Das Ziel ist gesundes Wachstum
Autor: Johanna Blum
Adelsdorf, Dienstag, 19. Juli 2016
Firmenchef Perry Soldan lässt sich von milden Wintern nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich produziert sein Unternehmen, dessen Produktion und Verwaltung vor zwei Jahren in Adelsdorf zusammengelegt wurden, nicht nur Hustenbonbons.
Em-eukal, das beliebte Hustenbonbon, wird seit mehr als 115 Jahren in Franken von der Firma Dr. C. Soldan produziert. Das mittelständische Unternehmen hat gerade sein Geschäftsjahr abgeschlossen. Dies ist Anlass, im FT-Sommergespräch mit Perry Soldan, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Familienbetriebs, einen Blick auf die aktuellen Ereignisse und Herausforderungen zu werfen.
Sie haben Ende Juni Ihr Geschäftsjahr abgeschlossen. Der Winter war ziemlich mild. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Ergebnis?
Perry Soldan: Wir konnten unseren Marktanteil ausbauen und das, obwohl der Hustenbonbonmarkt mit minus 20 Prozent im Januar und Februar 2016 rückläufig war. Insgesamt liegt damit unser Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres. Wir sind also sehr zufrieden, denn als unabhängiges Familienunternehmen können wir es uns leisten, langsam und solide zu wachsen.
Zudem haben wir in der jüngsten Vergangenheit tolle, innovative Produkte auf den Markt gebracht, die sicher ihre Liebhaber finden und damit ihren festen Platz im Regal. Und wir haben unsere Marktposition verteidigt, sind also nach wie vor die Nummer eins in der Apotheke, die Nummer zwei im Drogeriefachhandel und die Nummer vier im Lebensmitteleinzelhandel.
Was haben Sie sich für das neue Geschäftsjahr vorgenommen?
Wir haben zwei Ziele, die uns immer am Herzen liegen. Das eine ist, dass unsere Kunden unsere Spezialitäten mögen und gerne kaufen, wenn sie ein Produkt brauchen, das mit hochwertigen, natürlichen Zutaten hergestellt ist - ob es Em-eukal oder Kinder Em-eukal Bonbons oder Gummidrops sind oder unsere Rheila-Lakritzspezialitäten.
Das andere ist, dass unsere rund 200 Mitarbeiter hier in Franken weiterhin einen guten, sicheren Arbeitsplatz haben.
Um diese Ziele zu erreichen, geben wir dem Markt immer wieder neue Impulse, überzeugen mit konstant hoher Qualität und achten auf eine gesunde Entwicklung unseres Familienunternehmens. Denn ich habe natürlich noch ein ganz persönliches Ziel: Ich möchte ein solides Unternehmen an die fünfte Generation weitergeben.
Sie produzieren seit mehr als 115 Jahren in Franken. Bleibt das so oder gibt es Pläne, Teile der Firma ins Ausland zu verlagern?
Solange ich hier Verantwortung trage, bleibt dies in jedem Fall so. Sehen Sie, mein Urgroßvater, der Apotheker und Medizinalrat war, hat 1899 in Nürnberg unser Unternehmen am Hefnersplatz gegründet. Seit dieser Zeit sind wir als Bonbonmacher in Franken zu Hause.
Selbst wenn wir heute unsere Produkte auch verstärkt international etablieren, werden wir unseren Wurzeln treu bleiben und versuchen, mit unserer Wirtschaftskraft die Region zu stärken. Dies untermauert die Tatsache, dass wir vor zwei Jahren an unserem ursprünglichen Produktionsstandort Adelsdorf in einen Neubau für die Verwaltung investiert haben. Und weil unser Herz Franken gehört und die Menschen uns hier wichtig sind, engagieren wir uns zudem sozial hier. Das heißt, wir unterstützen ausgewählte Organisationen in verschiedenen Hilfsangeboten.
Warum haben Sie sich entschieden, auch die Verwaltung von Nürnberg nach Adelsdorf zu verlegen?
Mehr als 50 Jahre haben wir von zwei Standorten agiert. Das ging. Doch war schon immer klar, das geht auch besser. Sitzen Produktion und Verwaltung an einem Standort, lassen sich viele Prozesse schneller abstimmen.
Zudem kennen sich die Kollegen endlich auch persönlich. Vorher gab es in Adelsdorf und in Nürnberg je eine Soldan-Familie. Jetzt sind wir wie eine Patchworkfamilie zu einem Team zusammengewachsen.
Wie war die Resonanz der Mitarbeiter, als sie von Nürnberg nach Adelsdorf fahren mussten und müssen?
Es gab natürlich vereinzelte Mitarbeiter, die aufgrund des Umzugs eine alternative Aufgabe in ihrer Nähe gesucht haben. Doch war die Resonanz vorwiegend positiv. Denn die meisten freuten sich auf das neue, moderne Gebäude mit all seinen Annehmlichkeiten. Und wir haben versucht, mit Angeboten wie Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit das Arbeiten in unserem Unternehmen weiterhin attraktiv zu halten.
Stellen Sie neben Bonbons auch andere Produkte her?
Die meisten kennen uns historisch bedingt mit unserem Em-eukal klassisch, der noch heute nach Originalrezept meines
Urgroßvaters hergestellt wird. Das Em-eukal Bonbonsortiment haben wir in den letzten Jahren sukzessive um Geschmacksrichtungen erweitert, zum Beispiel Em-eukal Ingwer-Orange oder Em-eukal milde Minze.
Und wir haben vor einem Jahr zusätzlich zu den Bonbons Gummidrops entwickelt. Denn es gibt Menschen, die gerne kauen und Wert auf Premiumqualität legen. Die Gummidrops haben einen sehr großen Erfolg und schon eine treue Käuferschicht gefunden. Außer Em-eukal, also den Bonbons, die nur echt mit der Fahne sind, stellen wir noch "aecht Bayrischer Blockmalz" her und bedienen die Lakritzfreunde in Deutschland mit unseren Rheila-Spezialitäten. Diese Marke haben wir 2013 übernommen und stellen die Produkte inzwischen auch nach unseren strengen Qualitätskriterien in unserer Produktion in Adelsdorf her.
Was ist Ihre Philosophie, auf was legen Sie besonderen Wert?
Den Grundstein für unsere
Philosophie legte schon mein Urgroßvater: Wir stellen seit jeher alle Produkte mit hochwertigen und natürlichen Zutaten her und haben ein sehr stringentes Qualitätsmanagement, das entsprechend der heutigen Standards zertifiziert ist. Dazu besitzen wir seit über 50 Jahren die pharmazeutische Herstellungserlaubnis nach Arzneimittelgesetz, die nur wenige Unternehmen in unserer Branche haben. Diese erlaubt uns, auch in der Auftragsherstellung aktiv zu sein. "Geschmack zeigt Wirkung" - alle Bonbonliebhaber können sich also auf eine konstant hohe Qualität verlassen. Und wir arbeiten jeden Tag aufs Neue daran, dass dies so bleibt.
Für die Region sind Sie ein wichtiger Arbeitgeber. Wie viele Ausbildungsplätze vergeben Sie pro Jahr? Und suchen Sie für das neue Jahr noch Auszubildende?
Pro Jahr stellen wir rund fünf Auszubildende in kaufmännischen wie technischen Berufen ein.
Die meisten übernehmen wir im Anschluss an ihre Lehre. Dabei suchen wir natürlich auch immer Bonbonkocher, die mit Leidenschaft und Sorgfalt unsere verschiedenen Spezialitäten herstellen. Der Ausbildungsberuf heißt heute offiziell "Süßwarentechnologe" und ist sicher einer der süßesten und vielfältigsten Jobs, bei dem man viel verkosten darf, aber auch technisches Verständnis für unsere Maschinen braucht.
Wie sehen Sie Em-eukal bzw. Ihr Familienunternehmen in der Zukunft und haben Sie vor zu expandieren?
Jede Generation hat für unser Unternehmen einen Fußabdruck hinterlassen, mein Urgroßvater, mein Großvater, mein Vater. So ist es natürlich auch mein Wunsch, das Unternehmen weiter zu formen. Wir haben das Glück unabhängig zu sein, so können wir langsam und gesund wachsen. Dies ist klares Ziel.
Denn mittelfristig wollen wir die Bonbonmacher aus Deutschland sein und uns international auf ausgewählten Märkten etablieren. Meine Vision? Wenn Bonbon, dann Em-eukal.
Herr Soldan, Hand aufs Herz: Lutschen Sie täglich auch Bonbons? Und welche Sorte empfehlen Sie für die heißen Sommertage?
Natürlich lutsche ich täglich Bonbons. Sehr oft deswegen, weil wir neue Rezepturen verkosten. Doch auch als Erfrischung oder dann, wenn ich etwas Balsam für die Stimme brauche. An heißen Sommertagen sind Em-eukal Ingwer-Orange, Em-eukal Zitrone oder Kinder Em-eukal Gummidrops Orange meine Favoriten. Dicht gefolgt von einem frischen, kühlen Kellerbier ...
Das Gespräch führte
Johanna Blum.