Druckartikel: "der Alptraum einer jeden Frau"

"der Alptraum einer jeden Frau"


Autor: Udo Güldner

Bamberg, Donnerstag, 07. Mai 2020

Die versuchte Vergewaltigung einer Joggerin und die grausame Vergewaltigung seiner Ehefrau in Verbindung mit Körperverletzung bringen einem 36-jährigen US-Amerikaner sechseinhalb Jahre Gefängnis ein.
Das Landgericht in Bamberg  Foto: Barbara Herbst


Ein Ex-Soldat der US-Army ist gestern Abend wegen der Vergewaltigung seiner Ehefrau und der versuchten Vergewaltigung einer weiteren Frau am Oberlandesgericht Bamberg zu einer Haftstraße von sechseinhalb Jahren verurteilt worden. Der 36 Jahre alte Mann hatte seine Opfer entlang der Bundesstraße nahe Adelsdorf und auf der Staatsstraße zwischen Baiersdorf und Langensendelbach brutal attackiert und gedemütigt.

"Es ist der Alptraum einer jeden Frau, aus heiterem Himmel überfallen und vergewaltigt zu werden." Selbst diese Worte Kristine Eberleins aus Erlangen lassen den Angeklagten kalt. Die Rechtsanwältin nimmt die Interessen der beiden weiblichen Opfer wahr. Schon früh plädiert sie für eine empfindliche Haftstrafe von acht Jahren und wird am Ende eines langen Verhandlungstages auch die Sicherungsverwahrung ins Spiel bringen.

"Äußerst brutal"

Wenn man sich die beiden Taten ansieht, dann spricht vieles für die präventive Haft, die in regelmäßigen Abständen immer wieder überprüft werden muss. Wer weiterhin gefährlich ist und schwere Straftaten gegen Leib und Leben verüben würde, käme gar nicht mehr frei. Der Vorsitzende Richter Markus Reznik warnte denn auch den Angeklagten. Bei einer neuerlichen Sexualstraftat nach seiner Entlassung könne diese notfalls lebenslängliche Maßnahme drohen. Auch Staatsanwalt Johannes Bartsch machte insbesondere die zweite Tat "mit ihrer äußerst brutalen Ausführung" große Sorgen.

Schwer traumatisiert

Zuerst traf es die heute 34-jährige Ehefrau des Angeklagten. Nach einer feuchtfröhlichen Feier in Hemhofen hatte sich das Paar im Oktober 2018 nachts auf den Heimweg gemacht. Dabei verpassten die beiden stark Betrunkenen um kurz nach drei Uhr früh den letzten Bus. Obwohl sie ein Taxi rufen wollte, bestand er darauf, zu Fuß nach Hause zu gehen. In der Nähe von Adelsdorf sprang er sie in stockfinsterer Nacht dann von hinten an. Er packte sie an den Haaren, schlug ihr mit der Hand mehrfach auf den Hinterkopf und drückte ihr Gesicht mit Gewalt zu Boden. Danach vergewaltigte er sie auf alle nur denkbaren Arten, die aus Rücksicht auf die psychisch schwer geschädigte Frau nicht genauer geschildert werden sollen. "Ich dachte, ich bekomme einen Stein an den Kopf oder lande im Menschenhandel." Nach geraumer Zeit jedenfalls ließ er von ihr ab. Sie konnte dann ein vorbeifahrendes Fahrzeug anhalten. Sie wurde wegen starker Schmerzen im Unterleib in der Frauenklinik Erlangen behandelt, weigerte sich jedoch, gegen ihren Peiniger auszusagen. So konnte die Staatsanwaltschaft nicht gegen ihn ermitteln. Dabei war die derzeit noch bestehende Ehe nach neun Jahren längst zu einer problematischen Beziehung verkümmert.

Massive Schläge

Die zweite Tat ereignete sich Juli 2019 um kurz vor acht Uhr morgens. Eine 35-jährige Joggerin war auf ihrer Laufstrecke, die Kopfhörer auf, als sie vom heranradelnden Angeklagten von hinten gerammt wurde. "Ich dachte erst noch, es wäre ein Unfall." Doch nicht lange. Er attackierte sein Opfer mit mehreren massiven Schlägen auf den Hinterkopf. Wohl um sie bewusstlos zu machen und sie so einfacher in die Scheune schleppen zu können. Als das nicht klappte, packte er sie an den Haaren und zerrte sie mit brutaler Gewalt rund 100 Meter in Richtung des auf freiem Feld stehenden Gebäudes. "Er guckte nur so, ohne Gefühle."

Weder die lauten Schmerzensschreie, noch die ausgerissenen Haare, noch das blutverschmierte Gesicht ließen ihn aufhören. "Ich hatte die Befürchtung, entweder schlägt er mich da hinten tot oder er vergewaltigt mich." Erst als er nachfassen wollte, konnte sich die sportliche Frau selbst befreien. Als sie zur Straße zurückrannte, verfolgte er sie.

Nur seine nach unten gerutschte Hose verhinderte, dass er sie einholen konnte. Und die zufällig vorbeifahrende Streife der Polizei Erlangen-Land. Beim Versuch, mit seinem Fahrrad zu entkommen, wurde er festgenommen.

Panikattacken

Im Zeugenstand konnte die inzwischen schwangere Frau die Tränen nicht unterdrücken. Zu tief sitzt die Traumatisierung, zu schlimm war die Demütigung. Die Schürfwunden und Prellungen sind da längst verheilt. "Das hat meine Naivität der Welt gegenüber schon sehr erschüttert." In engen Gassen habe sie Panikattacken, habe Angst, dass es noch viel mehr böse Menschen auf der Welt gebe. "Ich versuche, einfach weiterzuleben."

Der geständige Verurteilte kommt in eine psychiatrische Einrichtung, wo er zwei Jahre lang eine Therapie durchlaufen muss. Ziel wird es sein, die seit seiner Jugend schädliche Alkohol-Abhängigkeit in den Griff zu bekommen. Denn eine Flasche Wodka, mehrere Tequilas und zwei Kästen Bier am Tag hätten ihn alle Hemmungen verlieren lassen. Die Taten hatte er mit bis zu 2,3 Promille begangen. Dennoch hielt ihn die Strafkammer für voll schuldfähig. "Diese Maßnahme wird nichts bringen, weil die Straftaten im Charakter des Angeklagten angelegt sind," so Rechtsanwältin Eberlein. "Er zeigt keinerlei Empathie. Seine Entschuldigung war ein Schlag ins Gesicht meiner Mandantin."