Druckartikel: Den Dichterfürsten dürstete auch nach Dettelbacher Wein

Den Dichterfürsten dürstete auch nach Dettelbacher Wein


Autor: Gerda Völk

Burgkunstadt, Dienstag, 20. März 2018

Es war ein heißer Samstag im August 2004, als Hans Bauer von einem Weinhändler angerufen wurde, der nachfragte, ob Goethe auch Weine aus Dettelbach bezogen ...


Es war ein heißer Samstag im August 2004, als Hans Bauer von einem Weinhändler angerufen wurde, der nachfragte, ob Goethe auch Weine aus Dettelbach bezogen habe. Damit reizte er die Neugierde des ehemaligen Heimatpflegers aus Unterfranken, dessen mehrjährige Forschungsarbeit im Buch "Goethe - Franken, Wein und Frauen" erschienen ist.
Kürzlich war Hans Bauer Gast bei der Bezirksgruppe des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) im katholischen Pfarrsaal in Burgkunstadt. Hans Bauer ist in Burgkunstadt geboren und in Weismain aufgewachsen und lebt heute in Unterfranken. Bis zum besagten Anruf war nur bekannt, dass Goethe vom Würzburger Steinwein begeistert war. Doch trank er auch andere Weine fränkischer Herkunft?


In Weimar nachgeforscht

Da Goethe Haushaltsbuch führte, forschte Bauer im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und wurde schließlich fündig. Dort fand er eine Rechnung der Weinhandelscompanie Thaler & Döring aus Dettelbach über eine Lieferung von rund zweieinhalb Eimern Dettelbacher Wein. Ein Eimer fasste 68 Liter. Auch der Weinhändler Hornschuch aus Rüdenhausen hatte Wein an den Dichterfürsten geliefert. Auf dem dortigen Weingut lebt heute Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen, ein bekannter Fotojournalist. Mit der Bezahlung ließ sich Goethe oft bis zu einem Jahr Zeit. Wagte es ein Weinhändler den säumigen Zahler anzumahnen, bekam er nie wieder eine Bestellung.
Bei einem Kuraufenthalt in Karlsbad im April 1820, Goethe residierte damals im Hotel "Zu den drei Mohren", blieb eine Lieferung seines geliebten Frankenweins lange Zeit aus. Der Dichterfürst vermutete, dass der Wein wahrscheinlich an der Grenze liege und man neue Schikanen ersonnen habe, um die den Kurgästen zustehende Gunst zu schmälern. Am 17. Mai 1820 traf die sehnlichst herbeigewünschte Bestellung endlich ein und konnte in Flaschen abgefüllt werden. Auch der stilvolle Genuss des Weines war Goethe wichtig. "Es kam ihm darauf an, seinen Wein aus edlen Gläsern zu trinken", erklärte der Referent. Auch liebte er den Wein ausschließlich unverdünnt. Goethe konnte schon mal Zeitgenossen kritisieren ("Wo haben Sie denn diese Sitte her?"), die ihren Wein mit Wasser verdünnten. Als er selbst an einem heißen Tag einmal seinen Wein mit Wasser verdünnte, sah er sich den spöttischen Bemerkungen des Nebentisches ausgesetzt. Seine Verärgerung brachte er mit folgenden Zeilen zum Ausdruck, die er in die Tischplatte einritzte: "Wasser allein macht stumm. Das zeigen im Wasser die Fische. Wein allein macht dumm. Siehe die Herren am Tische. Da ich kein's von beiden will sein. Trinke ich Wasser vermischt mit Wein."


36 Bratwürste zum Frühstück

In Nürnberg hielt sich Goethe vier Mal auf. Kurz vor seiner Abreise am 14. November 1797 aß er zum zweiten Frühstück drei Dutzend Bratwürste. Weitere Orte, die Goethe in Franken besuchte, waren Erlangen, Baiersdorf, Strullendorf und Bamberg, wo er im "Lamm" zu Mittag speiste. Im Landkreis Lichtenfels führte seine Reise durch die Orte Staffelstein, Lichtenfels ("schöne Stadt"), Trieb ("Kloster rund gebaut"), Hochstadt, ("schöne steinerne Brücke") durch Zettlitz ("gutes Feld") über Oberlangenstadt nach Kronach.
Goethe war auch dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan. Die Liebe seines Lebens, Christiane Vulpius, heiratete er am 19. Oktober 1806. Nach Sohn August brachte Christiane vier weitere Kinder zur Welt, die aber das Säuglingsalter nicht überlebten, was an einer Rhesusunverträglichkeit gelegen haben dürfte.


Stadt ist aus CHW ausgetreten

Jutta Löbling, CHW-Bezirksgruppenleiterin, kann die Gründe nicht nachvollziehen, warum die Stadt Burgkunstadt nach 60-jähriger Mitgliedschaft den Geschichtsverein verlassen hat. Am Mitgliedsbeitrag von 20 Euro dürfte es nicht gelegen haben. Es sei traurig, "wenn man das Gefühl vermittelt bekommt, dass die Arbeit nicht gewürdigt wird", sagte sie.