Das Rätsel um den Wappenstein
Autor: Erich Olbrich
Kulmbach, Dienstag, 22. Januar 2019
Die Geschichte des Hohenzollern-Schilds am Haus Obere Stadt 13 ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Auch die Frage, wo früher das Kastenamt untergebracht war, entzweit die Historiker.
Erich und Marcus Olbrich Ein sehr interessantes Wohnhaus in der Kulmbacher Altstadt ist das Anwesen Obere Stadt 13. Der Wappenstein über dem Rundbogen des Portals zeigt unten das weiß-schwarze Hohenzollernschild und auf einem Sandsteinsockel das brandenburgische Adlerwappen. Aber befand sich dieser Wappenstein schon immer hier? Und falls nicht: Wo war er früher angebracht?
Es kann durchaus die Vermutung angestellt werden, dass er einmal zu einem anderen Gebäude gehört hat. Eine Verlagerung des Standorts von Wappen ist keine Seltenheit.
Der Heimatforscher Heinrich Mader, dessen Familie selbst von 1931 bis 1967 im Gebäude Obere Stadt 13 wohnte, vermutete in einer Veröffentlichung von 1964, dass sich hier einmal die Amtsräume des Kastners befunden haben könnten. Er führte dies unter anderem auf die auffallend großen Räume zurück.
Als weitere Bestätigung seiner Theorie glaubte Mader den am Gebäude angebrachten und in Sandstein gemeißelten Zollernschild und den roten brandenburgischen Adler deuten zu können. Im Häuserbuch der Stadt Kulmbach findet sich allerdings kein derartiger Hinweis. Im Gegenteil: Langjährige Forschungen führten den verdienten ehemaligen Stadtarchivar Richard Lenker zu einer anderen Standortbestimmung des letzten Kastenamts.
Gewölbter Sandsteinkeller
1662 erwarb demnach die markgräfliche Regierung das als "Peuschlische" oder auch "Papuische" bezeichnete Haus im Kirchwehr. Dieses Wohnhaus wurde dann in der Folgezeit zum Kastenamtshaus umfunktioniert und diente diesem Zweck bis zu seiner Auflösung.
Das Gebäude lag von der markgräflichen Kanzlei in der Oberen Stadt 33 aus gesehen unmittelbar links neben dem "Prinzessenhaus" (Obere Stadt 36) - und zwar gegenüber dem Aufgang zur Petrikirche. Das Grundstück reichte bis hinunter zu der zum Oberhacken führenden Treppe und beanspruchte auch noch einen Teil der Straßenfläche des Schießgrabens. Bei Straßenbauarbeiten wurde hier ein gewölbter Sandsteinkeller gefunden. Dieser befindet sich heute noch unter den Parkplätzen der Arbeiterwohlfahrt. Ein Aquarellbild zeigt das Gebäude zwischen 1870 und 1882.
Zum Kastenamt gehörte auch der "Kasten", also das Kornhaus. Er stand am Marktplatz, wo sich heute das Vereinshaus befindet. Hier gab es die Räume zur Lagerung der Vorräte. Der Kastner war der Verwalter des Ganzen und hatte auch darauf anfallende Bauunterhaltungskosten zu verrechnen.