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Das Ringen um ein Großprojekt


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Montag, 22. August 2016

Vertreter der Wirtschaft drängen weiter auf den Bau eines neuen Flugplatzes. Vorwürfe, das Luftamt verzögere das Verfahren, weist Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer entschieden zurück.
Die bewaldeten Höhen hinter dem Gelände bei Wiesenfeld lassen es der Flugsicherung als ungeeignet für einen Verkehrslandeplatz erscheinen.  Foto: Rainer Lutz


Das Ringen um einen neuen Verkehrslandeplatz im Coburger Land nimmt kein Ende. Die Position der Befürworter des Projekts ist dabei in den vergangenen Monaten immer weiter ins Wanken geraten. Um so mehr Nachdruck verleihen die Unternehmen, die an einem deutlich größerem Verkehrslandeplatz als dem auf der Brandensteinsebene interessiert sind, ihrer Forderung Nachdruck.
Einen schweren Rückschlag musste die Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz im vergangenen Jahr hinnehmen. Im August erklärte die Deutsche Flugsicherung den neuen Standort für ungeeignet. Darauf hin war das Luftamt Nordbayern rechtlich gezwungen, den Antrag auf ein Planfeststellungsverfahren abzulehnen. Dies wurde der Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz mitgeteilt, verbunden mit der Empfehlung den Antrag zurückzuziehen, weil er eben sonst abgelehnt werden müsste.In der Gesellschaft ist neben Unternehmen auch die Stadt Coburg beteiligt. Der Landkreis wurde durch einen Bürgerentscheid gezwungen, die Gesellschaft zu verlassen.
Die Sicherheitsbedenken der Flugsicherung sollte eine Studie ausräumen, die von der Projektgesellschaft in Auftrag gegeben wurde. Den nötigen Zeitaufschub verschaffte sich die Gesellschaft mit Hilfe von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die Studie kam zwar zu dem von der Projektgesellschaft erhofften Ergebnis - die Flugsicherung blieb aber bei ihrer Sicht der Dinge und lehnte das Vorhaben weiterhin ab.


Brief an die Regierung

Zuletzt wandte sich dann der Coburger Unternehmer Michael Stoschek direkt an den Ministerpräsidenten von Mittelfranken, Thomas Bauer, dem auch das Luftamt Nordbayern untersteht und forderte ihn auf, die aus der Sicht von Stoschek "sinnlose Diskussion" um die Eignung der Brandensteinsebene für Geschäftsflugzeuge zu beenden. Stoschek kritisierte vor allem die Aussage des Pressesprechers der Regierung von Mittelfranken, die Brandensteinsebene ließe sich dauerhaft für den Instrumentenflug ertüchtigen, wenn die Anflugbefeuerung verlängert würde. Die Länge der Landebahn reicht nach Stoscheks Meinung trotzdem nicht aus.


Erlaubnisse auf Dauer möglich

2010 hatte die Flugsicherung den Instrumentenflug auf der Brandensteinsebene eingestellt. Nachdem Sicherheitsstreifen eingerichtet und eine Anflugbefeuerung angelegt wurde, war der Instrumentenflug ab 2011 wieder möglich. Die örtlichen Firmen erhielten Außenstarterlaubnisse, um den Streifen vor dem eigentlich Bahnbeginn mit zu nutzen. Damit steht ihnen eine Landebahn von 782 Metern (statt sonst 632) zur Verfügung.
In einem Schreiben, mit dem Regierungspräsident Bauer Stoschek antwortet, erklärt er , dass diese Erlaubnisse zwar befristet seinen, jedoch auf Antrag unbefristet erteilt werden könnten. Aber: "Ein derartiger Antrag wurde bisher nicht gestellt."
Stoschek untermauert seine Zweifel an der fehlenden Sicherheit der Brandensteinsebene mit dem Hinweis auf Unfälle. Bei der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, so Bauer, sind aber nur zwei Unfälle gemeldet. Einer 2006, bei dem ein Pilot während der Landung keine Bremswirkung mehr hatte. Der zweite war das schwere Unglück mit drei Todesopfern 2014, das laut Bauer aber nichts mit den Flugbetriebsflächen - sprich der Bahnlänge - zu tun hatte.
Die Aussage des Pressesprechers sei korrekt gewesen. Denn ein Gutachten, das im Rahmen des Antrags der Projektgesellschaft erstellt wurde, sieht die Verlängerung der Anflugbefeuerung als "aufwändig, aber machbar" an. Die Kosten werden auf eine Million Euro, also deutlich weniger als für einen neuen Verkehrslandeplatz, geschätzt.


Obergrenze gibt es immer

Damit wäre der Geschäftsflugverkehr ohne Einschränkung möglich. Allerdings nur für Flugzeuge bis zu einer bestimmten Größe. Das, so der Regierungspräsident, sei aber bei fast allen Flugplätzen so. Selbst auf dem Flughafen Nürnberg, wo eine Boeing 747 wegen ihrer Größe nicht landen dürfe. Genau da liegt das Problem der Unternehmer, die eben mit größeren Propellerflugzeugen oder Jets fliegen wollen und daher auf den Bau des neuen Platzes drängen. Am neuen Standort zwischen Wiesenfeld und Neida hat nun aber die Flugsicherung Bedenken wegen der Höhe der benachbarten Hügel.
Dass sich die Diskussion um das Projekt so lange zieht, sieht Bauer nicht als Schuld der Regierung und des Luftamtes. Noch immer seien etwa naturschutzrechtliche Probleme zum neuen Standort nicht gelöst, so Bauer. Daher liege auch noch keine abschließende Stellungnahme der Oberen Naturschutzbehörde vor. Die Antragsteller selbst hätten noch Ergänzungen zu der von ihnen beauftragten Studie angekündigt, die abgewartet werden müssten.


Offene Fragen zu Naturschutz

Schon im vergangenen Jahr, als der Projektgesellschaft die Ablehnung der Flugsicherung mitgeteilt wurde, heißt es in einem Anhang zum Schreiben unter dem Thema Naturschutz: "Der Antragsteller hat sich unter vier Alternativen wissentlich für den Standort mit den größten Artenschutzproblemen entschieden." Gerade aber die Probleme mit dem Naturschutz könnten laut Bauer dazu führen, dass geprüft werden muss, ob die Brandensteinsebene eben nicht doch eine zumutbare Alternative darstellt.
Michael Stoschek hatte sogar geäußert: "Leider gibt es Mitarbeiter im Luftamt, die das Verfahren behindern und lieber mit den Flugplatzgegnern zusammenarbeiten."
Dazu stellt der Regierungspräsident fest: "... dass Kontakte der Mitarbeiter des Luftamtes Nordbayern mit Einwendern ausschließlich in einem für Verfahren dieser Größenordnung üblichen Rahmen stattfanden, beispielsweise (...) bei der Gewährung von Akteneinsicht. Eine Behinderung des Verfahrens oder eine Zusammenarbeit mit Flugplatzgegnern konnte ich im Rahmen meiner Nachfragen nicht erkennen."