Dekanatsfrauen waren der Bedeutung des Kochens auf der Spur
Autor: Jens Fertinger
Rügheim, Freitag, 12. August 2016
Kochshows boomen, das Internet ist eine große Rezeptbörse, gesunde Ernährung ein Pflichtthema. Dennoch stellt sich die Frage: "Ausgekocht?" Die gleichnamige...
Kochshows boomen, das Internet ist eine große Rezeptbörse, gesunde Ernährung ein Pflichtthema. Dennoch stellt sich die Frage: "Ausgekocht?"
Die gleichnamige Ausstellung im mittelfränkischen Burgfarrnbach, einem Stadtteil von Fürth, versucht eine Antwort darauf zu geben und folgt den Veränderungen und Widersprüchen in diesen zentralen Lebensbereichen. Die Bedeutung von Kochen und Essen wird in sozio-kulturellen, ökonomischen und politischen Perspektiven ausgeleuchtet. Mit Bildern, Objekten, Filmen, Kunst- und Alltagsgegenständen werden Geschichten aus einem scheinbar privaten Lebensbereich erzählt, dessen gesellschaftliche Bedeutung im wahrsten Sinne des Wortes "auf den Tisch kommt".
Geschlechterrollen ändern sich
Frauen verbringen in westlichen Ländern deutlich weniger Zeit mit Kochen als früher.
Das Kochen ist nicht mehr unverrückbare Aufgabe der Frauen. Tagesabläufe und Lebensstil haben sich verändert. Trotzdem bleiben die Frauen weiterhin zuständig für den wöchentlichen Speiseplan, den Einkaufszettel und das alltägliche Kochen, auch wenn Männer zunehmend mitmachen und Verantwortung übernehmen.Fertiggerichte, allzeit verfügbare Snacks, das Essen in Restaurants, Kantinen oder im Vorübergehen haben die Bedeutung des Kochens in Bewegung gebracht: Nicht mehr der Herd, sondern der Kühlschrank ist Zentrum der heimischen Küche.
Ein Teil der Dekanatsfrauen aus dem evangelischen Dekanat Rügheim und ebenso viele Gäste machten sich in diesen Tagen auf, um jene ansprechende Ausstellung mit dem doppeldeutigen Titel "ausgekocht" nachzuspüren. Empfangen wurde die Gruppe im historischen Marstall des Schlosses Burgfarrnbach von Ute Klauk vom Verein "Frauenindereinenwelt", der heuer auf sein zehnjähriges erfolgreiches Bestehen blicken kann und in Bayern einzigartig ist.
Die große Halle, welche einst als großzügiger Pferdestall gebaut worden war, bot genügend Platz, um die Themen breit gefächert darzustellen. Die übersichtliche Darstellung der jeweiligen Bereiche sprach die Besucher sofort an, und die kundige Führung durch Klauk ergänzte die Eindrücke mit Fakten zu den Inhalten.
Gemeinsames Essen im Trend
Alte, aber auch neuere Küchengeräte verlieren so nach und nach ihre Bedeutung und machen modernen Maschinen Platz; man möchte beinahe meinen, es hat sich wirklich "ausgekocht". Dass dem nicht so ist und gemeinsames Kochen und gemeinsames Essen - trotz Fastfood und Streetfood - wieder im Kommen
sind, zeigen nicht nur die bunten Kochshows berühmter Sterneköche, denn Genusskochen statt Versorgungskochen - Kochen aus Tüte und Dose - führt auch zu veränderten Essgewohnheiten. Die bekannten und beliebten Nahrungsmittel wie Tomate, Kartoffel und Zucker mit all ihren Vorzügen und zum Teil künstlich geschaffenen Nachteilen (Monokulturen, Überproduktion, unverhältnismäßig hoher Verwendungsanteil) bilden exemplarische Schwerpunkte der sehenswerten Ausstellung.
Nachdem man sich ausgiebig mit dem Kochen und Essen beschäftigt hatte, stand noch eine interessante Stadtführung in Fürth auf dem Programm.