"Den Menschen nahe sein"
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Donnerstag, 12. Dezember 2019
Kann die Kirche Geborgenheit schenken? Ein Gespräch mit dem Forchheimer Salesianerpater Josef Brandl.
Josef Hofbauer In der Bibelkonkordanz, dem alphabetisch sortierten Themenregister mit mehreren Hundert Stichwörtern und dazu passenden Bibelstellen, kommt das Wort Geborgenheit überhaupt nicht vor. Davon hat sich Pater Josef Brandl, der mehr als zwei Jahrzehnte die Pfarrei Don Bosco in Forchheim leitete, überzeugt. Gleichwohl, so der Salesianer, sei die Kirche gut beraten, ein Klima zu schaffen, in dem sich die Gläubigen wohl fühlen, Geborgenheit erleben könnten.
Kirche sei heutzutage ein Stück weit beliebig geworden, kritisiert Brandl. "Jeder bastelt sich seinen eigenen Glauben zusammen. Wir Seelsorger müssen uns eingestehen, die Kirche ist nicht mehr der zentrale Punkt im Leben der Menschen", zeigt sich der Ordensmann selbstkritisch. So folgert Pater Brandl: "Das Wichtigste ist, als Seelsorger möglichst nahe an den Menschen zu sein." Nur so könnten Geistliche ihren "Schäflein" das Gefühl vermitteln, angenommen zu sein.
Kirche ist nur der Weg
"Ein Pfarrer muss in seiner Gemeinde Vordenker sein, er muss die Menschen mitnehmen, begeistern, er muss Vorbild sein", fordert Brandl, ein Mann, der das über Jahrzehnte so vorgelebt hat. "Mein Ziel war nie die Kirche. Sie ist nur der Weg, der Weg zu Gott." Auf diesem Weg müsse der Pfarrer Motivator sein. Aber auf keinen Fall Einzelkämpfer. Die immer größer werdenden Seelsorgebezirke machten diese Aufgabe nicht einfacher.
Der Quell der Geborgenheit
Die Familienseelsorge müsse ein Schwerpunkt kirchlichen Handelns sein. "Wer sich für Familien engagiert, handelt zukunftsorientiert. Die Familie ist der erste Ort der Glaubensbegegnung", stellt der Salesianerpater fest. Kirche baue auf dieses Fundament des angenommen Seins, der Liebe und des Vertrauens, kurz der Geborgenheit, auf.
Deshalb sei es auch wichtig, dass die Kirche die Trägerschaft für Kindergärten übernehme. "Eine Möglichkeit mit jungen Eltern in Kontakt zu kommen und Seelsorge zu leben", findet Brandl. Frei nach dem Bibelwort "Lasset die Kinder zu mir kommen" hat Pater Brandl in seiner aktiven Zeit engagierte Eltern ermuntert, Kindergottesdienste zu gestalten. So sei ein Miteinander im Glauben entstanden. Möglicherweise auch ein Stück Geborgenheit.
Perspektiven entwickeln
So komme es nicht von ungefähr, dass sich Kinder aus der Pfarrei Don Bosco bereit erklärten, an Sonntagen als Ministranten den Dienst am Altar zu übernehmen. Mehr als ein Dutzend Messdiener begleiten hier die Eucharistiefeier.