetter verfolgt seit Jahren mit Argusaugen, was sich bei der Schülerbeförderung im Landkreis tut. Als Gruppe auf Facebook ("Schüler...
Renate Leive


Kreis Kronach — Die Ludwigsstädter Mutter Astrid Vetter verfolgt seit Jahren mit Argusaugen, was sich bei der Schülerbeförderung im Landkreis tut. Als Gruppe auf Facebook ("Schülerverkehr mit der Bahn im Landkreis Kronach"), aber auch in Gesprächen vor Ort und mit der Politik vertreten sie und Gleichgesinnte die Interessen der Schüler und Eltern aus dem Kreisgebiet, die mit den langen Schulwegzeiten hadern.
"Jetzt haben wir den Waggon mehr am Zug", freut sie sich über einen Fortschritt. Und wenn es damit mal nicht klappe, gebe es einen Ersatzbus und jemanden, der Gewehr bei Fuß parat stehe, um die Kinder darauf hinzuweisen. "Das ist schon mal eine Hilfe." Dennoch haben die Streiter für eine bessere und schnellere Schülerbeförderung noch höhere Ziele. So ist es ihnen ein Dorn im Auge, dass manche Kinder aus der Rennsteigregion erst einmal kilometerweit laufen müssen, ehe sie mit Bus, dann Bahn, dann wieder Bus oder gar zu Fuß eine Stunde unterwegs sind, um zu ihrer Schule in Kronach zu kommen. "Ich finde diese Ungerechtigkeit schlimm", sagt Vetter. "Warum hat ein Kind, das nur drei Kilometer Schulweg hat, das Recht, mit dem Bus zu fahren. Ein anderes, dass eine Stunde unterwegs ist, muss zusätzlich aber zwei Kilometer laufen?!"
Momentan sei in dieser Angelegenheit eine gewisse Ruhe eingekehrt. Eine Studie, die sich mit einer Schule für den Landkreis-Norden befasst, sei in Auftrag gegeben worden. Deren Ergebnis wolle man erst einmal abwarten. Eine solche Schule wäre für Vetter die ideale Lösung. Oder wenigstens eine "Zweigstelle" - eventuell mit Containern - für den Nachmittagsunterricht. Aber ihre Euphorie, Letzteres zu erreichen, hält sich in Grenzen. Sie habe schon mit Schulleitern gesprochen und die ernüchternde Antwort bekommen: "Wie sollen denn die Lehrer da hinkommen?" An die Anfahrt der Schüler denke in diesem Moment offenbar niemand, ärgert sich die Mutter.

Zunächst abwarten

Auch eine Vereinsgründung hatte die Initiative ins Auge gefasst. Dieser Verein sollte gegebenenfalls sogar den Klageweg für einen schnelleren Schulweg beschreiten. Diese Option kann aber nicht gezogen werden. "Ein Verein darf nicht klagen. Wir bräuchten also eine Person, die sich vorne hinstellt - und das will zurzeit keiner machen", stellt Vetter fest. Daher heißt es erstmal abwarten.
Eine Verbesserung zumindest in einem Fall nimmt Renate Leive, die Leiterin des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums, bei den Schulwegverbindungen wahr. Ansonsten sei die Situation aus ihrer Sicht im Wesentlichen unverändert. Vor allem, wer im Landkreis-Norden und dort nicht direkt an der Bahnlinie wohne, habe es beispielsweise schwer, die Ganztagsklasse zu besuchen.
"Die Probleme tauchen oft bei Zug-Bus-Verbindungen auf", bedauert Leive. Allerdings ist sie überzeugt, dass an den entscheidenden Stellen an Lösungen gearbeitet wird. Aus Sicht der Schulleiter würde man sogar eine Anpassung der Schulzeiten ins Auge fassen, wenn der Bahnfahrplan eine Konstanz für die Planung garantieren könnte, meint sie. Eine "Zweigstelle" der weiterführenden Schulen im Norden hält sie hingegen aus organisatorischen Gründen für schwer umsetzbar. mrm