Der Arzt, dem Frauen vertrauen
Autor: Evi Seeger
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 08. Juli 2016
Gabor Ronay arbeitet seit 25 Jahren als Gynäkologe in Höchstadt. Er sieht sowohl auf seinen Berufsstand als auch auf die Patienten schwere Zeiten zukommen, weil die Kassenärztliche Vereinigung immer mehr reglementiert.
In der Garage steht ein rasanter knallroter Sportwagen. Die Schrift unter dem Kennzeichen fällt erst auf den zweiten Blick auf: "Frauenarzt mit Herz" ist dort zu lesen. Wer sich jetzt einen coolen Sonnyboy hinterm Steuer vorstellt, irrt gewaltig. Dr. Gabor Ronay ist das genaue Gegenteil: Sehr ernst, sehr ruhig und Arzt aus Passion. Vor 25 Jahren ist er als Juniorpartner des Höchstadter Gynäkologen Dr. Eberhard Ranger in dessen Praxis eingestiegen.
"Ich arbeite auch nach 25 Jahren mit voller Begeisterung - wie am ersten Tag", erzählt Ronay im Interview. Dass er Arzt, ja Frauenarzt, werden wollte, habe er schon als Junge gewusst, erzählt der gebürtige Budapester. 1973, mit 15 Jahren, floh er zusammen mit den Eltern aus Ungarn nach Franken. In Erlangen arbeitete sein Vater bei Siemens. Sein Abitur machte Gabor Ronay 1978 am Erlanger Albert-Schweitzer-Gymnasium.
Es folgte ein Studium der Humanmedizin an der Uni Erlangen mit Forschungsschwerpunkt Mammakarzinom. Seine Ausbildung zum Facharzt erhielt Ronay an der Universitätsfrauenklinik in Erlangen.
Seinen späteren Partner, den Frauenarzt Eberhard Ranger, lernte Ronay beim Tennis kennen. "Mit 18 war ich ein ziemlich guter Tennisspieler und habe Unterricht gegeben. Eberhard Ranger fragte mich, was ich einmal machen möchte." Er werde in Höchstadt eine Praxis eröffnen und könne sich meine Mitarbeit vorstellen. "In fünf Jahren hast du genug von dem Betrieb hier und kommst raus nach Höchstadt", hatte ihm Ranger schon damals prophezeit.
Genauso war es dann auch. Die Gemeinschaftspraxis Ranger/Ronay funktionierte 20 Jahre hervorragend. Die Partnerschaft mit Rangers Nachfolgerin hingegen erlitt nach einigen Jahren Schiffbruch. Jetzt sei er allein und habe Ranger "reaktiviert". "Seit Anfang dieses Jahres ist er mein Juniorpartner", sagt Ronay.
Die Suche nach einem neuen Praxispartner gestalte sich schwierig. Eine Frau wäre eine gute Ergänzung, weil manche Patientinnen nur von einer Ärztin behandelt werden wollen.
Auf die Patienten sieht Ronay allgemein schlechte Zeiten zukommen: "Es gibt immer weniger Ärzte und aufs Land wollen die jungen Leute ohnehin nur ungern." Was nicht verwundert. Alles werde immer schwieriger durch die vielen Reglementierungen der Kassenärztlichen Vereinigung, "unserem Oberboss". Sieben neue Gebührenordnungssysteme habe er bereits erlebt, erzählt der Frauenarzt.
Dass heute viele Patienten bei vielen Ärzten oft wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, hält er für ein Unding. Was ihm noch zu denken gibt, ist, "dass die Ausbildung immer schmalspuriger wird und die Allrounder aussterben". Viele Arbeiten werden nach außerhalb vergeben. Hingegen werde in seiner Praxis schon seit 30 Jahren Mammographie angeboten.
Außerdem verfüge sie über ein eigenes zytologisches Labor zur Untersuchung der Krebsabstriche.
Die Welt ein wenig besser machen
"Ich arbeite jetzt halt, so viel ich kann", sagt er. Sein Lebensplan ist, "bis 70 zu arbeiten und möglichst gesund zu bleiben". Wenn ihm dankbare Patientinnen Eier, Honig oder einen Wein mitbringen, was auch heute noch vorkommt, kann er sich über die Geschenke immer noch sehr freuen.Wie erholt sich ein vielbeschäftigter Arzt? In seinem ausgedehnten Garten, einem Selbstversorgerparadies mit Tomaten, Paprika, Beerensträuchern, das er in unzähligen Stunden mit eigener Hand angelegt hat, findet Ronay Entspannung. Und einmal im Jahr im Urlaub mit seiner Frau auf Safari in Afrika. Für Afrika schlägt ohnehin das Herz der Ronays. Dort haben sie bereits zwei Schulbauten komplett finanziert. Geld verdienen sei nicht alles. "Wir versuchen zu tun, was in unseren Möglichkeiten steht. Damit die Welt ein wenig besser wird!"