Der Baum wächst
Autor: Daniela Pondelicek
Neustadt bei Coburg, Montag, 14. November 2016
Wie eine raffinierte Dekoration für die Advents- und Weihnachtszeit entsteht, zeigte eine Flechtwerkgestalterin im Museum der Deutschen Spielzeugindustrie. Nachmachen ist nicht verboten.
"Zuerst bindet man an einen robusten Weidenast zwei weitere Äste", erklärt Gitti Klitzner. Diese müsse man vorher aber noch spitz zuschneiden. "Dann kann man auch schon mit dem Flechten beginnen", sagt die Flechtwerkgestalterin. Sieben Frauen und ein Mann, Udo Leidner-Haber, der Leiter des Museums der Deutschen Spielzeugindustrie, hören und schauen Klitzner aufmerksam zu. Sie wollen eine außergewöhnliche Weihnachtsdekoration basteln. Am Samstag konnte im Museum der Deutschen Spielzeugindustrie von Interessierte mit Hilfe von Weidenzweigen ein Weihnachtsbaum geflochten werden.
Die gelernte Flechtwerkgestalterin Gitti Klitzner zeigte den Teilnehmern, wie das funktioniert. Ausgangspunkt ist die Stake, ein dicker Weidenast, an den ein festes Geflecht aus den Weidenzweigen gebunden wird. Besonders wichtig sei es dabei, so Klitzner, dass man immer auf derselben Seite mit dem Geflecht anfängt.
"Der fertige Weihnachtsbaum hat nur eine Sichtseite, auf der Rückseite sieht man, wo die Reste der Weidenzweige abgeschnitten worden sind", erklärt sie.
Zudem müsse man beachten, dass die Weidenäste nicht von alleine die gewünschte Form einnehmen. "Man muss sie führen, damit das Ergebnis am Ende passt", erklärt die Fachfrau. Doch das habe nicht nur Nachteile. "Das führt dazu, dass jeder der Bäume ein Unikat wird", sagt die Flechtwerkgestalterin.
Zuletzt schließe man das Geflecht mit einer Abschlussfitze ab. "Danach erst kann man die Reste der Weidenzweige abschneiden und die Äste, die an der Stake befestigt sind, kürzen. Wer möchte, kann den Baum dann noch nach Belieben verzieren", sagt Gitti Klitzner.
Wer die Bäume nachbasteln möchte, braucht zunächst die passenden Weidenzweige. "In der Region gibt es zwei Händler, die sie verkaufen", erklärt die Flechtwerkgestalterin.
Allerdings könne man dort nur große Bündel von fünf bis zehn Kilogramm kaufen. "Was übrig bleibt, kann man aber einlagern und für andere Projekte wiederverwenden", schlägt sie vor.
Bei der Lagerung gebe es aber etwas zu beachten. "Es muss kühl gelagert werden, damit es nicht anschwitzt und schimmelt", sagt sie. Vor dem nächsten Gebrauch müsse man die Äste nach dem Lagern in Wasser legen. "So werden sie wieder elastisch", erklärt Gitti Klitzner.
Wer sich mit den verschiedenen Weidensorten schon besser auskenne, könne sich auch in der Natur bedienen. "Vorher sollte man das allerdings mit der zuständigen Gemeinde abklären", rät sie.
Brigitte Rönz ist eine der Teilnehmerinnen. Sie arbeitet in der Mittagsbetreuung einer Schule in Dörfles-Esbach. "Ich beschäftige mich mit dem Weidenflechten, damit ich das mit den Kindern dann auch machen kann", erklärt sie.
Im Herbst habe sie schon einmal einen ähnlichen Kurs besucht. "Da haben wir große Blumen gemacht", erzählt sie. Beim ersten Mal sei es ihr noch bedeutend schwerer gefallen, doch habe sie schon etwas Übung. "Man braucht viel Kraft, denn das Geflecht hält nicht von allein so gut zusammen", sagt sie.